TITANIC-WORLD
einen rein?“
Carl verdrehte die Augen und verzichtete auf eine Antwort, weil Al jedesmal nachdem er seine Uhr konsultiert hatte, die gleiche Frage stellte. Auch Gary ging nicht mehr darauf ein. Stattdessen sagte er: „Die vier Chicas von vorhin sind auch da“, und deutete mit dem Kopf auf eine Ecke gleich neben dem Ausgang. Seine Freunde sahen in die angegebene Richtung und ein Grinsen flog über ihre Gesichter. Al vergaß bei dem Anblick der vier jungen Frauen sogar, dass er vor zwei Minuten noch sehnsüchtig auf den Einlass gewartet hatte und sagte stattdessen an Carl gewandt: „Was ist, Alter? Wenn ich die Zaubermäuse da klar mache, kneifst du nicht wieder, oder?“ Er sahseinen Freund skeptisch an.
„Wie oft muss ich mich eigentlich noch wiederholen? Ich hab‘ Freitag nicht gekniffen, okay? Ich war einfach nur total knülle und die zwei hageren Ziegen, die du da angeschleppt hast, waren auch nicht gerade zum Anbeißen.“
„Die waren scharf, wie zwei Kampfhunde mit Hummeln im Arsch“, erwiderte Al gekränkt. „Wen interessiert’s denn da, wie die aussahen? War doch dunkel!“
Gary prustete los und Carl verzog das Gesicht. Er wollte seinem Freund gerade sagen, dass er sich, im Gegensatz zu Al und Gary, die Miezen nicht schön trinken konnte, ohne mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus zu landen, als sich die Türen des Vorstellungsraumes öffneten. Als die drei kurz darauf eintraten, hielten sie überrascht den Atem an. Der große Raum schien keine Wände zu haben; nur die unendliche Weite des Meeres. Ringsum dümpelten Eisberge und Eisschollen träge auf den sanften Wellen des nächtlichen Atlantiks. Über ihnen funkelten matt die Sterne von einem wolkenlosen, schwarzen Himmel.
„Mann, oh, Mann“, sagte Gary gedämpft und stupste Carl an. „Ich hab‘ voll das Gefühl, mitten im Meer zu stehen. Du nicht?“
„Total, Alter. Das ist absolut geil“, raunte Carl und sah sich zum wiederholten Male beeindruckt um.
„Das ist ja mal voll abgefahren!“ Al drehte sich um die eigene Achse und rief enthusiastisch: „Total krass, Alter! Total krass!“
Mittlerweile gingen mehrere Stewards durch die begeisterte Menge. Carl beobachtete, wie sie die Leute in dem Raum verteilten und erst jetzt fiel ihm auf, dass überall – in versetzten Reihen – eine Art kleiner Käfige standen, die allerdings nur etwa hüfthoch und oben offen waren. Er hatte keine Zeit sich zu wundern, da ein Steward ihn und seine Freunde ansprach und alle drei bat, in die Käfige direkt vor sich zu treten. Als Carl den ersten Schritt getan hatte, bemerkte er, dass er auf so etwas wie einem Laufband stand und er fragte den Steward danach.
„Ja, es sind tatsächlich eine Art Laufbänder“, erläuterte der freundlich. „Sobald das Programm gestartet ist und Sie sich in Bewegung setzen, passt sich der Cy-Walk ihren Schritten an.“ Carl pfiff anerkennend durch die Zähne und sah dann interessiert auf die Handschuhe, die der Steward ihm jetzt reichte. Sie sahen aus wie ganz normale schwarze Lederhandschuhe, aber der Steward erklärte ihm, dass die Innenseiten der Handschuhe, die er Cy-Touch nannte, über unzählige Sensoren verfügten. Nur so wäre es möglich, während des virtuellen Aufenthalts an Bord der TITANIC Gegenstände anzufassen oder Türen zu öffen. Danach zeigte er den dreien die CAT-Specs und Al witzelte, dass die Dinger aussahen, wie eine Mischung aus futuristischer Sonnen- und Taucherbrille. Damit hatte er gar nicht so unrecht. Die CAT-Specs waren übergroße, schwarze Brillen, die das gesamte Sichtfeld umschlossen. An den Bügeln befanden sich Kopfhörer und ein Mikrofon. Während der Steward ihnen nun half die Ausrüstung anzulegen - und das Mikro exakt ein Stückchen vom Mund entfernt in Stellung brachte – erklärte er, dass sich genau über den Kopfhörern an beiden Seiten ein Sicherheitsknopf befände, den man drücken konnte um das Programm zu stoppen. Er fügte ausdrücklich hinzu, das man diesen Knopf aber nur im Notfall betätigensollte – wenn einem, zum Beispiel, schlecht wurde oder Ähnliches; denn das virtuelle Abenteuer würde dann für alle Mitspieler unterbrochen. Er fügte noch hinzu, dass man während des Aufenthalts auf der virtuellen TITANIC, die anderen Mitspielern sehen und mit ihnen kommunizieren konnte; auf historische Persönlichkeiten würde man aber nicht treffen. Außerdem erläuterte er, dass man keine Panik bekommen müsse, falls man es nicht selbständig zum Bootsdeck
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