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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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der geringeren Besucherzahlen war Craig durchaus zufrieden und die Tour durchEuropa ein guter Erfolg. Dann kam Cecilia. An einem regnerischen Nachmittag war sie eine der wenigen, die sich die Artefakte ansahen. Sie fiel ihm sofort auf mit ihren kupferroten Locken, den engen ausgeblichenen Jeans und den schwarzen Cowboystiefeln. Als er langsam auf sie zu ging, drehte sie sich um und er sah in ein Paar grüne Augen, die ihn sofort in ihren Bann zogen. Er sprach sie an und stellte freudig überrascht fest, dass sie fließend englisch sprach. Craig stellte sich vor und wollte sie auf seine gewohnt charmante Art in eine Konservation verwickeln, als Cecilia ihm freundlich, aber bestimmt erklärte, dass die Beschreibung des Puppenköpfchens nicht der Wahrheit entspräche. Noch bevor er seiner Verblüffung Ausdruck verleihen konnte, fuhr sie mit einem leisen Lächeln fort und sagte ihm, dass dieses Überbleibsel einer Puppe mit Sicherheit nicht einem der vielen Kinder gehört hatte, die mit der TITANIC untergegangen waren. Die Puppe hatte vielleicht der zweijährigen Loraine Allison gehört, dem einzigen Kind der ersten Klasse, das bei dem Untergang ums Leben gekommen war – aber mit Sicherheit nicht einem der dreiundfünfzig Kinder aus der dritten Klasse. Solch‘ eine Puppe war den Töchtern der Oberschicht vorbehalten, da der Kaufpreis weit höher war, als der gesamte Jahreslohn eines einfachen Arbeiters. Obwohl ihn ihr Wissen sofort beeindruckte, widersprach er ihr heftig – und musste eine zweite Überraschung erleben. Das deutsche Fräulein gab kontra. Schlussendlich erklärte sie ihm, dass er sich aufgrund der Bergungsaktion vielleicht Historiker nannte, seiner mangelnden Sachkenntnis zufolge jedoch keiner war. Das saß! Obwohl sie seine Eitelkeit empfindlich verletzt hatte, lud er sie dennoch am Abend zu einem Drink in die Hotelbar ein. Dort stellte er zu seiner größten Verwunderung fest, dass Cecilia sich bestens in der Geschichte der TITANIC auskannte und, dass sie sich – durch ihre unterschiedlichen Interessensgebiete – perfekt ergänzten. Er vergaß, dass sie ihn beleidigt hatte und bot ihr stattdessen einen Job bei der TITANIC HERITAGE LTD an. Als sie einige Zeit später nach New York kam, um mit Nathan über ihre Anstellung als Historikerin zu verhandeln, beeindruckte sie Nathan in der gleichen Weise, wie zuvor schon seinen Neffen. Craig fiel sofort auf, dass sie zu den wenigen Frauen gehörte, denen sein Onkel Respekt entgegen brachte. Zu Beginn ihrer gemeinsamen beruflichen Laufbahn gingen sie noch sehr vorsichtig miteinander um. Doch bald schon merkten beide, dass sie wirklich das perfekte Team waren und die anfängliche Wachsamkeit wich. Als sie 1998 zu ihrer ersten gemeinsamen Expedition in See stachen, waren sie nicht nur gute Kollegen, sondern auch Freunde.
    In der Erinnerung daran kippte Craig jetzt seinen Bourbon in einem Zug runter. Er wandte sich vom Fenster ab, goss sich ein zweites Glas ein und ließ sich unmutig auf die Couch sinken. Was, zum Teufel, war nur geschehen? Während ihrer ersten Forschungsreise hatte er sich in Cecilia verliebt, obwohl sie seine Avancen stets mit einem Lächeln abgeschmettert hatte. Er gab nicht auf. Und dann, plötzlich, waren sie doch ein Paar. Ein halbes Jahr schwebten beide auf Wolken – dann machte Cecilia Schluss!
    Sie trennten sich, obwohl sie sich noch immer liebten und Craig verwand diesen Schmerz nie. Er wollte Cecilia und hier in Southampton würde er sich zurückholen,was ihm sechzehn lange Jahre verwehrt worden war.
    New York, Samstag, der 31. März 2012, früher Morgen
    Mit einem Gefühl der Panik erwachte Nathan Blake in seinem luxuriösen Appartment in der Wall Street. Er hatte geträumt; etwas, dass er nur selten tat. In seinem Traum war er auf den Decks der TITANIC gestanden, als dass Schiff mit einem Mal in die Tiefe zu sausen begann. Er hatte einen unglaublichen Druck in der Brust verspürt, der sich beim Aufprall auf dem Meeresboden noch verstärkte. Trotz der nachtschwarzen Dunkelheit sah er viele hundert Leichen, die verstreut um das Wrack lagen. Plötzlich erhoben sich die Toten und zeigten anklagend auf ihn. Panik überkam ihn, wie nie zuvor in seinem Leben. Er wollte schreien; er wollte wegrennen. Doch als er den Mund öffnete, strömte eiskaltes Wasser in seine Lungen und drohte ihn zu ersticken – da war er aufgewacht.
    Sein Herz klopfte unregelmäßig und laut. Mit einer Hand suchte er es zu beruhigen, während er langsam den Kopf

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