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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Alarmanlage! Und schalten Sie bitte die Befehlszentrale zu mir um.«
    Im Wachhabenden stritten sich Eifersucht und Erleichterung. Dennoch empfand er dankbar, daß Chi ihn um die Übergabe der Befehlsgewalt gebeten und sich nicht – wie es ihm möglich gewesen wäre – ohne ein Wort eingeschaltet und ihn außer Aktion gesetzt hatte und daß Chi das Telefon nicht auflegte, so daß er nun seine Anweisungen verfolgen konnte, wie Chi vorher sein Verhalten und die Instrumente beobachtet hatte.
    Mit gemessener und doch harter Stimme, wie sie der Offizier an Chi nicht kannte, erteilte jener seine Anweisung.
    »Bereitschaftsstaffel drei – Start frei! Fremdes Raumschiff einschleppen!«
     
    Ein scharfer Geruch riß Lazzarri aus der Tiefe der Bewußtlosigkeit zurück.
    Widerwillig hob er die schweren Lider. Nebelschleier tanzten vor seinen Augen, lichteten sich. Verschwommene Konturen verdichteten sich zu Schatten, wurden Gegenstände. Ein Kopf schob sich in den Mittelpunkt.
    »Genosse Lazzarri!« Die Stimme packte ihn, hinderte ihn, die schmerzenden Lider wieder fallen zu lassen und ins schützende Dunkel zurückzugleiten. Sie hielt ihn auf der Schwelle zwischen Wissen und Vergessen.
    Sein Widerstand zerbröckelte unter dem fremden Willen, die Teilnahmslosigkeit wich dem Begreifen.
    Er lebte, stürzte nicht mehr ins Bodenlose, befand sich hinter schützenden Stahlwänden.
    Heiße Freude wallte in ihm auf.
    »Signor… Genosse Professor… Maria Mater… ich lebe…«
    »Langsam, langsam, nicht alles auf einmal!« begütigte der Schwede lächelnd. Wahrhaftig, der ständig ernste Arzt lächelte.
    Nach und nach befreite sich Lazzarri aus dem Würgegriff der Ohnmacht. Er richtete sich auf, wurde sicherer. Noch war seine Miene verzerrt, sein Gesicht mit dem bleichgläsernen Laken des Vergessens bedeckt, doch der Lebenswille zog sieghaft den Vorhang zur Seite, löste die Starre. Und er weckte die alte Sucht, den andern zu beweisen, daß ihn nichts umzuwerfen vermochte.
    »Die Sternjungfrauen haben mich wieder – bei Zeus, das ist tausend Freudentränen wert!«
    Sundberg schüttelte den Kopf. »Haben Sie so etwas schon erlebt?«
    Der Pilot des kleinen Raumfahrzeugs lag ausgestreckt im Polster des Steuerstandes und löste den Blick nicht von der fernen Weltraumstation. Er knurrte: »Dieser Himmelsjünger scheint zu Größerem berufen. In meiner ganzen Laufbahn noch nicht passiert…« Er unterbrach sich und horchte überrascht auf.
    »Hier X-10, erbitten Kennwort… Hier X-10, erbitten Kennwort…«, hämmerte es pausenlos auf der internationalen Raumverständigungswelle. Und auf der Bordwelle erklang nach einer Weile Chis hohe Stimme dazwischen: »Bereitschaftsstaffel drei…«
    »Professor, wenden Sie den Himmelsbraten um und strecken Sie sich aus, ich muß die Beschleunigung erhöhen. Da braut sich was zusammen!«
    Ehe Lazzarri dagegen protestieren konnte, lag er wieder auf dem Rücken. Neben ihm preßte sich Sundberg auf die Polster.
    Der Andruck wälzte sich auf die Männer wie eine Lawine. Lazzarris überreizte Nerven waren einer solchen Belastung noch nicht gewachsen, seine Gedanken entglitten wieder in die schmerzlose Dämmerung.
     
    Chi Pi-tschin lag im Sessel, zurückgelehnt und die Beine ausgestreckt. Gelassen betrachtete er den Bildschirm.
    Er war nicht so gleichgültig, wie es schien, dazu war der Griff zu fest, mit dem seine Finger die Armlehnen umspannten. Und seine vorgestreckten Füße, die nur auf den Fersen ruhten, reckten ihre Zehen nicht träge entspannt nach oben, sondern schräg nach vorn, als wollte er im nächsten Augenblick aufspringen.
    Nasarow dagegen war offensichtlich erregt und erlebte mit, was sich auf dem Schirm durch Lichtpunkte andeutete. Vier Pfeile stoben davon, fraßen sich gierig in den Raum, dem fremden Raumschiff entgegen. Bevor sie es erreichten, schwärmten sie auseinander. In Höhe des Raumschiffes schlugen sie einen engen Bogen und stürzten sich wie Raubvögel auf die Beute.
    Chi lächelte. Mit einem schnellen Seitenblick vergewisserte er sich, daß dem Russen nichts entging.
    Das würde eine peinliche Überraschung für die geheimnisvollen Besucher werden, wenn sich die Raumjäger mit ihren Magnetklauen an das Raumschiff hefteten, sich wie Löwen auf ein Großwild auf das fremde Schiff hockten und es mit ihren ungleich stärkeren Triebwerken unter ihren Willen zwangen.
    Sollte der Mantel des Raumschiffs aus Aluminium oder anderem unmagnetischem Material bestehen, dann würden sich

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