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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Staustrahl umschalten und auf zehn Kilometer Höhe heruntergehen!« befahl Nasarow. »Rakete zwei auf fünfzig, Rakete drei auf achtzig Kilometer!«
    Die Angaben über die Atmosphäre der größeren Höhen genügten vorläufig, nun mußte der Planet mehr von seinem Geheimnis preisgeben.
    Die Rakete verwandelte sich in einen Jäger, und bremste im Gleitflug ihre Geschwindigkeit. Ununterbrochen tasteten die Radarstrahlen nach Hindernissen, die ihren Flug behindern könnten, und nach der Oberfläche, um die Höhenunterschiede zu ergründen.
    Die beiden höher und schneller fliegenden Raketen verließen nacheinander den Schatten.
    Außer Nasarows kurzen Anweisungen fiel kein Wort. Gebannt hingen die Blicke der Wissenschaftler am Fernsehschirm, der ihnen Bilder zeigte, die nie vorher ein Menschenauge erblickt hatte.
    Sie versanken im Schatten, vergaßen Zeit und Raum. Keiner vermochte sich dem Bann dieser Bilder zu entziehen.
    »Da!« Wie ein Schuß fuhr Romains Stimme unter sie. Er zeigte auf den Schirm des Staustrahlflugzeugs, der ins Licht der Tagseite eintauchte. »Dort, eine Landzunge – wie abgesprengt!«
    Vom dunstigen Küstenstreifen eines Kontinents reichte eine Landenge herüber bis zur Zone der ewigen Nacht. Bevor sie die Schattengrenze erreichte, endete sie wie abgehackt. Doch es ließ sich erkennen, daß sie unter dem Meeresspiegel weiterlief.
    Eine Halbinsel, so breit wie Italien bei Florenz, schnurgerade abgeschnitten!
    Das Flugzeug flog über die Halbinsel, dem Kontinent entgegen. Überall wildzerklüftete Küsten, selbst das Festland war arg zernagt, nur jener Schnitt hinter der Maschine schnurgerade… Seltsam! Romain ließ seinen Blick nicht vom Schirm. Künstlicher Nebel in einer Höhe von über dreihundert Kilometer, diese unnatürlich unterbrochene Landenge – was bedeutete das?
    »Auf eintausend Meter gehen!« befahl Nasarow. Keiner konnte an seiner Stimme erkennen, daß er seine ganze Kraft aufbieten mußte, um die innere Erregung niederzukämpfen. Jetzt begann die eigentliche Aufgabe, das war das Ziel! Er brannte vor Ungeduld, endlich den Fuß auf diesen Planeten zu setzen. Und doch, wohin sollte es führen, wenn jeder aus der Form ging wie ein schlecht geklebter Raketenrumpf?
    Auch Romain beherrschte sich meisterhaft. Guptajee und Canterville verhielten sich gemessen, auch Sundberg blieb reserviert. Doch Inoti, Timár und Jansen gaben sich ganz der Stunde hin, riefen sich Entdeckungen zu, tauschten Vermutungen aus und blieben unbekümmert.
    »Das ist… das ist ja Wald, keine Wüste!« stammelte Inoti und wischte sich über die Augen.
    »Tatsächlich, gelber Wald, gelbes Land!« rief Timár und beugte sich vor.
    »Dann sind die gelben Ebenen vielleicht gar kein Sand«, sagte Jansen kopfschüttelnd.
    Und dann kam es Schlag auf Schlag, daß selbst Guptajee und Canterville mitgerissen wurden.
    »Gräben!«
    »Tiere!«
    »Dort Hüttenreste!«
    Minutenlang herrschte erregtes Durcheinander.
    Die beiden Bildschirme der höher fliegenden Raketen waren vergessen. Ihre Bilder wurden auf Film aufgenommen; sie konnten später ausgewertet werden.
    Auf dem Bildschirm des Flugzeugs huschten turmhohe Bäume mit farnartig geformten Blattwedeln von schreiendem Gelb vorbei. Unter ihnen jagten gewaltige graue Flecken dahin, flüchtend vor dem donnernden Silberschatten in der Luft.
    Sie rasten auf Trampelpfaden dahin oder brachen in blinder Angst in tiefe Gräben. Über die Wipfel der riesigen Farnstauden erhoben sich buntschillernde Dreiecke und stoben seitwärts davon.
    Die Männer entdeckten kleine braune und gelbe Flecke, die noch schneller flüchteten.
    Auch sie blieben unter dem Flugzeug zurück.
    Für die Männer gab es nur noch den Bildschirm. Keiner entsann sich noch der achttausend Kilometer, die ihn vom Flugzeug trennten. Das farbig-plastische Bild war so eindringlich, daß sie wieder Gewicht zu spüren meinten und das Ziehen im Leib, wenn eine Bö die Maschine abfallen ließ.
    Eintönig zog der Urwald der gelben Farnstauden unter ihnen dahin. Nur selten noch erhob sich eins der buntschillernden Dreiecke über die Wipfel. Unter den verfilzten Farnwedeln ließ sich kein Lebewesen mehr entdecken. Manchmal deuteten niederer Baumbestand oder Gestrüpp ehemalige Lichtungen an. In ihrem Mittelpunkt erhoben sich immer Reste von wabenförmigen Bauwerken.
    »Wohnwaben, Lichtungen – das deutet auf vernunftbegabte Wesen hin.«
    »Langsam, Inoti«, widersprach Timár. »Wohnwaben? Das ist gewagt! Bauwerke, also

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