Titanus
Menschen auf Titanus eins kennengelernt hatten. Doch der Gesichtsausdruck war anders: freimütig und unbekümmert.
Die Titanen kamen den Menschen entgegen. Einer von ihnen ging einige Schritte voraus. Diesen Abstand wahrten sie auch, als sie auf halbem Wege verweilten und auf die Menschen warteten.
Romain schob Nasarow vor. Sofort schritt der einzelne Titan auf Nasarow zu.
»Auch eine Methode, ohne zu fragen den Leiter herauszubekommen«, sagte Canterville. Ihm machte die Sache Spaß. Die Titanen waren ja unwahrscheinlich intelligent! Kannten das Morsealphabet, kannten Esperanto, wußten sogar, daß sie von den Menschen Titanen getauft worden waren… Was wollte denn der Titan mit dem Kästchen in seiner Hand? Achteckig war es und so schmal, daß es bequem in die Klauenhand paßte. Der Titan streckte Nasarow seine freie Hand entgegen, erfaßte dessen Hand und führte sie an die Stirn, an die Brust und an den Mund. Geistesgegenwärtig vollführte Nasarow die gleichen Bewegungen.
Der Titan erhob das Kästchen und bewegte seine Lippen. Wieder dröhnte eine Stimme über den Platz; diesmal kam sie vom Fahrzeug.
»Lassen Sie mich mit Worten bekräftigen, was wir soeben durch unsere Gesten ausdrückten: Was wir denken und empfinden, das sage unser Mund! Möge eine echte Freundschaft zwischen Menschen und Titanen« – er lächelte – »aus Ihrem Besuch erwachsen, eine Freundschaft, die Sie und uns gewinnen läßt.«
»Sie sehen uns überrascht von der Herzlichkeit der uns entgegengebrachten Gefühle, und wir versichern Ihnen, daß eine echte Freundschaft auch unserem aufrichtigen Wunsch entspricht«, erwiderte Nasarow bewegt.
Auch seine Stimme erklang aus dem Lautsprecher des Wagens. Sie wurde offenbar auch von den Titanen verstanden, denn stürmischer Beifall erscholl vom Rande des Platzes herüber.
Das brachte Canterville auf die Lösung. Das Kästchen mußte ein Mikrofon mit Sender sein. Drahtlos wurden die Worte an einen Verstärker übermittelt und von dort auf den Lautsprecher übertragen. Aber woher kannte man die irdische Sprache?
Nach der Begrüßung fuhr eine Fahrzeugkolonne auf, grünglänzende, stromlinienförmige Einspurfahrzeuge.
In Nasarows Gegenwart wies der Titan einen seiner Begleiter an, die irdischen Maschinen bewachen und gegen jede Berührung sichern zu lassen. Dann bat er die Menschen, in den Fahrzeugen Platz zu nehmen. Er selbst nahm Nasarows Arm und führte ihn mit gewinnender Freundlichkeit zu seinem Wagen.
Die Fahrzeuge waren ferngelenkt. Kaum saßen die Männer in den breiten Sesseln, setzten sich die Wagen in Bewegung. Umlaufende, große Fenster gewährten einen guten Ausblick.
Noch ehe die Kolonne den Platz verlassen hatte, fuhren einige grüne Fahrzeuge auf die irdischen Maschinen zu. Es stiegen etwa zwanzig Männer aus. Sie begannen mit Seilen und weißgrünen Pflöcken die Maschinen einzuzäunen.
»Na, ob das als Schutz ausreicht?« sagte Timár.
»Sehen Sie dort hinüber! Die Menschen – ich meine, die Titanenmassen werden hier nicht von einer militärischen Sperrkette, sondern lediglich von solchen Seilen zurückgehalten.«
Die Wagen flogen über eine schnurgerade Allee der nahen Stadt entgegen. Die Bäume waren etwas kleiner als auf Titanus eins, doch auch sie hatten palmenähnliche Form, und ihre Wedel sahen aus wie Kräuterblätter. Die Fahrbahn war von mehreren Reihen winkender Titanen gesäumt.
»Wenn ich das nicht selbst erlebte, ich würde es nicht glauben«, sagte Stafford immer wieder. »Wie schade, daß man das alles nur einmal erlebt.«
Inoti lachte auf. »Wir haben doch die Filmaufnahmen. Lassen Sie sich eine Kopie herstellen, dann können Sie es so oft nacherleben, wie Sie wollen.«
»Lachen Sie nur, Inoti«, erwiderte Stafford nachsichtig. »Die überwältigende Größe des Augenblicks läßt sich nur einmal empfinden.«
»Jetzt philosophiert nicht, seht euch lieber um«, brummte Timár. »Und Sie, Canterville, vergessen Sie nicht Ihre erste Frage, die Sie gleich nach der Landung stellen wollten!«
Eine Stadt tauchte vor ihnen auf. Sie lag in einer breiten Mulde, umgeben von dichtbewaldeten Höhen.
Nur einige Kegel, Kugeln und Säulen waren zu sehen. Es herrschten Bauwerke vor, die sich nach oben stufenartig verengten. Jedes nächsthöhere Stockwerk trat etwas zurück, so daß ein Streifen der Decke des unteren Stockwerks dem oberen als umlaufende Galerie vorgelagert war. Zwischen den imposanten Bauwerken zogen sich Gelbanlagen mit weiten Promenaden dahin. Straßen
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