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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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haben!“ Sie seufzte leise auf und sprach bewegt weiter: „Mit der Ankunft der CARPATHIA am 18. April 1912 setzte sich ein ganzes Räderwerk in Bewegung und die Trägödie, die um 23.40 Uhr am 14. April 1912 so leise begonnen hatte, nahm ihren Verlauf. 1.503 Leben forderte der Untergang, doch in Wirklichkeit starben in jener Nacht zehn Mal so viele. Weder die Überlebenden, noch die Angehörigen derOpfer konnten wieder in die Unbeschwertheit des Lebens zurückfinden – die TITANIC-Katastrophe hatte allen ihr Siegel aufgedrückt.“
    Nach diesen Worten blieb es lange still. Martin saß, wie vom Donner gerührt da und schämte sich. Er war maßgeblich an der Entwicklung beider Programme für die Cyber-Welten beteiligt gewesen und trotzdem kannte er die Geschichte der TITANIC so gut wie nicht. Er hatte nur die Herausforderung hinter seiner Arbeit gesehen; niemals die Tragödie. Cecilias Erzählung hatte jetzt aber seine Neugierde geweckt. Martin räusperte sich und fragte zögernd: „Meinst du damit, dass Überlebende sich das Leben genommen haben oder so was in der Art?“
    Cecilia schüttelte sacht den Kopf. „Nein, dass wollte ich nicht damit sagen. Ich dachte dabei, zum Beispiel, an die überlebenden Männer. Die meisten von ihnen waren Reisende der ersten Klasse gewesen; Mitglieder der oberen Gesellschaftsschicht. Nach der Katastrophe zählten sie nicht mehr zu den angesehenen Bürgern. Ihnen wurde übelst angekreidet überlebt zu haben, wo doch so viele Frauen und Kinder ertrunken sind. Das Stigma, ein Feigling zu sein, haftete den meisten bis an ihr Lebensende an – dem ein oder anderen sogar über seinen Tod hinaus. Den Jungs von der Besatzung ging es nicht viel besser. Das ranghöchste überlebende Offiziersmitglied der TITANIC, der zweite Offizier Charles Lightoller, zum Beispiel, sollte in den kommenden Jahren bei jeder Beförderung übergangen werden. Ihm haftete schlicht und einfach dieses Stigma – ein männlicher Überlebender des Unglücks zu sein – an. Und dass, obwohl er erst anfing an seine Rettung zu denken, als er schon im eiskalten Atlantik schwamm.“ Sie machte eine kurze Pause und lächelte Martin erneut traurig zu: „Es war nicht fair, gerade Männern, wie Lightoller , ihr Überleben übel zu nehmen, weißt du. Ligtholler blieb bis zum Ende auf der TITANIC. Er versuchte verzweifelt mit den zurück gebliebenen Männern, die letzten beiden Notboote – die sogenannten Engelhardts – flott zu machen. Die große Welle, kurz vor dem Untergang, spülte ihn von Bord. Zwei Mal wurde er von dem Sog des untergehenden Schiffes erfasst und unter Wasser gezogen; zwei Mal blies ihn die entweichende Luft wieder an die Oberfläche zurück. Mit letzter Kraft konnte er sich auf das umgeschlagene Notboot B retten. Bei seiner Anhörung vor dem amerikanischen Untersuchungsausschuss antwortete er auf die Frage, wann er TITANIC verlassen habe – I didn’t leave her; she left me. “
    Cecilia zündete sich eine Zigarette an und sprach weiter: „Aber auch die Angehörigen blieben von den Auswirkungen jener Nacht nicht verschont. Um nur eine Geschichte zu erzählen: Frederick Goodwin , ein Elektriker aus Fulham bei London, immigrierte mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten. Sein Bruder, Thomas , der schon seit einiger Zeit in Niagara Falls, im Bundesstaat New York lebte, hatte Frederick über eine freie Stelle im hiesigen Kraftwerk unterrichtet. Die Arbeitsbedingungen in England zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts waren schlecht. Thomas , der regelmäßig Briefe in die alte Heimat schrieb, hob immer wieder die Vorzüge des Lebens und des Arbeitens in Amerika hervor. Frederick Goodwin ergriff die Gelegenheit, sich beruflich verbessern zu können und sagte zu. Außerdem lockte ihn auch die Vorstellung, seiner Frau und den sechs gemeinsamen Kindern, im Alter vonsechs bis sechzehn Jahren, eine bessere Zukunft bieten zu können. Die Goodwins verkauften ihr Haus und buchten ihre Überfahrt. Neben vielen anderen Passagieren auf der TITANIC, so gehörte auch die Familie Goodwin zu jenen, die ursprünglich auf einem anderen White Star Liner den Atlantik überqueren wollten. Doch der Bergarbeiterstreik in Wales sorgte dafür, dass viele Überfahrten gestrichen und die Passagiere kurzerhand auf einen anderen Liner umgebucht wurden. Auch im Falle der Goodwins war es die TITANIC.“ Ein bittersüßes Lächeln huschte über Cecilias Züge, als sie mit ihrer Erzählung fort fuhr: „Du kannst dir sicher

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