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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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hochwertiger Kohle gewinnt. Atombrand sagte man dazu, und das hieß: sich selbsttätig fortsetzende, unkontrollierbare und unaufhaltsame Kettenreaktion, anwachsend wie eine Lawine…
    Romain lag neben Nasarow und beobachtete ihn voller Teilnahme. Auch in ihm war alles wund vor Schmerz über den Verlust der beiden Genossen, doch er blieb dem Augenblick zugewandt und entschlußbereit.
    Er wußte, daß der Verlust den Expeditionsleiter doppelt traf, daß er sich verantwortlich fühlte und erst mit sich selbst fertig werden mußte. Deshalb unterdrückte Romain seinen Schmerz und zwang sich zur Aufmerksamkeit. Jetzt mußte er für Nasarow handeln.
    Auf dem Bildschirm wuchsen noch immer die hutförmigen Gebilde aus dem titanischen Meer. Plötzlich schoß eine flammende Wassersäule zwischen ihnen empor, dehnte sich aus, verschlang die andern Gebilde, wuchs und wuchs. Das Meer bäumte sich auf und begann zu brennen. Das Feuer trat über die Ufer und raste über den Kontinent. Der Bildschirm zeigte eine glühende Kugel.
Eine neue Sonne war entstanden…
    Nasarow preßte die Fäuste vor die Augen. »Jansen«, stöhnte er, »Lazzarri…«
Die Männer erhoben sich und schwiegen.
»Achtung!« Romains Stimme war hart. »Höchste Beschleunigung!«
Die Kosmos stürmte durch den Raum. Wie selbstverständlich wurde sie von den drei Raumschiffen begleitet. Die von der neuen Sonne ausgestoßenen elektrisch geladenen Gaswolken verhinderten den Funkverkehr zwischen ihnen, und doch verband sie das gemeinsame Erlebnis.
    Die Männer in der Kosmos stellten nicht mehr die Frage, ob sie sofort heimkehren würden. Jansens Vermächtnis und das grauenhafte Schauspiel weckten in ihnen den Wunsch, den Planeten zu sehen, den grausame Rache zerstören wollte, und jene Wesen zu besuchen, die sich befreit hatten. Sie kannten nur das, was ihnen die Titanen von ihrem Heimatplaneten erzählt hatten: Chaos, Brutalität, Unterdrückung – aber wer glaubte einem Mörder!
    Titanus zwei mußte anders sein. Und dieses »anders« wollten sie erleben! Es gehörte zu dieser Reise wie der Punkt zu einem Satz!
    In der Leitungsbesprechung, die Nasarow sofort nach dem Übergang zur normalen Beschleunigung einberief, gab es darüber keine Diskussion.
»Ziel: Titanus zwei!« Das war die einstimmige Meinung.
    Mit Spannung sahen die Männer dem zweiten Punkt der Tagesordnung entgegen. Staffords Umgang mit den Titanen, der Versuch, Jansens Rakete zu starten, das hatte nun an Bedeutung gewonnen. Wollte er mit den Verbrechern paktieren, ihnen die Rakete in die Hand spielen und in ihrem Auftrag die Menschen schädigen?
Stafford spürte das Mißtrauen, obwohl bisher niemand eine Bemerkung gemacht hatte.
    Romain war hellwach. Staffords Gesicht dagegen war müde und traurig, und doch glaubte Romain eine gewisse Entschlossenheit darin zu lesen. Es schien ihm, als trüge Stafford eine Last, mit der er allein nicht fertig würde.
    »Ich schlage vor«, sagte Romain, »wir lassen Kollegen Stafford selbst berichten. Sollte es nötig sein, kann Genosse Canterville später gehört werden.«
    Die Genossen stimmten zu.
»Gestatten Sie mir, etwas weiter auszuholen«, begann Stafford unsicher. Doch bald gewann seine Stimme an Festigkeit. Seine schlichte Art überzeugte die Zuhörer davon, daß er die Wahrheit sprach. Die gespannte Aufmerksamkeit war wie ein trockner Schwamm, der gierig jeden Tropfen aufsaugt.
De Varenne, der als Berichterstatter das Tonbandgerät bediente, vergaß das laufende Band. Ungläubig blickte er Romain an, als Stafford in großen Zügen seine Jugend erzählte. Doch der Gruppensekretär nickte vor sich hin – also mußte es wahr sein.
Tagsüber hatte Stafford studiert und nachts gearbeitet, um das Studium zu bezahlen. Bezahlen – unfaßbar!
»Als mein Vater starb, mußte ich die Universität verlassen. Meine Mutter war krank, und die Geschwister wollten essen und brauchten Kleidung. Die Miete mußte bezahlt werden. Ich war glücklich, als ich einen Job bekam. Trotzdem war es nicht leicht, denn die Krankheit meiner Mutter verschlang viel Geld.«
Ob Stafford in der Erinnerung nicht unbewußt übertrieb? Kranke mußten die Kosten für ihre Heilung selbst bezahlen?
De Varenne verstand auch nicht, daß jemand Angst hatte, arbeitslos zu werden. Maschinenautomaten hatte er bisher nur als Mittel angesehen, die Arbeit zu erleichtern und die Arbeitszeit zu verkürzen – nicht, um die Arbeiter zu entlassen.
Das war alles anders, wenn man es nacherlebte, als wenn ein Dozent

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