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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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Rüschen. Mareike grinste. „Kein Wunder, dass der gute Sir ohne die Lady schlafen wollte. In diesem Nachtgewand hat sie sicherlich wie ein Gespenst ausgesehen.“
    „Ich glaube kaum, dass ihre grässliche Nachtwäsche die Ursache für die getrennten Schlafzimmer war. Wahrscheinlich trug auch er einen Pyjama, bei dem einem die Lust auf ALLES verging.“ Sie kicherten. „Ich würde gerne wissen, wer die beiden waren. Wo ist denn die Kurzbiografie?“ Mareike sah sich suchend um. Schließlich entdeckte sie das kleine Info-Pult gleich neben der Türe unter einem eindrucksvollen Bild der einstigen Bewohnerin von Suite A-20 . Antje trat an ihre Seite und gemeinsam lasen sie.
    Sir Cosmo und Lady Lucille Duff-Gordon
    Den Titel eines Baronets hatte Sir Cosmo von seinem Cousin geerbt, der kinderlos verstarb. Diesem Titel, den er in der 5. Folge trug, verdankte er seine Stellung innerhalb der britischen Gesellschaft, sowie seinen Reichtum.
    Im Jahr 1900 heiratet er mit achtunddreißig Jahren, die nur ein Jahr jüngere Lucille Wallace Sutherland. Die Hochzeit der beiden – in den gehobenen Kreisen damals wie heute ein großes gesellschaftliches Ereignis – erhielt eine pikante Note, denn die Schwester der Braut war die wohl bekannte, aber nicht ganz salonfähige Schriftstellerin, Elinor Glyn; die obendrein auch keinen Hehl daraus machte, die Geliebte Lord Curzons zu sein – dem damaligen Vizekönig von Indien.
    Sir Cosmo war ein sehr typischer Vertreter der britischen Upper class; arrogant, eitel und von der absoluten Notwendigkeit seines Daseins überzeugt. Lady Lucille glich ihrem Gatten in seiner Haltung sehr, aber sie war noch egozentrischer – und, sehr ungewöhnlich für 1912, eine gute Geschäftsfrau. Als Modedesignerin entwarf sie stilvolle und äußerst kostspielige Kreationen, die sich in ihren diskreten Boutiquen am vornehmen Hanover Square in London und in New York gut verkauften. Der Name ihrer Mode war so schlicht, wie sie selbst exzentrirsch war – Lucille.
    Die Duff-Gordons unterhielten zwei Haushalte; einen im vornehmen Londoner Stadtteil Kensington und einen im schottischen Kincardineshire. Allerdings verbrachten sie, wie die meisten ihrer kosmopolitischen Artgenossen, einen Teil ihrer Zeit auf Reisen.
    Am Abend des 10. April 1912 stiegen sie, in Begleitung von Lady Lucilles Sekretärin, Miss Laura Francatelli, in Cherbourg zu, dem ersten Anlaufhafen der TITANIC. Bis zum heutigen Tag wird in Fachkreisen gerätselt, warum sie ihre Passage unter dem Namen ‘Mr. und Mrs. Morgan‘ gebucht hatten. Möglicherweise war die Idee ihrem etwas fragwürdigen Sinn für Humor entsprungen, denn der Besitzer der International Mercantile Marine, hieß John Pierpont Morgan. Die White Star Line gehörte dem IMM Konzern an, mit dessen Geldern auch die TITANIC erbaut worden war. J.P. Morgan hatte seine Teilnahme an der Jungfernfahrt kurzfristig abgesagt und vielleicht fanden die Duff-Gordons, dass der Name ‘des wahren Besitzers des Schiffes‘ aber in jedem Falle in der Passagierliste vertreten sein sollte.
    Am Abend der Kollision hatten sich die Duff-Gordons bereits in ihre Luxussuiten zurück gezogen. Vor dem britischen Untersuchungsausschuss gab Lady Lucille später zu Protokoll, dass das Geräusch des Aufpralls sie geweckt habe. Sie sagte aus, dass sie ’gespürt habe, wie ein gigantischer Finger am Schiffsrumpf entlang gestrichen sei‘. Allerdings hätte sie dieser Laut nicht alarmiert. Erst als die Maschinen still standen und die nächtliche Ruhe durch das Klopfen an Kabinentüren, Stimmengemurmel und dem Trappen vieler Füße an Deck gestört wurde, beschlossen die Duff-Gordons sich anzuziehen, um dem mitternächtlichen Lärm auf den Grund zu gehen.
    Gegen 0.30 Uhr betraten sie in Begleitung von Ms. Francatelli das Bootsdeck. Da die TITANIC zu diesem Zeitpunkt noch scheinbar stabil im Wasser lag, kam die nächtliche Bootsübung den Duff-Gordons, wie vielen der anderen erste Klasse Passagieren auch, übertrieben und lächerlich vor. Demzufolge füllten sich die Boote nur zögerlich. Sie beobachteten, wie die Rettungsboote 7 und 3 nur zur Hälfte besetzt zu Waser gelassen wurden und dass sich etliche männliche Passagiere der ersten Klasse darin befanden. Um etwa 1.00 Uhr beschlossen die Duff-Gordons dann plötzlich doch ’an dieser nächtlichen Bootsübung‘ teilzunehmen; vielleicht, weil die TITANIC irgendwie schief im Wasser zu liegen schien und die Decks abschüssiger wurden. An eine wirkliche Gefahr

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