TITANIC-WORLD
allen recht machen kann. Negative Schlagzeilen gehören in unserem Job einfach dazu.“
Trevor nickte. Er lächelte, als er sagte: „Du bist ein patentes Mädchen, Cil und die TITANIC-WORLD ist ein außergewöhnlich gewagtes Unternehmen. Aber, da du die Geschäftsführerin bist, mache ich mir keine Sorgen um den Erfolg. Wenn es jemand schaffen kann, dann du.“
„Du machst mir ja nur so viele Komplimente, weil du eine Eintrittskarte umsonst haben willst. Bisschen kniepig auf deine alten Tage geworden, was, Trev?“
Sie lachten. Insgeheim taten Cecilia die aufmunternden Worte ihres alten Freundes aber gut. Niemand mochte schlechte Presse – sie eingeschlossen. Aber sie hatte Trevor die Wahrheit gesagt. Sie hatte sich so weit es ging damit abgefunden und vermied im Übrigen eben jene Zeitungsartikel zu lesen. Dass sie Trevor mit ihrer Antwort ein bisschen von seiner eigentlichen Frage nach Craig abgelenkt hatte, tat Cecilia leid. Aber sie konnte und wollte nicht über Craig sprechen. Sie arbeiteten jetzt seit knapp einem Jahr wieder täglich eng zusammen und die Gefühle, die sie überwunden, beziehungsweise in die Schranken gewiesen zu haben glaubte, machtensich zu ihrem größten Leidwesen wieder bemerkbar.
Trevor betrachtete Cecilia. Er wusste, dass sie nicht über Craig sprechen wollte und er glaubte auch den Grund dafür zu kennen. Er persönlich mochte den Amerikaner nicht und er war damals heilfroh gewesen, dass seine deutsche Freundin genug gesunden Menschenverstand besessen hatte, diesem Casanova aus eigenen Gnaden den Laufpass zu geben. Leider war die Geschichte damit aber nicht aus der Welt geschafft worden, wie er in den vergangenen Jahren hatte feststellen müssen. Irgendwie kamen beide von einander nicht los – aber sie kamen auch nicht zusammen. Da Cecilia wenig über Craig sprach, war Trevor nichts anderes übrig geblieben, als sich die Sache zusammen zu reimen. Es schien ihm, dass Craig seit sechzehn Jahren permanent in den Startlöchern stand, um auf ein Wort oder Zeichen hin in Cecilias Arme zu sinken. Aus unerklärlichen Gründen tat sie aber genau das nicht, obwohl – und da war Trevor ganz sicher – sie ihn immer noch liebte. Doch Trevor war nicht der Mensch, der in die Seelen anderer Fenster machen wollte und so wechselte er das Thema.
Als sich die Tür leise schloss, atmete Craig tief durch. Einen Moment noch blieb er auf dem zerwühlten Bett liegen und genoss die Stille, die ihn jetzt umfing. Dann stand er auf, um zu duschen. Nur mit einem Handtuch um die Hüften trat er zehn Minuten später in das Wohnzimmer seiner luxuriösen Penthouse-Suite im South Western House . Mit einem großen Bourbon in der Hand stand er eine Weile
vor dem Fenster und sah auf die Eastern Docks hinaus. Groß und deutlich hob sich die Silhouette der TITANIC-WOLRD vom nächtlichen Horizont ab und bei diesem Anblick huschte ein Lächeln über Craigs Züge. In wenigen Tagen war es soweit! Dann würde das modernste und innovativste Museum der Welt seine Tore öffnen! Flüchtig dachte er daran, dass die TITANIC-WORLD nur der Köder für eine noch größere Sensation war und er fragte sich, wann sein Onkel der Welt die ganze Wahrheit über die Tragödie präsentieren wolle. Im Licht der Lampe spiegelten sich die beiden Champagnergläser, die hinter ihm auf dem Couchtisch standen, auf der Fensterscheibe wider. Als sein Blick darauf fiel, musste er unwillkürlich an Cecilia denken. Er liebte sie. Dass er mit Babette schlief, für die er nichts empfand, belastete sein Gewissen keine Sekunde. Ficken hat nichts mit Liebe zu tun, hatte ihn Onkel Nathan schon im Teenageralter belehrt und auf die Babettes dieser Welt traf dieser Satz auch zu. Nicht aber auf Cecilia; er begehrte und liebte sie. Die Erinnerung, als er sie vor sechzehn Jahren das erste Mal gesehen hatte, flutete über ihn hinweg.
Zwei Jahre bevor sie sich trafen war er zu seiner allerersten Tauchfahrt zum Wrack der TITANIC aufgebrochen. Die damals geborgenen Artefakte hatten weltweit für Aufsehen gesorgt. Es folgte zuerst eine Wanderausstellung quer durch die Vereinigten Staaten; dann im Jahr darauf durch Europa. In Hamburg gab es erwartungsgemäß weniger Zulauf, als beispielsweise in England oder Skandinavien, da sich nur wenige deutsche Auswanderer an Bord befunden hatten. Es gab 1912 genug deutsche Passagierdampfer; da war eine Überfahrt mit einer ausländischen Schifffahrtsgesellschaft nicht nur kostspieliger, sondern auch umständlicher. Doch trotz
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