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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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mit ihr interessiert. Auch die Besatzung – wie sie die Angestellten scherzeshalber nannten – schienen irgendwie nicht recht auf dem Posten zu sein. Sie gingen zwar alle gewissenhaft ihrer Arbeit nach, aber die heitere Freundlichkeit fehlte. Sie waren höflich und dienstbeflissen, mehr nicht. Verwundert und deprimiert ging sie in ihr Büro zurück. Obwohl es erst zwei Uhr war, fühlte sich Cecilia außerstande, sich auf die vor ihr liegenden Zahlen zu konzentrieren. Nach dem sie die Gehaltsabrechnungen der rund fünfundsiebzig Schauspieler zum dritten Mal in der falschen Abrechnungsliste gesucht hatte, schob sie den Stapel beiseite. Dabei fiel ihr Blick auf den Datumsanzeiger ihres Computers – Dienstag, 18.04.2012. Ein historisches Datum, dachte sie gerade, als die Tür aufging. Es war Claire, die mit einem verwirrten Gesichtsausdruck herein kam. „Was für ein seltsamer Tag“, rief sie kopfschüttelnd aus. „Die meisten Leute laufen mit betretenen Mienen ‘rum und selbst der Crew scheint eine Laus über die Leber gelaufen zu sein.“ Sie warf ihr einen Blick zu und fügte hinzu: „Du siehst auch nicht besser aus.“
    „Keine Ahnung, was los ist“, antwortete Cecilia ausweichend. Ihr lag auf der Zunge hinzuzufügen ’Vielleicht liegt’s am Datum‘, doch sie sagte es nicht. Warum, dass wusste sie selber nicht. Möglicherweise, weil ihr der Sinn im Moment nicht nach einer langen Erklärung stand; vielleicht, weil Craigs vehemente Annäherungsversuche ihr mehr zusetzten, als sie sich eingestehen wollte. Claire musterte ihre Chefin einige Sekunden lang schweigend. Sie spürte, dass zwischen ihr und Craig etwas vorgefallen sein musste, denn die beiden hatten heute so gut wie kein Wort miteinander gewechselt. Aber sie wollte die Sache nicht ansprechen und sagte stattdessen: „Ich hab‘ mit Cherie, der Stewardess aus dem Türkischen Bad gesprochen. Sie konnte sich an die beiden jungen Italienerinnen erinnern. Sie sagte, nach dem sie ihnen die zweite Tasse Mokka serviert hatte, wäre sie in die Küche gegangen, um Ordnung zu schaffen. Zu dem Zeitpunkt war nur noch wenig zu tun. Cherie meinte, dass in der Zeit zwischen siebzehn und zwanzig Uhr der Besucherstrom immer abflaut; viele nehmen einen Five o’clock Tea im Veranda Cafè zu sich oder gehen zum Dinner ins Restaurant. Auf meine Frage, ob sie etwas gesehen hätte, dass die Mädchen erschreckt haben könnte, antwortete sie, dass sie das Klirren einer Tasse hörte. Als sie die Küche verließ, um nachzusehen, sei ihr nur aufgefallen, dass die Zierlichere von beiden ausdem Raum stürmte. Kurz vor der Tür hätte sie sich plötzlich panisch umgesehen und dann war sie auch schon draußen. Cherie meinte, die junge Frau habe vielleicht gedacht, sie müsse die zerbrochene Tasse bezahlen und sei deswegen weggelaufen.“ Claire hielt inne und sah Cecilia an. Die nickte und meinte: „Tja, könnte sein. Danke, dass du für mich nachgefragt hast, Claire.“
    Nach dem ihre Assistentin den Raum verlassen hatte, starrte Cecilia auf die geschlossene Tür. Mag sein, dass diese Cherie mit ihrer Vermutung Recht hat, überlegte sie. Aber erklärt eine, sicherlich unabsichtlich zerbrochene Tasse, solch‘ eine panikartige Flucht? Und was war mit dem anderen Mädchen? Wie es scheint, war die gar nicht dabei, als es passierte. Was passierte? Cecilia schüttelte den Kopf. Das, würde wohl immer ein Geheimnis bleiben. Geistesabwesend nahm sie die Gehaltsabrechnungen wieder zur Hand, als es klopfte und Martin ins Zimmer trat. Ohne Aufforderung ließ er sich in einen der Sessel plumpsen und hob theatralisch die Hände. „Was ist heute bloß mit allen los“, rief er fassungslos aus. „Alle laufen hier mit Leichenbittermiene ‘rum und man hat das Gefühl – ein falsches Wort und alle brechen in Tränen aus!“ Kopfschüttelnd sah er Cecilia an. „Allein an dem Ausfall der Cyber-Welten wird’s doch nicht liegen. Mann! Diese Scheißdinger rauben mir noch den letzten Nerv!“
    „Deinen Worten zufolge gehe ich davon aus, dass die CA‘s immer noch ein Eigenleben führen“, sagte Cecilia kurz und Martin anwortete ebenso lakonisch: „Mensch, Cil. Wenn ich für jede Stunde, in der ich mir nach Feierabend den Kopf über diese Scheißdinger zerbrochen habe, fünf Dollar bekommen hätte, dann könnte ich mir mit meiner Frau einen tollen Urlaub leisten. – Ich versteh‘ es einfach nicht.“
    Cecilia seufzte, enthielt sich aber jeglichen Kommentars. Als Martin weitersprach, bekam

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