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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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Schritte auf die TITANIC zugegangen. Das Trümmerfeld hat sie zuerst gar nicht so wahr genommen; sie war viel zu fasziniert von dem Anblick, den das Wrack bot. Die schiere Größe, die deutlichen Anzeichen des Verfalls und die zusammengestauchten Decks an der Bruchstelle hätten sie unglaublich beeindruckt. Die grüne Hintergrundbeleuchtung taucht die ganze Szene in dieses unwirkliche, etwas unheimliche Licht und sie gab zu, dass ihr bei der Betrachtung ein Schauer über den Rücken lief. Die anderen ihrer Gruppe waren schon ein Stück voraus gegangen und sie beschloss, ihnen zu folgen.“ Cecilia unterbrach sich, um einen großen Schluck Gin Tonic zu trinken und sich eine neue Zigarette anzuzünden. „Und dann ist’s passiert! Als sie den Blick senkte, um zu sehen, wohin sie trat, stockte ihr der Atem und sie war unfähig sich zu bewegen. Vor ihr erstreckte sich das Trümmerfeld und mittendrin – sie stockte – lagen hunderte von Toten.“
    „Jetzt weiß ich auch, warum du dachtest, ich hätte versucht die Software zu manipulieren“, sagte Craig leise und sah sie wissend an. „Du hast an die Schuhpaare gedacht, die wir in dem echten Trümmerfeld überall verstreut gesehen haben, stimmt’s?“
    Cecilia nickte unglücklich. „Ja, hab‘ ich. So, wie Miss Makkileinen das Szenario beschrieben hat, habe ich wirklich geglaubt, dass du – irgendwer – die Software nachträglich modifiziert hast. Sie sagte, dass inmitten der Trümmer Leichen von Männern, Frauen und Kindern gelegen hätten. Manche lagen auf dem Rücken mit sperrangelweit aufgerissen Augen, andere saßen an größere Gegenstände gelehnt, den Kopf auf der Brust. Ein kleines Mädchen mit seiner Puppe im Arm lag da, als schliefe es nur.“ Cecilia holte tief Luft. „Aber das war noch nicht das Schlimmste. Bei diesem Anblick, so sagte sie, hätte sie sich außerstande gefühlt, auch nur einen einzigen Schritt zu gehen. Sie hatte Angst, denn alles wirkte so echt, dass sie wirklich vergaß, dass es sich nur um virtuelle Leichen handeln konnte. Was sie dann aber so in Panik versetzt hat, war die Tatsache, dass außer ihr niemand die Toten zu sehen schien! Alle anderen liefen munter durch das Trümmerfeld und gingen buchstäblich über die Leichen ! Und dass, so sagte sie unter Tränen, dass hätte wirklich so ausgesehen, als wären diese Toten real , denn sie krümmten sich oder rutschten ab – wenn jemand auf sie trat.“
    Nach Cecilias Worten blieb es still. Craig schenkte sich mit fahrigen Händen einen Bourbon ein und zündete sich gleichfalls eine Zigarette an; etwas, dass er selten tat. Schließlich sagte er gedehnt: „Du glaubst den Scheiß, den die Pressetante erzählt hat doch wohl nicht, oder?“
    Cecilia antwortete nicht sofort. Sie presste beide Hände an die Schläfen und schüttelte vage den Kopf. Als sie antwortete, klang ihre Stimme schrill: „Ich weiß nicht, was ichglauben soll. Du hast sie nicht gesehen, nicht gehört. Alles, was sie gesagt hat, klang so … so wahr.“
    „Cissy.“ Craig ging auf sie zu und legte beide Arme um sie, ohne sie jedoch an sich zu ziehen. Er sah ihr aufmerksam in die Augen und sagte in einem sehr ruhigen Tonfall: „Cissy, jetzt denk mal scharf nach. Wir haben diese Schuhpaare – in denen vor langer Zeit wirklich Tote waren, dass streite ich gar nicht ab – in dem echten Trümmerfeld gesehen. Und wir haben in unserem ersten Buch, auch ein oder zwei dieser Aufnahmen veröffentlicht. Aber, bei der Planung der Software haben wir niemals, niemals auch nur im Traum daran gedacht, diese Schuhpaare virtuell darstellen zu lassen.“
    „Das weiß ich doch. Aber wie kommt sie dann darauf?“
    Craig zuckte die Achseln. „Was weiß ich. Ich nehme an, sie hat – vielleicht in Vorbereitung auf ihren Job hier – unser Buch über die TITANIC gelesen und diese Bilder sind ihr besonders im Gedächtnis geblieben.“
    „Ja, Doktor Westwood hat auch so etwas Ähnliches zu mir gesagt.“ Sie löste sich aus seinen Armen und griff nach ihrem Glas. Sie trank nicht, sondern hielt es nur nachdenklich in den Händen. „Ich konnte sie beruhigen, weißt du. Ich habe ihr erzählt, wie es war, als ich zum ersten Mal dort unten gewesen bin; in dieser alles umschließenden Finsternis, umgeben von einem Trümmerfeld, dass so groß wie fünfzehn Fußballplätze ist. Dort unten – ganz allein mit dem Wrack und den letzten Zeugen des Lebens der Menschen an Bord – fühlt man die Katastrophe. Dort unten glaubt man, dabei gewesen

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