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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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schaffte. Ein Sicherheitsprogramm würde sich nach einer gewissen Zeit automatisch einschalten und mit Hilfe eines virtuellen Besatzungsmitglieds würde man sicher an Deck gelangen. Dann wünschte er Carl, Gary und Al eine aufregende Zeit an Bord des Luxusliners und ging.
    Nach dem Gary die CAT-Specs aufgesetzt hatte, stand er entspannt da. Beide Hände lagen locker auf dem Gitter seiner Laufbandumrandung und er starrte gebannt auf das Bild in seinem Visier. Vor ihm ragte der Rumpf der TITANIC empor; riesig, schwarz und unantastbar. Plötzlich überkam ihn grundlos der Gedanke, dass das Schiff Feindseligkeit ausstrahlte – und für den Bruchteil einer Sekunde, wollte er seine virtuelle Reise nicht antreten. Dieses Gefühl ging so schnell vorbei, wie es gekommen war und erleichtert atmete er auf. Um ihn herum standen überall merkwürdig gekleidete Menschen jeden Alters und er dachte bei sich, dass der hilfsbereite Steward keine Ahnung von dem Programm hatte. Diese Leute hier, die waren eindeutig keine anderen Mitspieler. Als er den Kopf wandte, bemerkte er neben sich eine Familie mit zwei kleinen Kindern, die mit Zofe und Kindermädchen reisten. An der altmodischen Kleidung, aber mehr noch der Kleinkinder wegen, erkannte er, dass es sich bei dieser Familie um virtuelle Passagiere handeln musste. Schließlich waren die Cyber-Welten erst ab achtzehn. Die junge Dame trug ein langes bordeauxrotes Kleid, dazu eine schwarze Samtjacke mit Pelzkragen und einen gleichfalls bordeauxroten Hut. Der junge Herr, an dessen Bein sich ein kleines, etwa zweijähriges Mädchen klammerte, trug auch einen Hut und in der Hand einen Spazierstock. Offensichtlich war er über etwas sehr verärgert, denn er sprach barsch und aufgebracht mit dem Kindermädchen, das einen kleinen, noch nicht ein Jahr alten Jungen auf dem Arm trug. Gary beobachtete diese Szene mit einer gewissen Faszination, auch wenn er nichts hören konnte. Das Kindermädchen ließ die Standpauke mit hochrotem Kopf über sich ergehen und es war ihr sichtlich peinlich, vor Zeugen so ausgescholten zu werden. Die Zofe, ein keckes junges Ding, lachte schadenfroh in sich hinein. Die junge Dame bemerkte die Belustigung ihrer Dienerin und wies sie umgehend mit erhobenem Finger zurecht. Da sie den Kopf dabei in seine Richtung drehte, konnte er sehen, wie hübsch sie war. Geil wie immer dachte er, wie schade es war, dass er sie nicht vögeln konnte. Da sah sie ihn an und in ihrem Gesicht war der Tod! Die wächserne Blässe hob das Schwarz ihrer Augen hervor, die leblos und dumpf in den Höhlen lagen. Nasses Haar klebte an ihrem Kopf und fiel ihr in wirren Strähnen ins Gesicht. Ihr Mund hatte sich zu einem lautlosen Schrei verzogen und in ihren Augen spiegelte sich Todesangst. Wie von einer plötzlichen Panik erfasst, taumelte sie auf ihn zu. Gary stand wie festgenagelt da – und dann ertönte eine Stimme über Kopfhörer. „ACHTUNG! IHR VIRTUELLES ABENTEUER BEGINNT JETZT! – WILLKOMMEN AN BORD DER TITANIC!“
    Vor lauter Schreck wäre er fast vom Laufband gefallen und es dauerte einen Moment, bis er sich wieder gefangen hatte. Sofort huschte sein Blick wieder in Richtung der jungen Dame – in der ängstlichen Erwartung, ihr geradewegs in die toten Augen zu sehen. Da fuhr ihm erneut der Schreck durch alle Glieder. – Die junge Dame und ihre Familie, aber auch all die anderen Menschen waren verschwunden. Er stand ganz allein auf der Pier.
    Seit gut zwanzig Minuten wanderten Al und Gary über die Decks der TITANIC und ihre anfängliche Begeisterung über die Cyber-Adventures hatte sich schnell gelegt. Als das Programm begann, waren sie Seite an Seite über die Gangway geschritten und im Eingangsbereich der ersten Klasse auf dem C-Deck gelandet. Aus der Werbung für die Cyber-Welten wussten sie, dass die Mitspieler ihre virtuelle Reise nicht unbedingt gemeinsam antraten, sondern das Programm individuell entschied, wo man startete. So wunderte es sie auch nicht, dass Carl nicht an ihrer Seite war.
    Zuerst hatten sie sich interessiert umgesehen, um zu entscheiden, ob sie gleich auf das Bootsdeck oder tiefer in den Bauch des Schiffes gehen sollten. Gerade, als Al vorschlug bis in die Kesselräume hinab zu steigen – um die ganze Action gleich von Anfang an so richtig mitzubekommen – ließ eine leichte Erschütterung die TITANIC sekundenlang erbeben. Das war der Eisberg, hatte er begeistert ausgerufen und war zur Treppe geeilt. Gary, genauso freudig erregt wie sein Freund, lief

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