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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Wollen wir uns auch Genossen nennen und uns vertrauen?« fragte Akla, sichtlich bewegt. Er erhob sich und streckte Nasarow die Hand hin. Die Männer sprangen auf.
    »Das wollen wir!« sagte Nasarow und schlug ein.
     
    Die Männer wurden angenehm überrascht. Sie brauchten weder die Nacht in ihren Maschinen zu verbringen noch am nächsten Tag mit dem Aufbau eines eigenen Lagers zu beginnen. Das oberste Stockwerk des Terrassenhauses blieb ihnen vorbehalten. Die Zimmer waren sorgfältig auf die irdischen Gewohnheiten abgestimmt, soweit die Titanen sie auf dem Mars kennengelernt hatten. Es gab Schränke, Sessel, Liegepolster. Der Koch der Expedition war begeistert, als er eine komplette Küche mit fließendem Wasser und Hochfrequenzkochstellen vorfand.
    Die Männer hatten die Wahl zwischen Räumen für ein und für zwei Personen. Romain überlegte nicht lange.
    »Wohnen wir zusammen?« fragte er Stafford und zog ihn, als er zustimmte, in einen Raum für zwei Personen.
    Als sie sich im Zimmer umgesehen hatten, traten sie hinaus auf die Galerie, die das Stockwerk umgab. Auf die breite Balustrade gestützt, blickten sie hinunter auf die Stadt.
    »Es ist, als wäre hier ewiger Feiertag«, sagte Stafford. »Wie ruhig die Titanen durch die Anlagen schlendern. Keine Hast, kein Lärm. Wenn wir in drei Wochen starten, haben wir einen Sanatoriumsaufenthalt hinter uns.«
    Romain lachte. »Geben wir uns keinen Illusionen hin. Wir müssen die Zeit nützen, zum Erholen werden wir kaum kommen.«
    Die titanische Sonne versank hinter einem Höhenzug, der die Stadt wie ein schützendes Händepaar umgab. Die Dämmerung warf ihre Schleier über das Tal, aus den Büschen kroch die Dunkelheit. Doch ehe sie alles verdeckt hatte, flammten Millionen von Leuchtkörpern auf.
    Romain genoß den funkelnden Lichterteppich, der noch deutlicher als das Tageslicht die gewaltigen Ausmaße der Stadt offenbarte.
    Sandrino, der mit Canterville im Nebenraum wohnte, trat heran. Er beugte sich über die Balustrade und blickte hinunter auf die Galerie des darunterliegenden Stockwerks.
    Auf der Terrasse unter ihnen stand eine Titanin und schaute auf die nächtliche Stadt. Sie trug ein langes Kleid mit weitem Rock und bauschigen Ärmeln, geschmückt mit großen bunten Ornamenten. In dem Licht, das durch die Glaswände auf die Terrasse flutete, leuchteten die satten Farben.
    »Sieht aus wie eine Volkstracht«, sagte Romain leise.
    »Das Haar!« flüsterte Sandrino.
    Das Mädchen trug ihr Haar lang und in lockeren Wellen. Wie wallende Seide glänzte es auf, bald grünlich, bald rötlich, dann wieder bläulich oder violett. Das Gesicht war nicht zu erkennen.
    Das Mädchen wandte sich um. Offensichtlich rief sie etwas ins Zimmer. Zwei, drei – nein, vier Mädchen kamen heraus und traten zu ihr. Sie trugen die gleiche Kleidung und eine ähnliche Frisur, nur zeigte ihr Haar ein anderes Farbenspiel. Das Mädchen, das zuerst auf der Galerie gestanden hatte, betrachtete den Sternenhimmel, hob den Blick und bemerkte die Männer. Sie stutzte, dann winkte sie herauf.
    Sandrino winkte zurück. »Was sind das für Mädchen?« fragte er.
    »Unter uns sind die Betreuer untergebracht«, sagte Romain.
     
    Die Begrüßungsfeier wurde ein Volksfest. Im Zentrum der Stadt erhob sich eine gläserne Kuppelhalle, in der ohne Mühe ein ganzes Flugfeld Platz gefunden hätte. Die Halle bildete eine riesige Ellipse, deren weites Rund von einer hohen Tribüne eingenommen wurde. Auf den Rängen waren Zehntausende von Titanen versammelt.
    Dort, wo sich die Ellipse verengte, befand sich, von breiten Gängen begrenzt, eine Tribüne, doch sie war kürzer und zog sich nicht so steil hinauf. Es war der Platz des Rates. Vor den Bänken standen schmale Tische und darauf in dichter Reihe Mikrofone. Hier saßen die fünfundfünfzig Männer der ersten Landungsgruppe mit den vierzig Mitgliedern des Rates – zwanzig Männer und zwanzig Frauen – in bunter Reihenfolge.
    Romain war beeindruckt. Die riesige Halle wurde taghell erleuchtet, und die Tribüne glich einem farbenfrohen Teppich. Es war ein festliches Bild.
    Hier fanden offensichtlich die Sitzungen des Rates statt, in aller Öffentlichkeit und im Beisein von Zehntausenden.
    Präsident Akla erhob sich. Er begrüßte die Menschen und würdigte ihren Besuch als den Beginn einer neuen Epoche in der Geschichte der beiden Planeten, einer Epoche, in der Menschen und Titanen die Grenzen ihrer Sonnensysteme verlassen und eine ständige Verbindung

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