TITANIC-WORLD
hatte sich seine persönliche Meinung über die Vorfälle in der TITANIC-WORLD gebildet. Da in Großbritannien über fünfzig Prozent der Bevölkerung an übersinnliche Phänomene glauben, drehte sich das Gros der Gespräche um Geister und Gespenster. Selbst die ungläubigsten Touristen kamen nicht umhin, den vielen Geistertheorien lauschen zu müssen. Für die Medien war das Interesse an den übernatürlichen Erscheinungsformen der Startschuss und es verging jetzt kein Tag mehr, an dem nicht über wenigstens eine mysteriöse Begebenheit in der Erlebniswelt berichtet wurde. Craig kochte vor Zorn und hätte am liebsten jedem Einzelnen in Southampton den Hals umgedreht. Cecilia fühlte sich zu elend, um überhaupt noch die Energie aufzubringen, sich gegen das tägliche Getratsche zu wehren. Zumeist brütete sie in ihrem Büro stumpfsinnig vor sich hin. Manchmal sah sie den Weg aus ihrer Misere klar vor Augen. Dann wieder war es ihr, als gäbe es nichts und niemand, der sie aus ihrer misslichen Lage befreien konnte. Claire, die von einer möglichen Kündigung ihrer Chefin keine Ahnung hatte, beobachtete besorgt das abgekühlte Verhältnis zwischen Craig und Cecilia. Doch es gab wenig, dass sie tun konnte. Da Cecilia offensichtlich nicht darüber sprechen wollte, schnitt Claire das Thema auch nicht an. Die Überprüfung der Personalakten neigte sich in dieser Woche dem Ende zu und der Aufwand – trotz aller vorherigen Einwände – schien sich letztendlich doch rentiert zu haben. Zu mehr als 300 Angestellten konnte eine nachbarschaftliche, freundschaftliche oder gar familiäre Beziehung zu Mitgliedern von 1.503 lost souls festgestellt werden. Sir Connor atmete verhalten auf. Er spornte seine Untergebenen nachdrücklich an, die Befragungen akribisch durchzuführen, um den Kreis der Verdächtigen einzuengen. Jeder kleinste Hinweis, sei ein wichtiger Hinweis, erklärte er seiner zehnköpfigen Sonderkommission TITANIC und er erwarte von ihnen, dass sie jedem einzelnen mit der nötigen Sorgfalt nachgingen. Obwohl Sir Connor es nicht so direkt gesagt hatte, so wussten doch alle, dass der Druck von oben immer stärker auf ihm lastete und er endlich Ergebnisse auf den Tisch legen musste. Ab Dienstagvormittag, begannen Inspektor Parker und Sergeant Hays mit der Befragung der zurzeit verdächtigen Angestellten, zu denen auch Cecilias Assistentin, Claire, zählte. Sergeant Hays widmete sich dieser Aufgabe mit sichtlicher Hingabe und jagte jeder noch so kleinen Spur mit einem Enthusiasmus nach, die Parker in mildesErstaunen versetzte. Er selbst hingegen blieb skeptisch. Obwohl er es sich kaum eingestehen mochte, hatte er seinen Zweifel der Presse zu verdanken. Jonathan Parker gehörte zwar zu dem Teil der britischen Bevölkerung, die nicht an das Übernatürliche glaubte, trotzdem kam auch er nicht umhin, in diesem Zusammenhang über das Fehlen jeglicher Spuren nachdenken zu müssen. Nach Feierabend las er wieder und wieder die Vernehmungsprotokolle, die Augenzeugenberichte und die Analysen der Spurensicherung. Er sprach mit Doktor Westwood, der sowohl die finnische Reporterin, als auch Jill Hastings ärztlich betreut hatte. Er vertiefte sich in das Gutachten, das der Pathologe hinsichtlich Emily Pearsons Todesursache erstellt hatte und in den medizinischen Bericht des Krankenhauses, in dem Carl Simmons behandelt worden war. Doch je mehr er nach einem Anhaltspunkt suchte, je mehr er hoffte, irgendeine Kleinigkeit zu finden, die sie trotz aller Sorgfalt übersehen hatten – er fand nichts.
Gleich seinem Partner, so erfuhr auch Mike Hays anfängliche Erregung schnell einen Dämpfer. Trotz nachdrücklicher Befragung der unter Verdacht stehenden Angestellten und der mehr als intensiven Überprüfung ihrer Aussagen, konnte auch er nicht den leisesten Hinweis auf eine Mitschuld finden – jedwede Spur verlief im Sand. Dabei hatte er anfangs noch gedacht, sie hätten zumindest einen Treffer sicher gelandet, als er den Namen von Cecilias Assistentin auf der Liste der Verdächtigen entdeckte. Da Claire zur Geschäftsleitung gehörte, war sie eine der wenigen Mitarbeiter, die nicht nur einen Generalschlüssel besaß, sondern aufgrund dessen auch nicht zwingend den Personaleingang benutzen musste. Dank dieses Schlüssels konnte sie zu jeder Tagesund Nachtzeit die TITANIC-WORLD betreten, ohne an den Sicherheitskontrollen vorbei zu müssen. Im Vorgefühl, endlich auf eine heiße Spur gestoßen zu sein, vernahm er Claire mit einer
Weitere Kostenlose Bücher