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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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sich.
Nach seinen Worten lag es wie Seufzen im Raum. Ein Seufzen der Erleichterung.
Endlich brach Nasarow das Schweigen.
»Wer kennt Jansens Rakete so, daß er ihr das adressierte Tonband und das Tagebuch entnehmen kann?«
»Die Raketenwarte im Arsenal«, sagte Stafford.
»Ich lasse alles hierher bringen«, erwiderte Nasarow und gab telefonisch die entsprechende Anweisung. »Inzwischen darf ich Genossen Guptajee um den astronomischen Bericht bitten«, sagte er anschließend.
»Die Strahlenintensität der neuen Sonne«, begann Guptajee, »scheint sich zu stabilisieren. Es ist also kaum zu befürchten, daß Titanus eins sich zur Nova oder gar zur Supernova entwickelt.«
Sundberg unterbrach ihn. »Bitte, erläutern Sie mir, was das bedeutet. Ich weiß zwar, daß Nova und Supernova explodierende Sterne sind, aber Genaueres…?«
»Eine Nova vergrößert ihre Helligkeit explosionsartig durch ausgeschleuderte Gasmassen auf das Fünfzigtausendfache und ihren Durchmesser auf das Hundert- bis Vierhundertfache, während eine Supernova ihre Helligkeit ebenso plötzlich auf das Fünfzigmillionenfache vergrößert und dabei an einem Tage etwa soviel Energie ausstrahlt wie unsere Sonne in vierzigtausend Jahren.«
Inoti schüttelte den Kopf. »Man muß wohl Astronom sein, um das so kaltblütig zu sagen.«
Guptajee lächelte. »Man muß überzeugt sein, daß eine solche Explosionsgefahr nicht besteht, Genosse Inoti. Und das bin ich.«
Das Telefon summte. Fanden die Raketenwarte das Tagebuch nicht?
Nasarow meldete sich und lächelte.
»Ausgezeichnet! Bitte geben Sie zurück, daß wir die Einladung annehmen. – Die Funker!« sagte er. »Die Raumschiffe melden sich wieder. Wir sind zu einem Besuch eingeladen.«
Die Tür öffnete sich. Einer der Raketenwarte brachte das Tagebuch, das Tonband und eine Mappe mit Aufzeichnungen.
De Varenne ließ das Band auf seinem Gerät ablaufen. Es war endlos, lief mit einer Geschwindigkeit von zwei Zentimeter in der Sekunde aus einer Spezialkassette, schlängelte sich durch die Rollen des Gerätes, passierte den Tonkopf und verschwand von der Spule aus wieder in der Kassette. Die Männer rührten sich nicht. Dieses Band und das Tagebuch entschieden über Stafford.
»Hier spricht Photonenrakete Kosmos zwei! Ich bringe dringende Nachrichten von der Kosmos-Expedition für den Weltgewerkschaftsbund. Alle Stationen des Staatenbundes werden ersucht, mich nach folgendem Funkschlüssel sofort an den Weltgewerkschaftsbund weiterzuleiten…«
Es folgte die genaue Anweisung, ein Hinweis, wo die Nachricht verborgen war und wie man an das Material herankam.
»Und dieses Band sollte während des ganzen Fluges laufen?« fragte Timár, als das Gerät abgeschaltet war.
»Nein. Es sollte beim Einflug in unser irdisches Sonnensystem zu laufen beginnen. Dieser Befehl sollte im zugestrahlten Steuerprogramm der Kosmos enthalten sein.«
Nasarow hielt das Tagebuch hoch. »Ich habe es flüchtig durchgeblättert. Es enthält genaue Angaben über das unterirdische Werk. Ich darf Kollegen Stafford bitten, die konkreten Hinweise zusammenzufassen und bei Genossen de Varenne auf Tonband zu sprechen! Jetzt bitte ich den Genossen Romain um das Schlußwort.«
Der Gruppensekretär erhob sich und stützte sich mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte. Er wechselte einen schnellen Blick mit Nasarow. Ein fast unmerkliches Zunicken zwischen den Freunden genügte, um Übereinstimmung zu erzielen.
»Genossen!« begann Romain. »Der Bericht unseres Kollegen Stafford hat mich erschüttert. Er zeichnete uns ein Bild von Verhältnissen, die wir beim stürmischen Aufbau unserer sozialistischen Gesellschaft oft vergaßen oder zumindest als vergangen betrachteten. Die Ursachen für die Fehler, die Kollege Stafford machte – Verschweigen des Atombombenwerkes, eigenmächtiges Handeln –, sind in seiner Vergangenheit, in den Umweltverhältnissen zu suchen, unter denen er aufwuchs und sich entwickelte.
Genossen, ich weiß nicht, ob ich an seiner Stelle hätte anders handeln können! Zudem, er versuchte, seine Fehler gutzumachen. Aus seinem Bericht ging hervor, daß er sich heute bewußt ist, nicht nur Individuum, sondern auch Teil einer großen Gemeinschaft zu sein.
Kollege Stafford fand kein ausreichendes Vertrauen zu uns, um sich auszusprechen – ist das allein seine Schuld? Hier prallten zwei Welten aufeinander, zwei grundverschiedene Welten. Als er uns kennengelernt hatte, fühlte er sich zu sehr schuldig, um an unser Verständnis zu glauben,

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