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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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vorstellen, wie überglücklich die Familie gewesen sein muss, als sie von der Veränderung erfuhr. Auf der TITANIC sollten sie reisen; dem schönsten, modernsten und sichersten Schiff ihrer Zeit – die Umbuchung muss ihnen wie ein gutes Zukunftsomen erschienen sein. Den Untergang überlebte nicht einer der Goodwins ; alle acht ertranken in den Quartieren der dritten Klasse – tief unten im Bauch des Schiffes. Am 18. April 1912 wartete Thomas Goodwin vergeblich an Pier 54 auf seinen Bruder mit Familie. Für den Rest seines Lebens drückten ihn Schuldgefühle. Er hatte in bester Absicht gehandelt und Menschen, die ihm nahestanden, zu einem grässlichen Tod verurteilt. – Das habe ich eben gemeint. Hinter jedem Menschen auf der TITANIC standen Angehörige und Freunde, die nach der Katastrophe unschuldig in die Tragödie hinein gezogen wurden und den Rest ihres Lebens damit zu Recht kommen mussten.“
    Nach Cecilias Worten hatte Martin Tränen in den Augen. Ihre Schilderungen waren ihm sehr nahe gegangen. Mit einem Mal schämte er sich, ein Programm entwickelt zu haben, dass den Tod der Goodwins und all ihrer Leidensgenossen zu einer Live-Show machte.
    Mittwoch, 19. April 2012
    Pammy knallte den Teller auf den Küchentresen und funkelte ihren Kollegen Justin wütend an. „Ich habe bislang nie so richtig verstanden, warum wir Briten was gegen die Franzosen haben! Die sind doch im Allgemeinen so charmant.“ Sie wies mit dem Daumen auf die Tür, die zum Frühstückszimmer des Hotel Intercontinental führte und fuhr abfällig fort: „Aber wenn alle Franzosen wie diese blöde Kuh da draußen sind, dann hass‘ ich die Franzmänner ab jetzt auch!“
    „Die Spiegeleier mochte sie wohl nicht“, stellte Justin ungerührt fest und grinste Pammy an.
    „Wisch dir dein blödes Lächeln aus dem Gesicht und hör mir zu!“ Sie war jetzt richtig in Fahrt und Justin, der auch schon Bekanntschaft mit Madame Leroc gemacht hatte, konnte sich denken was kam. Bislang hatte es nämlich noch kein Ei geschafft, in den Magen dieser Dame zu gelangen und Pammys nächste Worte bestätigten das. „Diese Ei-err sind zu fetiesch, hat diese alte Zicke gemault und mir dabei einen Blick zugeworfen, von dem mir jetzt noch ganz schlecht ist. Jetzt will sie Marmelade.“ Sie schnappte sich wütend ein Schälchen Orangenmarmelade und stürmte durch die Tür. Justin sah ihr entsetzt nach. Wenn ein britischer Gast Marmelade verlangte, dannhandelte es sich auf jeden Fall um Orangenmarmelade, denn schließlich wurde sie so genannt – marmalade. Aber wenn ein ausländischer Gast um Marmelade bat, empfahl es sich grundsätzlich nachzufragen, ob damit wirklich die klassische, englische marmalade gemeint war. Viele verwechselten nämlich die Ausdrücke und meinten eigentlich jam ; eine Konfitüre also, die aus anderen Früchten hergestellt wird. Justin hatte diesen Gedanken kaum zu Ende gedacht, da stand Pammy schon wieder neben ihm. Diesmal hatte sie Tränen in den Augen, als sie sagte: „Dieses Miststück! Die hat mir vor versammelter Mannschaft den Marsch geblasen und mich als Volltrottel hingestellt! Die kann auf ihre Konfitüre warten, bis sie schwarz wird. Ich geh‘ da nicht noch mal hin.“
    Justin streichelte ihr kurz mitfühlend über den Arm. Dann nahm er ein Schälchen mit Himbeerkonfitüre und sah sich um. Als er sich unbeobachtet fühlte, spuckte er darauf. Gleichmütig rührte er die Konfitüre mit einem Teelöffel um. Pammy sah ihn sprachlos mit großen Augen an. Justin senkte die Stimme und raunte: „ Confiture de framboise pour vous, Madame . Und wenn sie die tatsächlich auf ihren Toast streicht und isst, dann lach‘ ich mich tot.“ Er zwinkerte seiner Kollegin zu, die ihm bewundernd nach sah.
    Yves Leroc trank den letzten Schluck Orangensaft und sah seiner Frau mit ausdrucksloser Miene zu, wie sie verachtungsvoll einen Schluck Kaffee trank und mit dem gleichen Gesichtsausdruck in ihren Toast biss. Der von ihm schon halb erwartete Kommentar blieb, Gott sei Dank, aus. Aber Yves kannte seine Frau. Es würde nicht lange dauern, bis sie den nächsten Grund zur Reklamation fand. Doch seine Geduld war an diesem Morgen bereits erschöpft. Er stand rasch auf und entschuldigte sich. Auf dem Weg zur Gartenterrasse, bemerkte er den Kellner und die Kellnerin, die ihnen das Frühstück serviert hatten. Die beiden kicherten vergnügt miteinander und Yves fragte sich beschämt, ob sie sich über Antoinettes Verhalten lustig machten. Es wäre

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