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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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fassungslos starrte sie nach oben – wenn sie die Hand ausstrecken würde, könnte sie den Boden des Bootes berühren. Sie schloss die Augen und vergrub ihren Kopf erneut an Marcs Schulter. Joshua konnte keinen klaren Gedanken fassen, aber instinktiv zog er Jasmina mit einem Ruck auf den Sitz zurück. Er nahm sie in die Arme und murmelte nur: „Hab‘ keine Angst. Hab‘ keine Angst. Wenn wir sterben müssen, dann wenigstens zusammen!“
    Als Georgia das hörte, schluchzte sie laut auf und auch Marc hätte am liebsten losgeheult. Stattdessen löste er behutsam einen Arm von Georgia und legte ihn seinem Freund um die Schulter. Jasmina griff blindlings nach ihrer Freundin und zog sie ein Stückchen zu sich. Paralysiert und in Todesangst saßen sie eng umschlungen da; ihr Entsetzen war zu groß, als das sie das, was nun geschah, verfolgen konnten.
    Während sich die Matrosen vergeblich bemühten, dass Boot vom Rumpf der TITANIC abzustoßen, entdeckte jemand die Ursache für ihre lebensbedrohliche Lage. Eines der Taue hatte sich in den Taljen verfangen und konnte nicht gelöst werden. Geistesgegenwärtig kramte er sein Taschenmesser hervor, schwang sich auf den Bootsrand und durchschnitt das Tau. In letzter Sekunde trieb Rettungsboot 13 ab – im gleichen Moment setzte Boot 15, nur ein paar Zentimeter neben ihnen auf dem Atlantik auf. Eine Minute später ruderten beide Boote in die Nacht hinaus.
    Freitag, 11. Mai 2012
    Es war kurz nach einundzwanzig Uhr, als Cecilia und Craig das White Star Tavern verließen. Da es ein warmer Abend war, saßen die meisten Gäste draußen. Craig entdeckte einen freien Tisch und fragte Cecilia, ob sie noch ein Bier mit ihm trinken wolle. Ein wenig zögerlich willigte sie ein. Als die Getränke vor ihnen standen, sagte Craig: „Den Kids geht’s prächtig. Ich weiß gar nicht, warum der alte Westwood immer so ein Getue macht. In ein paar Tagen, wenn sie den Schrecken vergessen haben, können sie damit angeben. Ich denke, dass sie für eine lange Zeit die absoluten VIP’s in ihrer Schule sein werden.“
    Cecilia holte tief Luft und schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, ob ich das Wort prächtig für ihren Zustand verwenden würde. Gefasst, ja. Vielleicht noch gleichmütig; aber prächtig fühlen die sich nicht.“
    „Sie waren auf jeden Fall besser drauf, als ich erwartet habe.“ Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Es war eine gute Idee von dir, Nick zu bitten, mit den Kids ein Exklusiv-Interview zu führen. Sämtliche Zeitungen haben nach dem Vorfall natürlich wieder irgendeinen Müll verfasst. Die hatten ja nur die Aussagen von den vier Matrosen, die selbst nichts Genaues wussten. Nur der Echo hat als einzige Tageszeitung der Welt die ganze, die wahre Story bringen können und, allen Heiligen sei Dank, verzichtet Nick bei seinen Artikeln auf diese sensationsheischenden Phrasen. Ich mag seine Form der Berichterstattung – klar, präzise und durchdacht. Jeder, der das liest, weiß nun, dass die übersinnlichen … nee, wie sagtest du … ach ja, Psi-Aktivitäten in der TITANIC-WORLD völlig ungefährlich sind. Dieser Spuk macht unsere Erlebniswelt nur noch attraktiver, denn er sorgt für dieses angenehme Kribbeln im Bauch. Es ist wie bei einem Horrorfilm; man weiß nicht genau wann, was und wie es geschehen wird, aber die Spannung ist trotzdem groß – und da man gemütlich im Kinosessel sitzt, kann man das auch so richtig genießen! Genau wie bei uns! Ich denke, ich werde diesem netten Gespenst in meinem Garten ein Denkmal setzen lassen.“
    „Meinst du nicht, dass du etwas vorschnell urteilst? Was ist, wenn es nicht nett bleibt?“
    „Ach, Cissy.“ Craig lächelte sie so liebevoll an, dass sie unwillkürlich ein bisschen zur Seite rutschte. „Ich habe keinen Grund zur Annahme, dass aus einem harmlosen Gespenst plötzlich ein böser Poltergeist wird. Was du immer hast!“
    Cecilia antwortete nicht. Sie sah die Oxford Street hinunter und dachte resigniert, dass diese Reaktion wieder einmal so typisch für ihn war. Emily Pearsons Tod war einUnglücksfall gewesen und die Frage, was die arme Frau buchstäblich zu Tode erschreckt hatte, wurde von ihm diskrekt unter den Teppich gekehrt. Ähnlich verhielt es sich mit den Vorfällen in den Cyber-Welten; was auch immer dort geschehen war, für Craig lag die Schuld eindeutig bei den Besuchern. Was hatte er am Nachmittag noch gesagt – es gäbe nichts Schlimmeres als Angsthasen, die plötzlich beweisen wollten, wie mutig sie sind.

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