TITANIC-WORLD
Du warst immer die einzige Frau, die mich um meiner Selbstwillen geheiratet hätte; niemals des Geldes wegen. Ich hab’s verbockt. Ich hab‘ jede noch so kleine Chance, die wir je hatten in den Teich gesetzt, denn ich bin niemals, auch nur den kleinsten Schritt deinen Bedürfnissen entgegen gekommen.“ Craig holte erneut tief Luft. Es fiel ihm so unendlich schwer weiterzusprechen, aber einem inneren Zwang folgend, fuhr er, mühsam nach den richtigen Worten suchend, fort: „Ich kann nicht erwarten, dass du mir sechzehn vergeudete Jahre deines Lebens verzeihst. Ich kann nur hoffen, dass du mir die Chance gibst, es wieder gut zu machen. Es tut mir Leid, was ich getan habe und ich bitte dich nur … lass‘ mich weiterhin dein Freund sein.“
Die ganze Zeit schon waren Cecilia die Tränen über das Gesicht geströmt. Jetzt konnte sie kaum sprechen, als sie schluchzend erwiderte: „Ich habe niemals aufgehört deine Freundin zu sein und unter Freunden gibt es nichts zu verzeihen.“
Es dauerte lange, bis Craig antwortete und dann klang seine Stimme belegt: „Ich danke dir von Herzen, Cissy. – Hör‘ zu, ich muss Schluss machen. Ich … egal, was du von mir denkst, aber ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dich wieder in meinen Armen zu halten. Ich liebe dich, Cissy.“
Es knackte in der Leitung. Zurück blieb nur ein seltsames Rauschen.
Wie angewurzelt stand Cal da und traute seinen Augen nicht. Die TITANIC-WORLD dümpelte friedlich mitten im Hafenbecken; die Halteleinen hingen schlaff herunter. Eine der Gangways lag – wie hingeworfen – auf dem Kai, während die beiden anderen träge auf dem Wasser trieben. Wie in Zeitlupe holte er sein Handy aus der Tasche und wählte. Bereits nach einmaligem Klingeln wurde abgehoben.
„Ar … Artie? Bist du’s?“
„Cal? Sag‘ mal, wo bist du denn abgeblieben? Joe wollte schon ‘ne Vermisstenanzeige aufgeben“, klang Arties Stimme mehr erstaunt, als wütend durch den Apparat. Cal sah auf seine Armbanduhr. Er blinzelte, einmal, zweimal. Die Anzeige auf dem Zifferblatt blieb dieselbe – 23.30 Uhr. Das war unmöglich! Er konnte sich niemals über vier Stunden mit der Suche nach dem verschwundenen Koffer aufgehalten haben. UNMÖGLICH!
„Cal?“ Es war Joes Stimme, die ihn aus seinen Gedanken riss. „Wo, zum Teufel, bist du, Junge?“
„Joe?“ Cal musste ein paar Mal schlucken, bevor er weitersprechen konnte. Mit einem seltsamen Unterton sagte er: „Joe, ihr müsst zusehen, dass ihr da ‘raus kommt. Irgendetwas stimmt nicht! Irgendetwas stimmt bei euch ganz und gar nicht! Die TITANIC-WORLD …“
„Was ist los mit dir, Cal? Was stimmt nicht? Und wo, in drei Teufels Namen, steckst du?“
„Ich steh‘ am Kai und die TITANIC-WORLD …“ Weiter kam Cal nicht. Es knackte in der Leitung und die Verbindung war unterbrochen. Zurück blieb ein Rauschen, das ihm die Haare zu Berge stehen ließ.
„Du siehst abgespannt aus, Craig.“ April Eastman sah ihn kritisch von der Seite an und fügte hinzu: „Sorgst du dich um deine Kollegin, Cecilia Soundso? Ich kann diesen deutschen Nachnamen nicht aussprechen. Ihr geht’s bestimmt bald wieder besser. Ein grippaler Infekt ist schließlich keine große Sache.“
Craig antwortete nicht. Das war die zweite Merkwürdigkeit des Abends gewesen. Anstatt der Welt zu verkünden, dass Cecilia nicht mehr für die TITANIC HERITAGE LTD. tätig war, hatte Nathan sie lediglich entschuldigt und gesagt sie läge mit einer Grippe zu Bett. Er warf seinem Onkel, der an einem der Nebentische saß, einen verstohlenen Blick zu. Außer ihm würde niemand auf die Idee kommen, dass Nathan nervös war. Normalerweise trank er bei solchen Events nur mäßig, aber es war Craig nicht entgangen, dass die aufmerksamen Kellner schon häufig Nathans leeres Glas nachgefüllt hatten. Als Aprils Stimme erneut an sein Ohr klang, wandte er sich ihr desinteressiert zu. Sie trug zur Feier des Tages einen sehr extravaganten Hosenanzug aus smaragdgrünem Satin und auffällige silberne Sandalen. Ihr Top war weiß und mit silbernen Brokatfäden durchwirkt. Ihr pechschwarzes Haar fiel ihr wie ein Schleier über den Rücken. Es gab Craig einen Stich ins Herz, als er dachte, dass dieses Grün Cecilias Farbe war und wie atemberaubend sie darin aussehen würde. Seine Sehnsucht nach ihr wuchs ins Unermessliche und es gelang ihm kaum, sich auf Aprils leichte Konversation zu konzentrieren. Mit einem knappen Lächeln entschuldigte er sich und stand auf. April sah ihm
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