TITANIC-WORLD
erstaunt, aber auch ein wenig verstimmt nach. Seinen Spargelsalat in Champagner-Safran-Vinaigrette hatte er kaum angerührt.
Um kurz nach dreiundzwanzig Uhr hielt es Cecilia nicht mehr aus. Seitdem die Verbindung mit Craig unterbrochen worden war, hatte sie immer wieder versucht ihn zu erreichen; ohne Erfolg. Weder ging der Ruf durch, noch konnte sie sms verschicken. Dass Elsie das Appartment nicht verlassen hatte, war ihr in den vergangenen drei Stunden kaum aufgefallen. Daher schrak sie hoch, als Elsie plötzlich laut verkündete: „Da! Jetzt tutet es!“ Mit diesen Worten reichte sie Cecilia, die sie völlig perplex anstarrte, das Telefon. Erneut wählte sie Craigs Handynummer. Nichts – nur Rauschen. Sie versuchte das Telefon im White Star Restaurant anzuwählen, doch auch hier wurde sie nur mit dem altbekannten Rauschen belohnt. Einer Eingebung folgend wählte sie Jonathans Festnetznummer und endlich, endlich ging der Ruf durch. Nach zweimaligem Läuten nahm er ab.
„Jon, hier ist Cecilia. Ich wollte dich fr …“
„Gott sei Dank! Da bist du ja endlich!“ Parkers Stimme überschlug sich fast, als er weitersprach: „Ich dachte schon, dir ist ‘was passiert! Ich versuch‘schon seit Stunden dich zu erreichen, aber weder Handy, noch Festnetz hat funktioniert. Ich hab‘s sogar unten bei der Rezeption und auf Trevors Privatnummer versucht, aber es war einfach kein durchkommen. Immer nur ein Rauschen und sms schreiben klappte auch nicht!“
Etwas atemlos fügte er hinzu: „Geht’s dir gut, honey ?“
„Nein, ich glaub‘ nicht, dass es mir gut geht. Ich versuch‘ auch schon den ganzen Abend zu telefonieren, aber egal, wen ich anrufe – es kommt einfach keine Verbindung zustande.“ Sie machte eine kurze Pause. Ihr Herz schlug heftig, als sie bat: „Könntest du mich zur TITANIC-WORLD fahren? Bitte!“
Jon stutzte sekundenlang. Dann antwortete er nur: „Klar, kein Problem. Ich bin in fünf Minuten bei dir.“
Als Cecilia nur Momente später aus dem Appartment stürmte, heftete sich Elsie an ihre Fersen. Nichts und Niemand würde sie jetzt noch von Cecilias Seite reißen können; bot sich hier doch endlich einmal die langersehnte Möglichkeit, alles aus erster Hand zu erfahren.
Ein Zittern lief durch die TITANIC-WORLD und ließ das Schiff fast eine Minute lang erbeben. Obwohl kein Geräusch zu hören gewesen war, schien der Erschütterung dennoch eine Stille zu folgen, die nicht erklärbar war. In der Überwachungszentrale auf dem E-Deck sahen sich fünf Augenpaare erschrocken an. Joe fing sich als Erster und wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als Artie mit seltsamer Stimme sagte: „Ich kann den Kai nicht mehr sehen.“
Vier Köpfe wandten sich ruckartig um. Pat und Sammy unterdrückten mühsam einen Aufschrei, während Pete nur scharf die Luft einsog. Joe umklammerte Arties Stuhl mit beiden Händen und starrte ungläubig auf die Monitore. Sie zeigten alle das gleiche Bild – Wasser, nur Wasser, so weit das Auge reichte!
Craig war in seinem Büro, als das Schiff erzitterte. Nicht fähig sich zu bewegen, saß er da, bis das Beben nachließ. Es ist soweit, schoss es ihm augenblicklich durch den Kopf. Dieser Gedanke erschreckte ihn und er sprang auf. Mit eiligen Schritten druchquerte er den Raum und riss die Tür auf. Der Korridor des Personaldecks war schwach erleuchtet. Als Craig den Gang hinunter blickte, hielt er erschrocken den Atem an; in Lloyds Büro stand die Türe offen und es brannte Licht. Mit Beinen, die sich anfühlten, als seien sie aus Gummi, ging Craig darauf zu. Auf alles gefasst, lugte er vorsichtig hinein. Nichts! Der Raum lag still und friedlich da.
Craig hatte das Restaurant vor etwa zwanzig Minuten verlassen. Aprils Gesellschaft erschien ihm plötzlich unerträglich, während ihn seine Sehnsucht nach Cecilia zu überwältigen drohte. Er war in sein Büro geflüchtet, um noch einmal in Ruhe mit ihr sprechen zu können. Aber jeder Versuch sie zu erreichen, war gescheitert. Nichts hatte funktioniert – kein Festnetz, kein Handy, keine e-mail. Gerade, als er sich enttäuscht wieder auf den Weg nach oben hatte machen wollen, erbebte das Schiff. Als jetzt das leise Plätschern von Wasser an sein Ohr drang, neigte er lauschend den Kopf. Sekundenlang verharrte der Titanic-Historiker so in dem diffusen Licht des Korridors. Dann schaltete er mit eiskalten Händen das Licht in Lloyds Büro aus und zog nachdrücklich die Tür ins Schloss. Plötzlich ballte er die Hände, als ihm
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