Titanus
Planeten entstammen und auf ihm wohnen?«
Inoti blickte auf den Schirm und schwieg. Das Land unter ihnen lag tot. Kein Tier, keine Lebenszeichen – nur die Baumwipfel schwangen im Wind, und Staubwolken wirbelten auf.
Plötzlich umkrallte Inoti Timárs Arm.
»Und was ist das? Dort, am Horizont!«
Aus dem Dunst schälte sich ein riesiges Schachbrett, nah genug, daß man die Linien als Straßen erkennen, doch zu weit, als daß man Einzelheiten unterscheiden konnte. Eine Stadt! Zwar fremd, äußerst fremd mit ihren kugligen, kegligen und säulenförmigen Gebäuden ohne Fenster – aber zweifellos eine Stadt. Ein Fluß durchschlängelte sie. Der Widerschein der dichten Wolkendecke ließ ihn weiß erscheinen. Brücken sprangen hinüber.
Timár schwieg. Wo kam diese Stadt her? Sie hatte sich dem Blick der höherfliegenden Raketen entzogen. Er wußte keine Erklärung und war eher geneigt, sie für eine Täuschung zu halten als an ihre Existenz zu glauben.
Plötzlich drehte sich die Maschine ab, die Stadt verschwand.
»Weshalb ändern Sie den Kurs?« fragte Nasarow heiser.
Der Ingenieur, der die Maschine steuerte, deutete wortlos auf den Temperaturanzeiger. Einhundertzwanzig Grad Celsius herrschten in der Maschine.
Das konnte ihr Ende sein. Die Lötverbindungen – der Treibstoff! Stieg die Temperatur weiter, dann…! Nein, sie fiel rasch.
Woher kam die Hitze? Wäre es ein Brand im Flugzeug, dann würde sie nicht vergehen, wenn man abdrehte…
»Ultrarotsperre!«
War es Inoti, der es rief? Gab es dort eine Abwehr mit ultraroten Strahlen, die das Material der Maschine aufheizten, bis sie zerschmolz?
Dieser Gedanke war ungeheuerlich, er setzte zuviel voraus, als daß Nasarow ihn ernst nehmen konnte. Es mußte eine innere Störung sein, denn einhundertzwanzig Grad in einem wärmeisolierten Flugzeug, dessen Außenhaut sich beim Sturz in die Atmosphäre auf siebenhundertfünfzig Grad erhitzen konnte, ohne daß es innen merklich wärmer wurde? Ausgeschlossen, daß eine Sperre… Was für Waffen sollten es denn sein! Und wieso sollte man sie angreifen?
Auf dem Bildschirm tauchten Plantagen auf, die in Figuren angelegt waren. Kreise, Quadrate, Dreiecke, Rechtecke. Das schien ein Park zu sein.
Und doch nirgends Leben. Weder vorhin auf den Straßen der Stadt noch jetzt in den Anlagen deutete etwas auf lebende Bewohner hin.
Da erhoben sich aus den Anlagen funkelnde Scheiben. Eine Kaskade glühender Tropfen rieselte von ihnen herab und verlosch, bevor sie den Boden berührten.
»Feuerräder!«
»Begrüßungsfeuerwerk!«
»Drei, vier, fünf – prächtig!«
Die Stimmen versagten. Wie Kometen schossen die Scheiben heran. Sie wurden größer, füllten grelleuchtend das Bild. Der Schirm erlosch. Die Zeiger der Meßinstrumente sprangen über die Skalen. Rote Lampen flackerten auf. Vom Elektronenhirn quäkte hilferufend eine Hupe.
Als die höherfliegenden Raketen kurz darauf die Stelle passierten, erkannten die Männer auf den Bildschirmen einen riesigen Qualmpilz.
Eine Stadt sahen sie nirgends.
13. Kapitel
Im Kongreßsaal brauste Stimmengewirr. Wer von seiner Arbeit abkommen konnte, war der Einladung des Leitungskollektivs gefolgt, hatten sie doch alle die Flugzeugkatastrophe am Bildschirm miterlebt.
Als Nasarow hinter dem Pult erschien, verstummten die Gespräche.
»Genossen! Wir haben eine unvorhergesehene Situation auf dem Planeten vorgefunden. Sie erfordert weittragende Entscheidungen, die jeden einzelnen von uns betreffen. Wir hatten – unter anderem – die Aufgabe, einen Planeten aus seiner Bahn zu entfernen und so neue Erkenntnisse über die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Schwerkraft zu gewinnen. Auswirkungen auf interplanetare Gleichgewichtsverhältnisse wollten wir ergründen. Aber statt eines toten Planeten fanden wir einen belebten vor. Auf dem Titanus gibt es Tiere, und es kann kaum noch daran gezweifelt werden, daß es auch vernunftbegabte Wesen gibt! Aus einem uns noch unbekannten Grunde wurde einer unserer Aufklärer zerstört. Eine Landung ist also gefährlich!
Aus dieser Situation ergeben sich zwei Möglichkeiten: Entweder dringen wir weiter in den Raum vor, verzichten auf die Erforschung dieses Planeten, um unsere anderen Forschungsaufgaben zu erfüllen, oder wir versuchen, uns mit den Bewohnern des Titanus zu verständigen, und verzichten auf einen Teil unserer Forschungsaufgaben. Beides erfordert Verzicht, und beides bringt uns andererseits neue Erkenntnisse. Noch nie war es Menschen
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