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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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sollen und außerdem faseln die nicht ständig was von Liebe. Die lassen sich gekonnt ficken, ziehen sich an und hauen ohne großes Getue wieder ab.“
    „So isses, Mann!“ Al sammelte die leeren Gläser ein und erhob sich. „Aber das war Freitagabend. Da war es dunkel und ich war geil. Jetzt ist Donnerstagmittag und es ist hell – das Auge isst schließlich auch mit.“ Ohne eine Antwort abzuwarten ging er zur Theke, um Nachschub zu besorgen. Der Dritte im Bunde, Carl, grinste Gary an und sagte mit gespielt verdrehten Augen: „Mann, ihr und eure Weibergeschichten! Wenn man euch zuhört, kommt’s einem vor, als gäbe es nichts anderes als vögeln.“
    „Gibt’s denn was?“ Auch Gary grinste und Carl erwiderte schlagfertig: „ Man United gewinnen die Championsleague und die Nationalleague und England wird in dem gleichen Jahr Weltmeister!“
    Darüber wollte sich Gary schier ausschütten vor lachen. Als Al mit dem Nachschub kam, sagte er prustend: „Mann, oh, Mann! Der Junge hier ist voll verstrahlt! Der glaubt ernsthaft, Fußball ist geiler, als ficken!“
    Al verzog das Gesicht. „Du musst dein Zeug endlich mal wieder loswerden, Carl.“ Er beugte sich vor und klopfte ihm kumpelhaft auf den Rücken. In einem übertrieben väterlichem Tonfall fuhr er dann lautstark fort: „ Es ist nicht gut, mein Junge, wenn man’s sich immer selbst besorgt. Gelegentlich musst du auch mal ‘ne Tussi an deinen Schwanz lassen, sonst fällt er dir ab – cheers !“
    Die drei lachten laut, prosteten sich zu und leerten ihre Gläser in einem Zug, ohne auf die missbilligenden Blicke der anderen Besucher zu achten. Keith Brown stand hinter der Theke. Er beobachtete die drei schon eine Weile und nach diesem neuerlichen Ausbruch unanständiger Fröhlichkeit, seufzte er still in sich hinein. Er war sehr stolzauf seine Position als Chefsteward des erste Klasse Rauchsalons und nicht zum ersten Mal dachte er, dass er auf diese Art von Gästen liebend gerne verzichten würde. Sie passten nicht in die gediegene Atmosphäre. Die Behaglichkeit des Raumes, die an einen vornehmen Herrenclub des letzten Jahrhunderts erinnerte, sollte Gentlemen in gutgeschnittenen Anzügen, die teuere Zigarren rauchten, vorbehalten bleiben. All die jungen Männer, die hier mit ihren den-Arsch-auf-halb-acht-Jeans und den stinkigen, selbstgedrehten Zigaretten ihr Bier tranken, zerstörten die Vornehmheit des Raumes. Ihre lauten, derben Reden belästigten die besser situierten Gäste die hierher kamen, um bei einem guten Cognac, das Flair längst vergangener Tage zu genießen. Wenn es nach Keith gegangen wäre, hätte er dieses Pack eigenhändig über die Reling befördert. Erlebniswelt hin, Erlebniswelt her, dachte er jetzt verbittert und überlegte, ob er diese drei sexbesessenen Machos in die Schranken weisen sollte. Wenn es nach mir ginge, hätten so ‘ne Typen hier überhaupt keinen Zutritt. Schade, dass Mr. Blake die Sonderkonzession für den Rauchsalon nicht verweigert wurde; dann müsste solches Gesindel dort rauchen und trinken, wo es hingehörte – im Biergarten der dritten Klasse!
    Wie die meisten der jüngeren Besucher der TITANIC-WORLD , so interessierten sich auch Carl, Al und Gary nicht im Geringsten für die tragische Geschichte des versunkenen Luxusliners. Für die Ausstellungsräume hatten sie keinen Blick übrig. Es waren einzig die Cyber-Adventures, die die drei zweiundzwanzigjährigen dazu veranlasst hatten, den Eintrittspreis zu zahlen. Die Erfahrung, in einem virtuellen Spiel als reale Person das Geschehen interaktiv mitgestalten zu können, wollten sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Carl, Al und Gary waren mehr als gespannt, ob die Werbung halten konnte, was sie versprach. Zwar konnten sie sich vorstellen, wie es sein müsste , als lebender Mensch in einem Computerspiel zu sein; aber wie Carl es am Morgen noch so treffend ausgedrückt hatte: Probieren geht über studieren . Sie hatten sich für 14. April 1912 – The Death of the Titan entschieden, da sich alle drei von einem live miterlebten Untergang mehr Action versprachen.
    Jetzt standen sie mit rund hundertfünfzig weiteren Personen, die zumeist in ihrem Alter waren, im Foyer des Cyber-Adventure I und warteten auf den Einlass. Der große Raum hallte von den Stimmen der aufgeregten Besucher wider und es lag Spannung in der Luft.
    Al sah zum fünften Mal innerhalb der letzten zwei Minuten auf seine Armbanduhr und sagte ruhelos: „Zehn vor drei. Wann meint ihr, lassen die

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