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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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gab es nirgends. Ein schmales Flüßchen schlängelte sich durch die Gartenstadt. Vereinzelt erhoben sich kühne Türme, die die Terrassenbauwerke weit überragten. Kein Schornstein war zu sehen, keine Qualmwolke stieg auf, kein Dunst lag über den Dächern.
Obwohl der Verkehr fehlte, der irdische Städte belebt, schien diese Stadt den Männern vertraut. Die Gebäude riefen keinen toten Eindruck hervor. Ihre Seitenwände waren zum großen Teil verglast und von vielen Türen durchbrochen und ihre Galerien von Titanen belebt, die in Liegegestellen ein Sonnenbad nahmen.
Die Fahrkolonne stürzte sich in schneller Fahrt zu Tal und tauchte plötzlich in einem hellerleuchteten Tunnel unter.
Die Männer staunten. Ein Straßennetz unter der Stadt! Der Verkehr war dicht und schnell. Kreuzungen gab es nicht, die Seitenstraßen lagen tiefer und wurden auf geschwungenen Abfahrten erreicht, wie sie in den irdischen Städten an Knotenpunkten und bei Autobahnen zu finden sind. Nirgends gab es Verkehrsstockungen; die Steuerautomaten hielten präzise den sicherheitsbedingten Abstand ein, scherten das Fahrzeug allmählich aus dem schnellen Verkehrsfluß aus, verringerten seine Geschwindigkeit, wenn es abbiegen mußte, und warteten bei Einfahrten geduldig, bis sich der Wagen ohne Gefahr in den Strom der andern Fahrzeuge einreihen konnte.
Beiderseits der breiten Fahrbahnen lagen geräumige, in den Fels getriebene Hallen. Parkende Fahrzeuge waren nirgends zu entdecken.
Endlich schwenkte die Kolonne in eine der Hallen ein und bremste an einer bahnsteigähnlichen Rampe. Als die Männer die Fahrzeuge verlassen hatten, schlossen sich die Türen, und die Wagen brausten davon.
Der Titan verständigte sich mit den Menschen durch Gesten. Das Kästchen hatte er im Wagen zurückgelassen.
»Sagen Sie, Genosse Nasarow, woher kennen die Titanen unsere Sprache?« fragte Canterville, sobald er den Russen sah.
Nasarow lächelte. »Sie wollten doch nicht mich, sondern die Titanen danach fragen! Ich weiß es nämlich auch nicht. Anscheinend ist es hier Sitte, die Gäste während der Fahrt nicht vom Schauen abzulenken. Jedenfalls sagten die Titanen unterwegs kein Wort.«
Ein Fahrstuhl brachte sie in schneller und geräuschloser Fahrt nach oben. Als sie ihn verließen, öffnete sich vor ihnen ein Saal.
Romain rieb sich die Augen. Träumte er? Er hob die Lider und sah sich unsicher um. Nein, er war wirklich auf einem fremden Stern! Die roten und gelben Sträucher in steinernen Schalen beiderseits der großen Glastüren bewiesen es.
Durch zwei Glaswände fielen ungehindert breite Sonnenstrahlen in den Raum, wurden vom blitzenden Boden zurückgeworfen und ergossen sich über Sessel und Tische.
Was aber vermittelte den Männern der Kosmos das traumhafte Gefühl, auf der Erde zu sein?
Vor ihnen standen kunststoffbespannte Rohrsessel; niedrige, runde Tische, mit weißen Decken belegt; kunstvolle Blumenvasen mit Blütenzweigen; weiche Teppiche…
Alles von irdischen Formen und Farben!
Romain konnte seinen Blick nicht lösen.
Plötzlich erklang eine wohllautende Stimme. Romain bemerkte, daß der Titan wieder ein Kästchen in der Hand hielt. »Wir hoffen, daß Sie sich wohl fühlen bei uns, daß es uns gelungen ist, Ihnen vertraute Verhältnisse zu schaffen. Ich darf Sie bitten, Platz zu nehmen.«
Als Romain sich in einen Sessel sinken ließ, fiel sein Blick auf die beiden andern Wände. Er erstarrte. Die Wände, in einem warmen Gelb gehalten, waren mit Gemälden bedeckt.
»Nasarow! Wassil!« rief er und sprang wieder auf. Die andern Männer folgten ihm.
Die Titanen lächelten.
Es gab keinen Zweifel. Das war der Erdball! Europa, Asien, Afrika. Und daneben – eine irdische Landschaft. Ein Haus an einem Hang, zu dessen Füßen eine Industriestadt mit qualmenden Schloten lag. Eine Hochspannungsfreileitung zog sich herauf, weiße Rauchwolken ferner Züge nährten den Dunstschleier über dem Tal. Das Laub der Bäume, die Sträucher und das Gras leuchteten grün. Und dort – ein Raupenschlepper auf dem Feld!
»Wir freuen uns, daß uns die Überraschung gelungen ist«, sagte der Titan.
Der Bann war gebrochen.
»Aber das brauchte doch Zeit – seit wann erwarten Sie uns denn?« fragte Nasarow, und Romain fügte verwirrt hinzu: »Woher kennen Sie die Erde?«
»Und woher unser Morsealphabet, unsere Sprache – wie ist es möglich, daß Sie unsere Laute formen können?« fiel Canterville ein.
»Viele Fragen, die ich Ihnen gern beantworte«, sagte der Titan und wies auf den

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