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Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen

Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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sage ich dir: Erhebe nicht den Stock gegen Neq! Wir dürfen nicht wieder in diesen schrecklichen Irrtum verfallen.«
    »Var war für mich mehr als ein Freund«, sagte sie höhnisch.
    »Trotzdem.«
    »Du hast kein Recht dazu.«
    Tyl gab keine Antwort, und damit war diese merkwürdige, gespannte Debatte beendet.
    Neq wusste im Nachhinein nicht mehr, ob er in jener Nacht hatte schlafen können oder ob die anderen Schlaf gefunden hatten. Langsam dämmerte schließlich der Morgen herauf.
    Vara hatte sich sehr verändert. Sie glich nicht mehr einer unnützen Irren-Frau. Diese Verkleidung hatte sie vermutlich nur den Dörflern zuliebe getragen, die in ihrer Kleidung den Irren ähnelten. Nun aber trug sie ein Nomadengewand, und das Haar fiel ihr lose auf die Schultern und ringelte sich über den sanften Hügeln ihrer Brüste. Aber auch so wirkte sie atemberaubend.
    Und sie trug Stöcke - dieselben Zwillingsstöcke, die Var getragen hatte.
    Neq überlief ein Frösteln. Er hatte Var nach alter Nomadensitte seine Waffe mit ins Grab gegeben. Mit seinem Schwert hatte er die Erde aufgegraben und seine Greifer hatten die Steine aufgehäuft. Das Werk vieler Stunden. Und doch waren dies hier Vars Stöcke, die noch die Schrunden des Schwertes trugen. Neq erkannte die Narben einer Waffe, so wie er ein Gesicht erkennen konnte.
    »Wie du mit meinem Mann kämpftest, werde ich mit dir kämpfen«, rief ihm Vara entgegen. »Ich werde dich töten, wie du ihn getötet hast. Ich werde dich begraben, wie du ihn
    begraben hast. In allen Ehren. Und dann wird meine Trauer beginnen.«
    »Neq wird keine Frau bekämpfen«, sagte Tyl. »Ich kenne ihn so gut, wie ich Var kannte.«
     Vara hob die Stöcke und nahm neben dem Grabhügel Aufstellung. »Er mag kämpfen oder fliehen, wie er will. Hier ist der Ring - neben dem Grab meines Mannes. Die ganze Welt ist der Ring. Ich will meine Rache.«
    Diese Worte trafen Neq wie Schläge. Ihre Gefühle waren den seinen nach Neqas Tod so ähnlich! Er hatte damals Yod und dessen Stamm nicht verzeihen können. Er hatte ihnen bis jetzt nicht vergeben. Sein Verlangen nach Rache hatte zwar eine Veränderung durchgemacht, es war nun gegen die Gesellschaft der Gesetzlosen als Ganzem gerichtet, aber Rache war es immerhin geblieben. Wie konnte er ihr klarmachen, daß die Formel Leben um Leben nicht genügte?
     »Var war mein Freund«, wiederholte Tyl. »Vor meinem gesamten Stamm hat er mich beschämt, damals schon, als er noch ein kleiner Junge war, ein kleiner Wilder aus dem Ödland. Und als aus ihm ein Mann geworden war, da wollte ich ihm im Ring gegenübertreten. Aber Sola setzte sich für ihn ein, und als ich ihn näher kennenlernte -«
    Vara fasste nach ihren Stöcken und bewegte sich auf Neq zu. Er sah in ihren Augen Wildheit und Kummer, jenen Kummer, den er selbst mitgemacht hatte, der bewirkt hatte, daß er sämtliche Ehrbegriffe vergass und heimtückisch mordete, sinnlos mordete. Ja, er hatte diese Untaten begangen. Er hatte sinnlos getötet. Und jetzt wollte er das Schwert nicht mehr heben, um weiteres Unrecht zu begehen.
    Tyl trat zwischen die beiden. »Var wurde mein Freund«, sagte er. »In jedem anderen Fall würde ich seinen Tod selbst rächen. Diesen Kampf aber verbiete ich.«
    Vara sagte kein Wort dazu ... Sie holte mit einem Stock gegen Tyl aus, blitzschnell, und wandte dabei nicht den Blick von Neq. Es war kein schwacher weiblicher Hieb. Sie war hübsch und verstand ihre Waffe zu führen.
    Tyl fing den Streich mit dem Unterarm auf. »Du hast mich getroffen«, murmelte er leise. Der Hieb hatte eine sichtbare Spur hinterlassen. Hätte ein Mann den Schlag geführt oder
     wäre Tyl darauf nicht vorbereitet gewesen, hätte er ihm den Arm brechen können. »Lass mir Zeit, meine Waffe zu holen, denn von nun an ist es mein Kampf.«
    Vara wartete ungerührt. Es war ganz klar, daß sie einen Kampf mit Tyl nicht beabsichtigt hatte und auch jetzt nicht mit ihm kämpfen wollte. Doch hatte sie ihn getroffen, während er unbewaffnet war - mit voller Absicht unbewaffnet, denn Tyl wusste immer genau, wann er seine Waffe tragen musste und wann nicht. Sie war nach dem Ring-Codex schuldig geworden.
     Tyl holte seine Stöcke. Neq sah es mit Erleichterung. Wäre Tyl ihr mit dem Schwert entgegengetreten, so hätte Neq sich sein Leben lang an ihrem Tod schuldig fühlen müssen. An den Stöcken merkte er, daß Tyl nur dazwischentreten wollte.
    Und was kümmerte es ihn überhaupt? Erst hatte er Neqs Selbstmordversuch

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