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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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untereinander verständigen, von großem Einfluß auf die Beziehungen zwischen den Geschlechtern ist. Die Titanen lesen nämlich die Gedanken voneinander ab; sie bedürfen nicht mehr des gesprochenen Wortes, um sich zu unterhalten. Wenn wir also für sie Verständnis finden wollen, müßten wir uns, glaube ich, einmal ernsthaft in die Veränderungen hineindenken, die sich dadurch ergeben, daß Gedanken, Empfindungen, Wünsche und Hoffnungen voreinander nicht verborgen bleiben. Bei uns Menschen liegt es anders. Die Titanen verstehen uns nur, wenn wir die Gedanken aussprechen; ebensowenig haben wir Zugang zu ihren Gedanken.
Ich habe gemeinsam mit den Genossen meiner Gruppe einige Punkte festgelegt, über die wir vordringlich beraten sollten.
    Erstens: Wir glauben, daß die Titanen eine Ausbeuterklasse sind. Wir vermuten ferner, daß sie von einer andern Ausbeuterklasse vertrieben worden sind. Ihr Gebet ist, gelinde gesagt, blutrünstig! Handelt es sich hier um zwar berechtigte, aber überspitzte Rachegefühle – oder um sinnlose Grausamkeit?
    Zweitens: Die Titanen äußerten den dringenden Wunsch, die Kosmos zu besichtigen, da ihre eigenen Raumschiffe vernichtet wurden. Wir müßten sie mit unsern Transportraketen hinaufbringen, weil sie auch keine Flugzeuge mehr haben. Der Planet wird von den Feinden der Titanen sehr oft kontrolliert, ihnen selbst aber wurde jeglicher Luftverkehr untersagt. Erfüllen wir den Wunsch der Titanen? Beschränken oder stellen wir unseren Flugverkehr ganz ein?
    Drittens: Die Titanen interessieren sich brennend für die Kraft, mit der wir den Planeten aus seiner Bahn drängen wollten. Wie verhalten wir uns?
    Viertens: Die Titanen bieten uns an, daß wir mit ihnen gemeinsam den Planeten erforschen. Nehmen wir an?
Fünftens: Wahrscheinlich erwarten die Titanen von uns, daß wir in ihre Auseinandersetzung eingreifen, daß wir ihnen helfen. Wie verhalten wir uns, wenn sie mit diesem Ansinnen an uns herantreten?
Sechstem: Ist es angebracht, unter den gegebenen Umständen auf dem Planeten zu bleiben? Wenn wir bleiben, wie sichern wir uns davor, in eine interplanetare Auseinandersetzung hineingezogen zu werden?«
    Als Romain schwieg, blieb es längere Zeit still.
Jansen meldete sich als erster. »Genossen, obwohl ich annehme, daß der Haß der Titanen begründet ist, möchte ich dringend zu äußerster Zurückhaltung raten.«
    »Was heißt begründeter Haß?« fragte Timár. »Ob berechtigt, das ist doch die Frage! Gerechter Haß vermeidet, daß Unschuldige getroffen werden, die Titanen aber wollen den Lebenskeim im Mutterleib vernichten!«
    »Trotzdem können wir nicht entscheiden, ob berechtigt oder nicht, dazu müssen wir mehr von den Titanen wissen. Aber ich bin der Meinung, wir sollten vorsichtig sein!« sagte Inoti.
    Diese Meinung kehrte immer wieder. Keine Vertrauensseligkeit, äußerste Zurückhaltung, ständige Alarmbereitschaft.
»Ich fasse zusammen«, sagte Nasarow schließlich. »Keine Einmischung in titanische Angelegenheiten. Keine Hilfe und kein Erfahrungsaustausch auf Gebieten, die von den Titanen zur Vernichtung andrer Lebewesen benutzt werden könnten. Der Besichtigung der Kosmos wird stattgegeben, allerdings ohne Erläuterung des Antriebs! Wir erhalten unseren Flugverkehr so lange aufrecht, bis es Anzeichen gibt, die ihn bedenklich erscheinen lassen, zum Beispiel das Erscheinen fremder Raumschiffe. Wir beschränken ihn aber auf Versorgungsflüge – also keine Erkundungen per Flugzeug! Wir nehmen das Angebot der Titanen an und arbeiten mit ihnen zusammen. Wir bleiben auf dem Planeten, kürzen allerdings unseren Aufenthalt ab und bleiben in ständiger Alarmbereitschaft. Wichtige Wahrnehmungen sind sofort der Station zu melden. Und nun zu den Forschungsaufgaben…«
»Einen Augenblick, Genosse Nasarow!« Jansen unterbrach ihn. »Ich schlage ferner vor: Jegliche Beziehungen zu den Titaninnen sind zu vermeiden.«
Einige lachten, teils spöttisch, teils belustigt.
»Ich bin ein Mann und jung wie ihr, und ich habe durchaus kein Milchglas vor den Augen«, sagte Jansen ärgerlich. »Derartige Beziehungen aber können dem Kollektiv gefährlich werden.«
»Aber wieso denn?« entfuhr es Lazzarri, der als Exkursionsteilnehmer anwesend war.
»Unkontrollierte Gefühle trüben leicht das Urteilsvermögen und hemmen die Entschlußfähigkeit«, erwiderte Jansen ernst. »Ich weiß das aus eigener Erfahrung! Setzen wir uns dieser Gefahr doch gar nicht erst aus. Wir sind nicht hierhergekommen, um

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