TITANIC-WORLD
hatten, sichtlich genoss, erklärte schwungvoll: „Ja, seh’n Sie, Miss Cecillja. Drei Freundinnen von unsere Camilla, die arbeiten für Clean Bizz – Sie wissen schon, diese Gebäudereinigungsfirma. Mr. Blake hat die angaschiert, damit die am Wochenende die … äh, wie soll ich sagen … äh, die Spuren von den Unglücksfall vom Freitag beseitigen. Da waren ja jede Menge Scherben, zerbrochene Möbel und natürlich überall Blutspu …“
„Elsie“, rief Cecilia unwillig aus, „hör‘ auf um den heißen Brei zu schleichen, wie eine hungrige Katze! Komm endlich zur Sache!“
Das Mädchen starrte sie an. Dann, fast über ihre eigenen Worte stolpernd, erzählte siehastig weiter: „Ja, also. Vic, Steph und Lucy – so heißen die – haben gesagt, dass ALLE die da sauber gemacht haben, ganz dolle Angst hatten, weil die TITANICWORLD bewohnt war! In den Restorangs roch es nach Essen und in den Caffee nach Kuchen und Tee und in den Rauchsalong waren hauptsächlich Zigarrenstummel in den Aschenbechern, was ja fast unmöglich ist, weil ja heute kaum noch jemand diese Stinkedinger raucht. Außerdem waren die Betten in die Salong-Suiten benutzt und da roch es nach teuren Pafümm! Aber viel schlimmer war, dass sie das Geräusch und das Vibra … Vibri … also, das Gestampfe von den Maschinen fühlen konnten und alle, ALLE hatten die ganze Zeit das Gefühl, dass, wenn sie sich umdrehen würden, hinter ihnen plötzlich ein Gespenst in altmodischer Kleidung stehen tät!“ Elsie unterbrach sich kurz, um Atem zu schöpfen. Sie änderte ihre Tonlage und raunte geheimnisvoll: „Deswegen glauben alle, mit die ich am Wochenende gesprochen habe, dass es B-R-A-N-D-G-E-F-Ä-H-R-L-I-C-H ist, da überhaupt nochmal einen Fuß ’reinzusetzen! Alle sind davon überzeugt, das heute Abend etwas S-C-H-R-E-C-K-L-I-C-H-E-S passieren wird!“
Cecilia fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Elsie hatte ihre schlimmsten Alptäume in Worte gekleidet und jetzt saß ihr die Angst buchstäblich im Nacken. Mit bebenden Händen fischte sie eine Zigarette aus der Schachtel und zündete sie an. Dann riss sie die Dose auf und wollte gerade einen Schluck trinken, als ihr Handy klingelte. Sie stürzte darauf zu und nahm ab.
„Cissy? Hey … ich … bitte leg‘ nicht auf. Ich wollte mich bei …“
„Craig! Bitte, bitte, bitte hör‘ mir zu“, fiel Cecilia ihm erregt ins Wort. Während ihr die Tränen die Wangen herab liefen und ihr Herz zum Zerspringen klopfte, erzählte sie ihm die Geschichte, die sie soeben von Elsie erfahren hatte. Ihre Stimme bebte und sie verhaspelte sich oft vor lauter Aufregung, so dass Craig Mühe hatte ihr zu folgen. Sie endete mit dem eindringlichen Appell: „Ihr müsst die Pressekonferenz sofort abbrechen und die TITANIC-WORLD verlassen! Bitte, Craig! Bitte, bitte, hör‘ wenigstens einmal im Leben auf mich!
Am anderen Ende der Leitung blieb es für einen Moment still. Gerade, als sie glaubte, Craig hätte aufgelegt, sagte er mit merkwürdig flacher Stimme: „Willst du ’was Komisches hören, Cissy? – Der Koffer mit dem Logbuch ist verschwunden. Zuerst hat Onkel Nathan gedacht, ich hätte ihn zuhause vergessen und einen von den Securityjungs, Cal heißt er, ins Penthouse geschickt, um ihn zu holen – aber der Koffer ist futsch! Ich hatte ihn natürlich nicht vergessen, sondern auf den Tischs …äh, mit den … hm, im Faksimile gedruckten Schiffstagebüchern gelegt und der ist gänzlich leer – auch die Faksimile für die Presse sind verschwunden. Seltsam, nicht?“
Im ersten Augenblick fiel Cecilia ein solch‘ gewaltiger Stein vom Herzen, dass sie glaubte, ganz Southampton müsste es poltern hören. Dann kehrte die Angst zurück. Doch bevor sie etwas sagen konnte, drang erneut Craigs Stimme an ihr Ohr: „Cissy? Bist du noch dran? Hör‘ zu, ich wollte dir eigentlich ‘was ganz anderes sagen.“ Sie konnte hören, wie er einmal tief durchatmete, bevor er langsam erklärte: „Weißt du, als wir uns gestern so erbittert gestritten haben, ist mir trotz, oder vielleicht wegen der bösen Worte, die wir uns an den Kopf geworfen haben, so manches klar geworden.Ich … ich hab‘ immer gedacht, weil ich einer Frau alles bieten kann, muss ich zwangsweise auch der Traumprinz sein, den jede haben will. Ich konnte nie verstehen, warum ausgerechnet dir mein Reichtum so egal war und du mich nie wolltest. – Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, naja und da ist mir dann irgendwann ein Licht aufgegegangen:
Weitere Kostenlose Bücher