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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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Zeit eine andere Form der Vertrautheit entwickeln und eine neue Basis für ihre gemeinsame Arbeit schaffen würde. Jetzt schien diese Hoffnung auf immer dahin zusein. Craigs Eifersucht würde einen rein freundschaftlich-geschäftlichen Umgang unmöglich machen. Er wollte einfach nicht verstehen, dass ein wesentlicher Teil seines Charakters die Schuld daran trug, dass sie ihn nicht heiraten wollte. Solange ihre Beziehung rein platonisch war, konnte sie mit seinen permanenten Bettgeschichten, den kindlichen Wutanfällen, ja sogar mit seiner unangemessenen Härte leben; als Ehefrau würde sie daran zugrunde gehen.
    Mit einem Anflug von Scham bemerkte Cecilia, dass sie gedankenverloren mitten in der geöffneten Türe stehen geblieben war. Ein bisschen schuldbewusst betrat sie das sonnige Deck und setzte sich auf den nächstbesten Stuhl. Sie zündete sich eine Zigarette an und überlegte, wie es nun weitergehen sollte. Im Bezug auf die ungeklärten Zwischenfälle hatte Craig ihr klar untersagt, weitere Schritte einzuleiten – außer sie wollte ihre Stellung verlieren. Aber im Moment war sie sich gar nicht sicher, ob sie überhaupt Geschäftsführerin bleiben und die Verantwortung weiter tragen wollte. Denn sie sorgte sich um das Wohlergehen der Besucher, die tagtäglich durch die TITANIC-WORLD streiften. Was, wenn es weitere Unglücks- oder gar Todesfälle geben sollte? Allein deswegen hatte sie das Gespräch mit Craig gesucht, um gemeinsam zu überlegen, was zu tun sei. Craig war schließlich nicht dumm; das Fehlen jeglicher Spuren und Indizien musste auch ihm langsam spanisch vorkommen. Je länger Cecilia darüber nachdachte, desto sicherer war sie, dass ihre Unterhaltung anders verlaufen wäre, wenn Craig seine grundlose Eifersucht besser in der Gewalt gehabt hätte. Dieser Gedanke beschäftigte sie lange. Letztendlich kam sie zu dem Schluss, dass sie sich nicht nur in einem Dilemma befand, sondern gleich in zweien! Da war erstens, ihre Verantwortung als Geschäftsführerin, der sie nicht gerecht werden konnte, weil sie sonst ihre Stelle verlor und zweitens, Craig, dessen Eifersüchteleien eigentlich jeder weiteren Zusammenarbeit die Basis entzog. Daran, was geschehen würde, sollte seine Eifersucht eines Tages nicht mehr unbegründet sein, wollte Cecilia im Moment nicht denken. Sie ließ ihren Blick über die Aufbauten schweifen. Der Wind trug das leise Gelächter der Besucher auf dem Bootsdeck zu ihr hinunter und plötzlich überfiel sie eine bodenlose Traurigkeit. Wie viele Stunden hatten sie und Craig damit verbracht, die TITANIC-WORLD zu planen und zu entwerfen. Monatelang hatten sie an ihren, meist unterschiedlichen Ideen, herum gefeilt und trotz aller Meinungsverschiedenheiten war es ihnen letztendlich doch gelungen, den Traum einer Erlebniswelt wahr werden zu lassen. Sie musste an die Phase denken, als sie den Innenausbau festlegten und sich zu einer Sechs-Tage-Woche noch drei bis vier mehr als kurze Nächte gesellten. Damals hatte Craig scherzeshalber gesagt, er würde sich jetzt das Schlafen abgewöhnen, dann würde er es auch nicht mehr vermissen. Sie sah seine blitzenden Augen vor sich und dachte, dass es immer Craig gewesen war, der sie durch seine humorvollen Kommentare bei der Stange gehalten hatte. Der Gedanke, dass ihr gutes Verhältnis in Scherben lag, bedrückte sie, aber schweren Herzens gestand sie sich ein, dass es kein Zurück, in die Unbeschwertheit jener Tage, geben konnte. Erneut ließ sie ihren Blick über die Decks gleiten und sie erinnerte sich des unbeschreiblichen Gefühls, dass sie beide übermannt hatte, als sie zum erstenmal, das im Bau befindliche Schiff auf der Werft von Harland &Wolff erblickt hatten. Damals schien es ihr, als erwache der Geist der TITANIC erneut zum Leben, um sich wieder stolz über den Dächern von Belfast zu erheben. Wie einst Thomas Andrews , so hatte auch sie ihr Herz in ihre Arbeit gelegt – und gleich ihm, so sollte nun die TITANIC-WORLD ihr Schicksal werden. Als Cecilia bewusst wurde, dass ihre Tage als Geschäftsführerin gezählt waren, fing sie an zu weinen.
    Wenn man in dieser Woche über die Decks der Erlebniswelt wandelte, sich auf den Straßen Southamptons begegnete oder in den Pubs der Stadt saß, überall wurde man unweigerlich zum Zuhörer fremder Unterhaltungen gemacht. Zu den mysteriösen Ereignissen hatten nicht nur die Medien etwas zu sagen. Jeder – egal, ob Einheimischer oder Tourist, Befürworter oder Gegner, Besucher oder keiner –

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