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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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war, ging von ihm aus. Emily blinzelte und trat im gleichen Moment erschrocken einen Schritt zurück. Lächelnd, ihr seine Hand entgegenstreckend, trat der junge Mann auf sie zu und sie hörte ihn sagen: „Hallo, mein Name ist Thomas Andrews. Ich habe die TITANIC konstruiert und wollte so eben die Notizen auswerten, die ich im Laufe des Tages gemacht habe.“ Fröhlich zeigte er ihr ein kleines schwarzes Büchlein. Dann nahm er eine völlig verdutzte Emily beim Arm und führte sie zu einer Kabine; ein schlichter Messingbeschlag wies sie als A-36 aus. Als er die Tür öffnete, stieß sie einen Überraschungsruf aus. Diese Luxussuite schien im Gegensatz zu den anderen Kabinen und Suiten, die sie heute besichtigt hatte, wirklich bewohnt zu sein. Ein Mantel war nachlässig über einen der Sessel geworfen worden und auf dem Sofa lagen unzählige, sauber aufgerollte Blaupausen. Auf dem Tisch waren verschiedene Deckpläne ausgebreitet; Bleistifte, Lineale, Zirkel und Notizbücher lässig darauf verstreut. Es dauerte einen Moment, bis Emily sich wieder gefangen hatte. Doch dann sagte sie lächelnd: „Es freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Andrews . Und ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich Ihnen sage, dass Sie dem Zimmer meines Enkels in punkto Unordnung scharfe Konkurenz machen.“
    „Nur der Dumme sieht die Unordnung – ein Genie überblickt das Chaos.“ Er lächelte sie verschmitzt an und heiter fort: „ Thomas Andrews war ein Genie. Er hat die schönsten Schiffe seiner Zeit konstruiert und es ist ein Jammer, dass keines der drei Schwesterschiffe zur Besichtung erhalten worden ist. – Aber“, er breitete die Arme aus und fügte stolz hinzu: „Zum Glück gibt’s ja jetzt die TITANIC-WORLD !“
    „Sie sind einer der vielen Schauspieler hier, nicht wahr?“
    „Ja, Madam. Einer von vieren, die Thomas Andrews darstellen. – Sehen Sie, hier hängt eine Fotografie von ihm.“
    Emily wandte den Kopf. Neben der Tür zum Schlafzimmer hing das Portrait des Mannes, der die TITANIC erbaut hatte und mit ihr in den Tod gegangen war. Seine Züge strahlten Zuversicht und Selbstbewusstsein aus und seine Augen ruhten heiter auf dem jeweiligen Betrachter. Aus den Erzählungen ihrer Großmutter konnte sie sichnoch gut an den Konstrukteur erinnern und auch sein Bild hatte sie schon unzählige Male gesehen. Obwohl die Salonsuite, in der sie sich augenblicklich befand, nur ein Nachbau war und Thomas Andrews sie natürlich nie betreten haben konnte, fühlte sie mit einem Male doch eine so starke Präsenz, dass ihr schwindelte.
    „Geht es Ihnen gut?“ Die besorgte Frage holte Emily in die Wirklichkeit zurück. Mit einem matten Lächeln antwortete sie: „Oh, ja. Mich überkam gerade nur ein Gefühl des … nun, des Unwirklichen.“
    „Ich weiß, was Sie meinen“, erwiderte der junge Mann freundlich. „Es geht vielen Besuchern so. Cecilia, äh, ich meine Mrs. von Hochstett und Mr. Forrester haben mit der TITANIC-WORLD eine wahre Meisterleistung vollbracht. Dank der vielen, im Original nachgebauten Räumlichkeiten, den Stewards und Stewardessen mit ihren Uniformen, den ganzen Menüs von 1912 und natürlich“, jetzt lachte er wieder verschmitzt, „den guten schauspielerischen Leistungen meiner Kollegen und meiner Wenigkeit, darf jeder Besucher von sich behaupten, einen Tag auf der legendären TITANIC verbracht zu haben.“
    „Ja, so ist es wohl.“ Emily lächelte den Schauspieler melancholisch an. Er hatte Recht mit dem was er sagte; auch sie fühlte sich um hundert Jahre zurück versetzt. Dann scheuchte sie die trübsinnigen Gedanken, die sich ihrer zu bemächtigen drohten beiseite und sagte mit erzwungener Fröhlichkeit: „Nun, Mr. Andrews . Dann will ich Sie nicht länger von ihrer Arbeit abhalten …“
    „Das, meine Dame, ist Ihr Vorrecht. Denn sehen Sie, ich begleite die Jungfernfahrt, da ich die Olympische Klasse – so nennen wir die neuesten Schiffe der White Star Line – perfektionieren möchte. Da ist die Meinung eines jeden Passagiers wichtig.“ Jetzt lächelte er Emily entwaffnend an, die ganz verdutzt da stand. Ihr Gehirn brauchte einige Sekunden, bis sie begriff. In dem Moment, wo der Schauspieler in seine Rolle geschlüpft war, hatte sich seine Stimme verändert. Nein, nicht seine Stimme, korrigierte sie sich im Stillen, sein Akzent. Sie brauchte noch einen Augenblick, dann fiel ihr ein – Thomas Andrews war Ire gewesen.
    „Beim Bau der TITANIC habe ich bereits gewisse Änderungen

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