TITANIC-WORLD
Arbeitsmethode denn jetzt mit den beschissenen Schlagzeilen zu tun?“
Cecilia sah ihn ungücklich an. Jetzt musste sie Farbe bekennen, ob sie wollte odernicht. Sie schickte ein stummes Stoßgebet zum Himmel, dass ihr die richtigen Worte einfallen mögen und dann begann sie zu sprechen. In einem ruhigen, um Objektivität bemühten Ton, fing sie an, die Geschehnisse, die sie seit der Eröffnung in Atem hielten, nacheinander aufzuzählen. Noch einmal schilderte sie die Zwischenfälle in den Cyber-Welten und hob dabei hervor, dass selbst ein Spezialist von Scotland Yard die Wahrscheinlichkeit einer Manipulation ausgeschlossen hatte. Diese Feststellung stützte die Tatsache, dass niemals alle Besucher einer Vorführung betroffen waren, sondern immer nur ein oder zwei Leute. Sie kam auf das Veranda Café zu sprechen und betonte, dass weder die Gäste des überfüllten Cafés, noch das Personal, noch die Überwachungskamera auch nur den kleinsten Beweis für die reale Existenz des Stewards hätten erbringen können. Ähnlich schien es sich in Salon-Suite A-36 verhalten zu haben; irgendetwas hatte Emily Pearson erschreckt – das konnte man deutlich an ihrer Reaktion sehen – aber was es war, zeigte die Überwachungs-CD nicht an. Danach erzählte sie ihm von den jüngsten Ereignissen, die sich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag zugetragen hatten. Hier unterstrich sie die Merkwürdigkeit, dass es keinerlei Indizien gab, die auf das Einwirken von Dritten hinwiesen. In diesem Zusammenhang erwähnte sie auch die Geschichte, die Joe ihr anvertraut hatte. War es nicht äußerst seltsam, das ausgerechnet am 100. Jahrestag der Katastrophe, das Titanic-Modell quasi zum Leben erwachte und vor den Augen einer Securitymitarbeiterin, den Untergang mit all seiner Tragik zeigte? Sie führte die bedrückte Atmosphäre an, die am 18. April in der gesamten Erlebniswelt geherrscht hatte und sie vergaß in diesem Zusammenhang auch nicht zu erwähnen, was Elsie ihr gesagt hatte; von Besuchern, die den Feuerschein der Kessel sehen oder Stimmen hinter verschlossenen Kabinen hören konnten. Kurz bevor sie ihre Ausführungen beendete, kam Cecilia auf die beiden italienischen Mädchen zu sprechen. Irgendetwas hatte sie so erschreckt, dass sie fluchtartig die TITANIC-WORLD verließen – die Frage blieb, was es gewesen war. Zum Schluss erinnerte sie ihn noch an die Kälte, die trotz einer funktionstüchtigen Heizungsanlage und sommerlichen Außentemperaturen, beharrlich in den Räumen der Erlebniswelt zu hängen schien. Dann schwieg sie.
Auch Craig sprach lange Zeit kein Wort. Während Cecilias Erläuterungen hatten sie beide immer wieder einen Schluck getrunken. Als er jetzt nachschenken wollte, war die Flasche leer. Wortlos ging er in die Küche eine neue zu holen. Erst nach dem er die Gläser wieder gefüllt hatte, setzte Craig zu einer Antwort an. Mit einer Stimme, die sein Befremden kaum verbergen konnte, sagte er: „Hör zu, Cissy. Ich werde Onkel Nathan nichts von deinen Hirngespinsten sagen. Aber ich rate dir dringend, den alten Westwood zu konsultieren und im Übrigen ein paar Tage frei zu nehmen.“
Cecilia holte tief Luft. „Du hälst mich für verrückt, nicht wahr? – Nun, ich kann dir versichern, dass ich anfangs auch geglaubt habe meinen gesunden Menschenverstand zu verlieren. Aber, was wäre, wenn ich dir für den Vorfall im CA I – der, bei dem der junge Mann ins Krankenhaus musste – so etwas wie einen Beweis liefern könnte? Und für den im Veranda Café auch?“
Craig stieß ein lautes Lachen aus. Dann sagte er aufgebracht: „Die Bullen reißen sich seit Wochen den Arsch auf und du sitzt hier, faselst was von Beweisen und versuchstmir gleichzeitig zu verklickern, dass böse Gespenster die TITANIC-WORLD heimsuchen!“ Er unterbrach sich kurz, um sein Glas in einem Zug auszutrinken. Plötzlich fauchte er sie an: „Sag‘ mal, geht’s noch! Falls du wirklich etwas gefunden haben solltest , das ein wenig Licht in diese Angelegenheit bingen könnte , warum, zum Teufel gehst du dann nicht zu deinem Inspektor? Ich dachte immer, wenigstens bei euch klappt es mit der Kommunikation und dem Austausch von Informationen! Ich muss ja fast schon betteln, wenn ich mal was Neues erfahren will! Warum sitzt du heute Abend nicht bei ihm? Wenn du ihm deine Theorie unterbreitest, dann muss er sich vielleicht nicht mehr wie ein Vollversager fühlen!“
Cecilia seufzte leise auf. Unglücklich fuhr sie sich mit der Hand über die
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