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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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stöhnte er mit wirrem Blick und ließ die Lider wieder fallen.
Daß Lazzarri lebte, beglückte Jansen. Doppelt geschäftig barg er den Bewußtlosen aus dem Skaphander und bettete ihn auf die Rettungstrage. Besorgt rief er die Zentrale an und verlangte dringend nach einem Arzt.
Lazzarri schlug erneut die Augen auf. Sein Blick war klarer.
»Sylvio, das werde ich dir nie vergessen!« sagte Jansen schlicht.
    »Ich habe – in erster Linie – nicht Mann Jansen – sondern Chefingenieur – der Expedition retten wollen«, flüsterte Lazzarri und sank erneut in Ohnmacht.
    Der Alarm war aufgehoben und die Beschleunigung wieder erhöht worden. Die Chefs der Fachgruppen hatten die Zentrale schon verlassen.
    Nasarow stand mit Guptajee und Canterville am Steuerstand und beriet mit ihnen, wie der Zeitverlust aufzuholen sei, den die verringerte Beschleunigung verursacht hatte.
    Dr. Romain, der Gruppensekretär der vereinten Arbeiterparteien, ging in Gedanken versunken auf und ab. Er schrak erst auf, als Nasarow neben ihn trat. Romain war nicht größer als Nasarow, doch feingliedrig und beherrscht. Hinter seiner Gelassenheit verbargen sich unerschöpfliche Energie und hartnäckige Zielstrebigkeit. Er verband verständnisvolles Einfühlungsvermögen mit großzügigem Arbeitsstil und war weit entfernt von der pedantischen Wesensart, die sein genau gezogener Mittelscheitel und der korrekte Sitz seiner Kleidung vermuten ließ. Besonders hervorstechend war seine Fähigkeit, auch die verworrenste Angelegenheit zu ordnen und das Wesentliche von den Folgeerscheinungen zu trennen. Hier lag der Schlüssel zu seinen Erfolgen und zu dem Vertrauen, das er genoß. Die Achtung vor der Persönlichkeit des andern ließ ihn nie oberflächlich oder voreilig urteilen. Und wenn er urteilte, dann niemals, um zu verurteilen, sondern um zu helfen, um einen Ausweg zu finden. Das wußten seine Genossen. Wie oft hatte er gesagt: »Ein Schiff, das vom Kurs abkam, versenkt man nicht. Man bestimmt die augenblickliche Position und leitet es, wieder auf den richtigen Kurs.«
    Romain blickte Nasarow an. »Dumme Sache, Wassil.« Nasarow nickte. »Sehr dumme Sache, George! Der Chefingenieur verstößt gegen die Sicherheitsvorschriften und gefährdet sich und andere. Ein Leitungsmitglied verstößt gegen die Borddisziplin!«
»Das ist der Tatbestand! Aber die Ursache, Wassil? Weshalb war Jansen so unverantwortlich leichtsinnig, weshalb verstieß er gegen die Disziplin?«
»Jansen kam zur Expedition, weil ihn eine Frau enttäuschte.«
Romain war überrascht. »Was weißt du davon?«
Nasarow erzählte von seinen Gesprächen mit Jansen und mit Chi Pi-tschin. »Jansen versprach mir«, setzte er hinzu, »sich stets der Verantwortung bewußt zu sein. Ich dachte, seine Arbeit würde ihn die Enttäuschung vergessen lassen.«
Romain war zutiefst betroffen. Er hatte versäumt, mit Nasarow über die Besatzungsmitglieder zu sprechen – der Expeditionsleiter kannte sie doch alle persönlich! Über alles hatten sie gesprochen, über die Pläne, die Aufgaben, die Perspektiven – aber die Eigenarten der einzelnen Genossen, die doch ihr Handeln entscheidend beeinflussen konnten, hatten sie übersehen. Er hatte zwar bemerkt, daß Jansen sich vom Sport zurückgezogen hatte, daß er sich in seine Pläne vergrub, hatte jedoch geglaubt, der Chefingenieur wäre lediglich von seiner Arbeit an der Rakete besessen. Zwar hatte er Jansen hin und wieder kameradschaftlich ermahnt, aber er hatte seine Arbeitswut nicht als Symptom eines sehr ernst zu nehmenden menschlichen Konflikts gewertet. Man hatte Jansen allein gelassen, ihm nicht geholfen, diesen Konflikt zu überwinden.
»Wassil, wir haben Fehler gemacht«, sagte er endlich. »Daß es soweit kommen konnte, liegt an uns.«
»Jansen ist kein Kind, George. Er muß die Folgen seines Handelns einschätzen können.«
»Er wird sich auch verantworten müssen – da er die gesamte Besatzung gefährdete, vor der gesamten Besatzung! Aber das darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, daß wir Fehler gemacht haben und daß wir unsere Methoden kritisch überprüfen und Lehren aus dem Vorfall ziehen müssen.«
    Der Kongreßsaal erschien Jansen kalt und kahl. In allen Blikken, die ihn trafen, las er Vorwürfe. Und er glaubte, die Genossen wären gekommen, um ihm ihre Verachtung ins Gesicht zu schreien.
    Außer den Kontrollposten, die an lebenswichtigen Stellen den Betriebszustand der Kosmos überwachten, war die gesamte Besatzung versammelt. Und doch

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