TITANIC-WORLD
Empfangssalon der ersten Klasse geschmückt hatte. Über den ganzen Raum verteilt standen von dezentem Licht angestrahlt die letzten Überreste des Schiffes, dass mit seinem Untergang unsterblich geworden war. Hier stand der Kopfteil eines Bettes im Empire Stil, dessen Messingverzierungen matt glänzten. Dort lag eine kleine Seifenschale aus weißem Porzellan, daneben eine altmodische Badewanne auf Klauenfüßen – beide makellos, als warteten sie nur darauf, wieder benutzt zu werden. In der Mitte des Raumes hing die Schiffsglocke über dem Krähennest – ohne Schlegel seiner Stimme beraubt, ein stummer Zeuge jener Unglücksnacht.
„Die Konservierung muss Ihre Firma ein Vermögen gekostet haben. Es ist erstaunlich,wie hervorragend die meisten Dinge erhalten worden sind.“ In Mandys Stimme klang Bewunderung mit, während ihre Augen herausfordernd auf Craig ruhten.
„Ja, unsere Konservierungslaboratorien haben wirklich außergewöhnliche Arbeit geleistet. Bei vielen Gegenständen – bei Papier, zum Beispiel, oder bei Textilien – haben die Mitarbeiter von Eternity ganz neue Verfahren entwickeln müssen. Mehr als einmal dachten wir, dass etwas für immer verloren ist; aber sie haben es jedes Mal wieder geschafft.“
„Entschuldigen Sie bitte, Craig.“ Eine Reporterin von Sky stand vor ihnen und lächelte ihn an. Sie war ein kleines zierliches Persönchen mit langen schwarzen Haaren, die ihr wie ein Seidenvorhang glatt über den Rücken fielen. Der silbergraue Buisnessanzug stand ihr ausgezeichnet. Mandy fühlte eine leise Eifersucht in sich aufsteigen. Craigs Aufmerksamkeit beim Lunch, seine charmante Art zu plaudern und die spielerisch frivolen Blicke, mit denen er ihren Körper langsam abtastete, hatten ihr gut gefallen und sie in eine leichte Erregung versetzt. Mandy wusste um ihre Wirkung auf das männliche Geschlecht und bei Craig hatte sie genau die Anzeichen entdeckt, die zweifelsohne auf einen unsittlichen Antrag hinausliefen. Sie war kein Kind von Traurigkeit und wenn ihr der Mann gefiel – was in Craigs Fall zu 150% zutraf – war sie nicht abgeneigt, den Prozess des Kennenlernens auf ihr Bett auszuweiten. Craigs Ruf, ein Frauenheld par excellence zu sein, störte sie nicht; im Gegenteil, es gefiel ihr sogar. Schließlich wollte auch sie ihren Spaß haben und bekanntermaßen hatten diese Typen einiges mehr zu bieten, als die fremdgehenden Möchtegern-Casanovas, denen nur an ihrer eigenen Befriedigung gelegen war. Die plagte meistens schon beim Vorspiel das schlechte Gewissen an die betrogene Ehefrau oder Freundin, so dass es letztendlich immer auf einen 30-Sekunden-Schnellfick hinauslief. Mandy hatte früh gelernt, den einen vom anderen zu unterscheiden und Craigs Blicke versprachen eine heiße Nacht, anstelle der schuldbewussten dreißig Sekunden. Doch jetzt sah es plötzlich so aus, dass der Fisch, der sich bereits in ihren Netzen verstrickt zu haben schien, Anstalten machte sich loszureißen. Craig betrachtete die Reporterin von Sky wohlwollend und schickte sich an, ihr seine ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Doch so schnell gab sich Mandy nicht geschlagen. Sie legte ihre Hand wieder auf seinen Arm und sah ihm mit einem verheißungsvollen Funkeln tief in die Augen. Dann warf sie einen kurzen, sehr demonstrativen Blick auf ihre Armbanduhr, bevor sie ihn erneut herausfordernd anlächelte. Craig lachte in sich hinein. Weiber! Die hatten für ihn noch nie ein Problem dargestellt. Die überschlugen sich alle förmlich, um in seinem Bett zu landen und diese hier war besonders heiß darauf. Keine Sorge, Baby, dachte er abfällig. Ich verpass‘ dir noch einen! Später. Heute Abend ist aber erstmal diese kleine Schnuckelmaus dran. Bei der sitzen die Höschen fester als bei dir, meine hinreißende Mandy! Ihm entging nicht, dass Mandy die Sky Reporterin siegesgewiss anlächelte. Dass sie dieses Scharmützel aber noch lang nicht gewonnen hatte, zeigte sich gleich, denn so schnell ließ sich ihre vermeintliche Kontrahentin nicht abwimmeln. So, als hätte sie den Blickkontakt zwischen den beiden gar nicht bemerkt, lächelte sie wieder Craig an und fragte ungerührt: „Gab es einen besonderen Grund dafür, die Artefakte über drei Decks zu verteilen? Wäre es nicht sinnvollergewesen, ein gesamtes Deck den Erinnerungen an Passagiere und Schiff zu widmen?“ Ihr Gesicht mit der schmalen Nase sah aristokratisch und ein bisschen arrogant aus. Obwohl sie ihn freundlich anlächelte, wirkte sie sehr distanziert.
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