TITANIC-WORLD
persönliche Begegnung mit der Geschichte erfahren durfte. Und Emily fand jetzt, dass dies eine Werbung war, die endlich einmal hielt, was sie versprach!
Während Emily sich sichtlich an der Erlebniswelt erfreute und in ihrer Zufriedenheit ein zweites Glas Champagner bestellte, saß Cecilia traurig an ihrem Schreibtisch und kämpfte mit den Tränen. Sie machte sich Vorwürfe, weil sie nicht behutsamer auf Craigs Worte eingegangen war, aber gleichzeitig schalt sie sich eine Närrin. Craigs Hoffnungen weiter aufrecht zu erhalten, wäre auch keine Lösung gewesen. In den vergangenen Jahren hatte sie immer wieder versucht ihm begreiflich zu machen, warum ihre Ehe in einem Desaster würde enden müssen, aber Craig wollte nicht verstehen. Er, der von Kindesbeinen an immer bekommen hatte, was er wollte, kannte keinen Verzicht. Für ihn war es unvorstellbar, dass es irgendetwas geben könnte, dass er heiß begehrte, aber nie erhalten sollte. Außerdem stand für Craig der Begriff Liebe in untrennbarer Beziehung zu dem Wort Besitz. Mit ihrem letzten, unmissverständlichen Nein hatte sie sich nicht nur endültig seinen Besitzansprüchen entzogen, sondern ihm in erster Linie zu verstehen gegeben, dass sie ihn nicht liebte. Mutlos ließ Cecilia den Kopf hängen. Sie überkam der Gedanke, ob sie in Zukunft überhaupt in der Lage waren, beruflich miteinander umzugehen, ohne sich gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen. Besaßen sie beide so viel Professionalität? Cecilia wusste es nicht. Bedrückt fragte sie sich, wie er wohl mit dieser völlig ungewohnten Situation umgehen würde – und, ob sie es aushalten konnte.
Ihre Überlegungen wurden unterbrochen, als es klopfte und Inspektor Parker ins Zimmer trat. Er nahm ihr gegenüber Platz und sah sie einen Augenblick aufmerksam an. Die Geschäftsführerin erschien ihm bedrückter zu sein, als in den vergangenen Tagen und er wünschte sich, die Neuigkeiten, die er ihr brachte, wären gut. Doch sie waren es nicht. Deswegen sagte er mit einem ehrlichen Ton des Bedauerns in der Stimme: „Die Überprüfung der Überwachungs-CD aus dem Veranda Café ist abgeschlossen. Unser Spezialist von Scotland Yard hat eine Manipulation ausgeschlossen, aber die Frage aufgeworfen, ob die Kamera in dem kritischen Moment nicht einfach ausgeschaltet worden ist. Sie erinnern sich sicher, dass das Bild, kurz bevor der Tee serviert wurde, verschwommen schien? Das Abschalten wäre eine mögliche Erklärung.“
Cecilia sah den Inspektor einen Moment mit gerunzelten Brauen an. Dann rief sie aus: „Das ist absurd! Das ist schlicht und ergreifend absurd!“ Sie schüttelte den Kopf und sagte etwas ruhiger: „Wir haben uns damals für 2ProtectU-Security entschieden, weil es eines der renomiertesten Sicherheitsunternehmen Großbritanniens ist. In zweiundfünfzig Jahren Firmengeschichte hat es nicht einen Fall der Untreue oder des Betruges gegeben.“
„Ich weiß. Ich hatte heute Morgen eine Unterredung mit Barney Carter, dem Chef der Sicherheitsfirma. Auch er hält eine Mitschuld seiner Mitarbeiter für völlig ausgeschlossen.“
„Ich gehe davon aus, dass ihre Beamten die Mitarbeiter von 2ProtectU-Security trotzdem in die Ermittlungen einbeziehen?“
Parker schüttelte den Kopf. „Nein, denn ich halte es für pure Zeitverschwendung.“ Da Cecilia ihn nur überrascht ansah, fuhr er erklärend fort: „Sehen Sie, unser Spezialistvom Yard – der ja auch die Software der Cyber-Adventures untersucht hat – hat auch hier eine Manipulation konsequent ausgeschlossen. Er gab zu bedenken, dass selbst ein äußerst fähiger Informatiker nicht einfach so in der Lage gewesen wäre, dieses sehr spezifische Programm mal eben umzuschreiben. Außerdem erschien es ihm fast unmöglich, die Daten so zu verändern, dass jedes Mal eine andere Animation entsteht. Wenn dem so wäre, dann würde er das auf der Software sofort erkannt haben. Aber da ist nichts! Absolut nichts!“
Cecilia seufzte laut auf. Parkers Erläuterungen hatten ihr fragiles Kartenhaus – alles würde eine plausible, realistische , Aufklärung finden, gehörig ins Wanken gebracht. Sie schlug kurz die Hände vor das Gesicht. Als sie sie wieder herunter nahm, fragte sie matt: „Ich gehe davon aus, dass auch am Equipment oder in den Vorführräumen nichts gefunden wurde?“
Resigniert schüttelte Parker wieder den Kopf. In seiner Stimme lag ehrliche Verwunderung, als er sagte: „Es ist wie verhext! Normalerweise stoßen wir bei unseren
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