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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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Eindringlichkeit, die einem Kreuzverhör gleich kam. Aber trotz des immensen Drucks, den er auf sie ausübte, blieb Cecilias Assistentin bei ihrer Beteuerung, sie sei gänzlich unschuldig. Hays ließ nicht locker. Er klapperte Claires sämtliche Nachbarn ab, in der Hoffnung hier auf etwas Brauchbares zu stoßen. Bekanntlich wussten diese Leute oft mehr, als man selbst auch nur ahnte. Bei Barbara Harding, Claires Nachbarin von gegenüber, handelte er sich eine Abfuhr ein, die er so schnell nicht vergessen würde. Mrs. Harding erklärte ihm in einem strengen, tadelnden Tonfall, das Männer, wie Philip Jeffries, gestandene Frauen, wie Claire Sleeman, mit Sicherheit nicht für ihre Zwecke einspannen könnten. Was sollte eine selbstbewusste, moderne Frau schon mit einem Typen anfangen, der außer einer gekränkten Eitelkeit und großen Rosinen im Kopf, nichts weiter aufzuweisen hätte? Unmissverständlich sagte sie ihm, dass es heutzutage leider viel zu wenige Männer vom Schlag des ehrenwerten, verstorbenen Mr. Harding gäbe und die Gattung, Philip Jeffries, zu weit verbreitet wäre. Hays ging mit dem Gefühl, dass, sollte die Damenwelt einmal gegen die Spezies Mann ins Feld ziehen, so würde Barbara Harding in der vordersten Reihe zu finden sein.
    Der Druck von oben lastete in diesen Tagen schwer auf der Southamptoner Polizei, ebenso wie die Forderung der Öffentlichkeit nach Aufklärung. Doch am Ende dieser Woche mussten sich Parker und Hays eingestehen, dass sie sich in einer Sackgassebefanden.
    Am Donnerstagmorgen betrat Cecilia erst nach neun Uhr ihr Büro. Als sie die Türe öffnete, blieb sie überrascht stehen. Craig lief mit wutverzerrtem Gesicht auf und ab, während Claire betreten auf einem Stuhl saß und vor sich hin starrte.
    „Da bist du ja endlich!“ Craig warf ihr einen bösen Blick zu und fügte aufgebracht hinzu: „Hast du diesen Scheiß schon gelesen?“
    Zwei Tageszeitungen flogen in ihre Richtung, denen sie so gerade eben noch ausweichen konnte. Völlig konsterniert sah sie von Craig zu Claire. Doch bevor sie auch nur ein Wort sagen konnte, hielt Craig ihr ein drittes Exemplar unter die Nase und fauchte: „Wenn ich diesen hirnlosen Affen erwische, der für diesen Mist verantwortlich ist, trete ich dem so gewaltig in den Arsch, dass der Non-stop von hier bis zum Mond fliegt!“
    Immernoch perplex nahm sie ihm die Zeitung aus der Hand. Es war die Sun und die Schlagzeile sprang ihr förmlich ins Gesicht. Geistesabwesend setzte sie sich und begann zu lesen. NEUER SPUK ERSCHÜTTERT DIE TITANIC-WORLD – Besucher in den Rettungsbooten erleben hautnah den Untergang
    Von Marc Price, Southampton. Gestern Abend, um 21.05 Uhr, wurden die 65 Insassen des Rettungbootes 4, Augenzeugen eines der übersinnlichen Phänomene, die die TITANIC-WORLD seit Wochen heimsuchen! Als das Boot an den erleuchteten Fenstern und Bullaugen des Schiffes abgefiert wurde, bot sich den Insassen ein Anblick, den sie nie vergessen werden!
    ‘Als der Befehl lower away kam und unser Boot langsam abgefiert wurde, da waren wir alle begeistert, denn schließlich macht man so eine Erfahrung ja nicht jeden Tag‘ berichtete uns Andrea S. aus Northam. ‘Aber dann, plötzlich und ohne Grund, kippte die Stimmung im Boot. Die Luft war anders geworden – nasskalt und unangenehm. Der schwarze Rumpf der TITANIC-WORLD verschmolz mit der einbrechenden Dunkelheit, und die Wasseroberfläche erschien uns auf einmal so unendlich fern. In diesem Moment, glaube ich, hatten wir alle das Gefühl, eine Zeitreise gemacht zu haben. Mitten in die Stille, die uns umfing, sagte jemand leise, dass er sich jetzt genau vorstellen konnte, was die Menschen in den Rettungsbooten damals empfunden haben musste. Die unsinkbare TITANIC versank vor ihren Augen, obwohl ihre Ehemänner, Väter, Brüder oder Söhne noch an Bord waren! Wie auf ein Kommando hin, haben wir alle nach oben geguckt – und da geschah es! – Hunderte von Menschen, in der Hauptsache Männer, sahen unserem Boot nach! Manche trugen Abendanzüge, während andere eher ärmlich gekleidet schienen; viele hatten aber auch nur ein Unterhemd an; Frauen habe ich auch gesehen und die hatten meistens ein Kind auf dem Arm. Alle blickten völlig reglos auf uns herunter, aber in ihren Augen lagen Verachtung und Feindseligkeit! Einige von uns konnten die Augen von diesen Menschen nicht abwenden und die Trauer, die plötzlich auf ihren Gesichtern lag, werde ich mein‘ Lebtag nicht vergessen. Als unser Boot immer

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