Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
glauben.
»Ergebt euch oder ihr müsst sterben!« rief der Anführer. Ein Kreis hatte sich um die zwei Stockkämpfer gebildet, ein zweiter um Neq. »Wer seid ihr?«
»Tyl aller Waffen.«
»Vara - der Stock.«
Die Wegelagerer wurden nachdenklich. »Ich weiß bloß von einem Tyl aller Waffen, und das hier wäre ziemlich weit von seinem Gebiet entfernt.«
Tyl unterzog sich nicht der Mühe einer Antwort. Er hielt die Stöcke bereit. Sein Schwert hing ihm an der Seite.
»Wenn er es wirklich ist, dann werden wir ihn lebend nicht zu fassen bekommen«, meinte nun der Anführer. »Und auch seine Frau nicht.«
Vara ließ sich zu keiner Berichtigung herbei. Auch ihre Stöcke waren bereit.
»Warum er wohl ohne seinen Stamm auf Wanderschaft ist?« fragte ein zweiter. »Und mit einem Mädchen, das seine Tochter sein könnte?« »Vielleicht gerade deswegen«, meinte der Anführer. Er trat nun vor Neq hin. »Dieser da sagt kein Wort und versteckt seine Waffe. Wer bist du?«
Langsam hob Neq die Linke. Der lose Ärmel glitt zurück und ließ die metallenen Greifklauen sichtbar werden. Ein Murmeln erhob sich in der Gruppe. Der Anführer trat zurück.
»Ich hörte von einem, dem man die Hände abschlug. Er ließ sich das Schwert anschmieden und -«
Neq nickte. »Ja, Wegelagerer waren es.«
Der Kreis um ihn wurde weiter, als die Männer zurückwichen.
»Wir haben eine Feuerwaffe«, sagte nun der Anführer. »Wir wollen euch nicht töten, wenn ihr aber eine Bewegung macht -«
»Wir ziehen nur durch euer Gebiet«, sagte Neq. »Wir wollen mit euch nichts zu tun haben.« Er redete, um damit die Aufmerksamkeit von Tyl abzulenken, der inzwischen vielleicht seine eigene Feuerwaffe ziehen konnte. Der Gegner war zwar bei weitem in der Überzahl, was an sich keine Rolle gespielt hätte, wäre Neqs Klinge intakt gewesen und Tyls Schusswaffe bereit. Die Schusswaffe der Gesetzlosen brachte ihnen bei weitem nicht den Vorteil, den sie sich erhofften.
»Du hast sehr wohl mit uns zu tun«, sagte der Anführer.« Wir fordern von euch einen Dienst. Erfüllt ihn und ihr dürft weiterziehen, mit den Reichtümern unseres Stammes beladen. Versagt ihr, dann seid ihr des Todes.«
Neq spürte schmerzhaft Wut aufsteigen, als er sich so angesprochen hörte. Als ob ihn die Drohung irgendeines Gesetzlosen beeindruckt hätte! Er hatte einen ganzen Stamm dieser Art ausgerottet. Aber nun hatte er sein Schwert aufgegeben. Er würde nun ohne Schwert leben oder sterben müssen.
»Welchen Dienst fordert ihr?«
»Ihr sollt den Geisterwald bei Nacht durchwandern.«
Neq hätte am liebsten aufgelacht. »Ihr fürchtet Gespenster?«
»Aus gutem Grund. Bei Tag tut der Wald niemandem etwas zuleide und bildet unser reichstes Jagdgebiet - ein paar Meilen von hier, diesen Pfad entlang. Wer sich aber des Nachts in den Wald wagt, den strafen die Geister. Erst waren die Klingen daran, dann die stumpfen Waffen. Du sollst den Fluch bannen. Verbringe eine Nacht im Wald und überlebe. Wir werden euch reich belohnen. Unsere Nahrungsverrate, unsere ganze Ausrüstung, unsere Frauen -«
»Behaltet euren Kram! Gebt uns für heute zu essen. Dann werden wir den Geist herausfordern. Gemeinsam. Nicht euretwegen, sondern weil der Wald auf unserem Weg liegt.«
»Und ihr werdet das Schwert im Lager nicht ziehen?«
»Ich werde es bedeckt lassen, wenn keiner mich reizt.«
»Und du?« rief der Anführer Tyl zu.
»Ich ebenso«, zeigte Tyl sich einverstanden. Auch Vara nickte.
Langsam senkten die im Kreise Stehenden ihre Waffen.
*
Als die Sonne sich senkte, brachte man sie an den Rand des verhexten Waldes. Das Waldstück sah ganz normal aus -Mischwald mit Buchen, Birken, Eschen, Fichten, dazwischen dicht bewachsene Weidestücke. Hasen sprangen vor den Eindringlingen davon. Ja, wahrhaftig ein gutes Jagdgebiet.
»Gibt es hier in der Nähe Strahlungsmarkierungen?« fragte Tyl.
»Ja, etliche. Aber diese Gefahr ist vorbei. Wir besitzen eine Klick-Box. Die Todesstrahlen sind erloschen.«
»Und doch sterben Menschen«, murmelte Tyl.
»Nur des nachts.«
Um Strahlung konnte es sich dabei nicht handeln. Strahlen tauchten nicht plötzlich auf und waren dann verschwunden. Strahlung verging langsam mit der Zeit und wurde vom Tageslicht nicht beeinflusst.
»Wenn wir Var dabeihätten -« setzte Vara an. Und fing sich rechtzeitig.
»Es ist zehn Meilen von hier«, erklärte der Stammesführer. »Flussabwärts haben wir einen kleineren Schlupfwinkel. Und manchmal müssen
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