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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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glaubten sie in diesem Moment dennoch nicht, da sie ihre gesamten Wertsachen – darunter eine Perlenkette im Wert von 50.000 Dollar – auf dem Schiff zurück ließen.
    Bei Boot Nummer 1 – einem der beiden sogenannten Notkutter, der während dergesamten Fahrt ausgeschwenkt blieb – stand der erste Offizier Murdoch. Sein Ruf nach Frauen und Kindern hallte scheinbar ungehört durch die Nacht. Als die Duff-Gordons hinzutraten, ließ der erste Offizier sie nebst Sekretärin breitwillig einsteigen. Außer zwei weiteren männlichen Passagieren der ersten Klasse war niemand mehr in Sichtweite und William Murdoch erlaubte diesen Herren ins Boot zu steigen. Da sich keine Passagiere mehr fanden, ließ der erste Offizier sechs Crewmitglieder, die sich in der Nähe aufhielten, kurzentschlossen einsteigen. Unter ihnen war einer der sechs Ausgucks, George Symons. Murdoch übergab ihm das Kommando und ließ abfieren. Um circa 1.10 Uhr verließ Rettungsboot 1 – Fassungsvermögen 40 Personen – mit gerade mal 12 Menschen die TITANIC.
    Boot 1 ruderte langsam auf die offene See hinaus. Gebannt verfolgten die Insassen, wie sich das Heck immer weiter aus dem Wasser schob, bis ihnen bewusst wurde, dass die UNSINKBARE sich bereit machte, ihre finale Reise auf den Grund des Ozeans anzutreten.
    Lady Lucille machte dieser Anblick elend – vielleicht dachte sie aber auch an die Perlenkette, die eine Leihgabe eines Juweliers aus Venedig war und nicht versichert. Als sich die Fluten des Atlantiks endgültig über dem Heck der TITANIC schlossen, rief Ms. Francatelli aus: „Da geht es hin! Ihr schönes Nachthemd mit den Brüsseler Spitzen!“
    Dieser oberflächliche Ausruf löste bei den Besatzungsmitgliedern eine bittere Reaktion aus. Heizer Robert Pusey kam über Ms. Francatellis Feststellung nicht hinweg und er sagte laut, wie unwichtig der Verlust eines Nachthemdes sei, da sie doch ihr Leben hatten retten können. Allerdings muss ihm dabei eingefallen sein, dass sie außer ihrem ’nackten Leben‘ wirklich alles verloren hatten. Seinem Lamento über die mit der TITANIC versunkene Ausrüstung und der düsteren Prophezeihung, dass die White Star Line keinen Penny ab dem Moment, da das Schiff gesunken war, zahlen würde, setzte Sir Cosmo schließlich ein Ende, in dem er jedem der sechs Männer eine Zahlung von 5.00 Pfund versprach. Dieses Versprechen sollte er sein lebenlang bereuen.
    Nachdem die TITANIC von der Meeresoberfläche verschwunden war, hallten die Schreie, der im Wasser ums Überleben kämpfenden Menschen, durch die eiskalte, klare Nacht. Und obwohl Boot 1 noch Platz für 28 Personen bot, ruderte es nicht zurück.
    Sowohl vor dem amerikanischen, als auch vor dem britischen Untersuchungsausschuss antwortete Sir Cosmo auf die Frage, warum er nicht zurück gerudert sei, um Leben zu retten, dass ‘es ihm nicht in den Sinn gekommen wäre‘.
    Senator William Alden Smith, der Vorsitzende des amerikanischen Untersuchungsausschusses, verurteilte Sir Cosmos Verhalten aufs Schärfste und setzte das Versprechen der Geldzahlung mit einem Bestechungsversuch gleich, da Boot 1 keinerlei Versuch unternommen hätte, Menschenleben zu retten. Lord Mersey, der Vorsitzende der britischen Untersuchungskommission, kritisierte Sir Cosmo in weitaus weniger harschen Tönen. Er glaubte seinen Beteuerungen, die 5.00 Pfund aus einem gewissen Mitgefühl heraus versprochen zu haben. Mit einem milden Tadel ließ er dieSache auf sich beruhen.
    Sir Cosmo setzte die schlechte öffentliche Meinung zu, obwohl er sich nichts anmerken ließ. Lady Lucille hingegen holte zu einem Gegenschlag aus. Bei ihrer Anhörung vor der britischen Untersuchungskommission verkündete sie laut, dass es wünschenswert gewesen wäre, wenn sich alle überlebenden Gentlemen so nobel verhalten hätten, wie ihr Gatte.
    Leider half das nicht viel. Die Presse – nach dem das Ausmaß des Verlustes an Menschenleben bekannt war – nahm insbesondere die überlebenden männlichen Passagiere ins Visier und warf unter anderem auch die Frage auf, warum Sir Cosmo, das Geld erst nach Abschluss der öffentlichen Untersuchen ausbezahlt hatte. Sollte so vielleicht verhindert werden, dass ein Crewmitglied einen anderen Grund, als Mitgefühl ausplauderte?Das Foto, dass Lady Lucille von den zwölf Insassen aus Boot 1 zur Erinnerung auf der Carpathia knipsen ließ, gab ebenso Anlass zu öffentlicher Kritik, denn es hätte mühelos ’Sir Cosmo und Lady Lucille mit Gästen und Privatcrew’ untertitelt

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