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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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möglich, in das interstellare Geschehen derart weitgehend einzugreifen, ohne das Sonnensystem zu gefährden, denn wir sind die ersten, die unser Sonnensystem verlassen konnten. Noch nie aber standen andererseits Menschen vernunftbegabten Wesen anderer Welten gegenüber.
    Ich bitte um eure Meinung, welchen Weg wir künftig gehen wollen!«
    Einer nach dem anderen meldete sich zu Wort und legte in knappen Worten seine Meinung dar. Die Ansichten waren geteilt. Traten die einen dafür ein, daß das von der Erde geforderte Forschungsprogramm unbedingt erfüllt werden müsse, so forderten die andern, daß man sich der neuen Lage anpassen und Verbindung mit den Titanusbewohnern aufnehmen solle. Für die Erforschung der Schwerkraftausbreitung bleibe einer anderen Expedition Gelegenheit. Diese Meinung verfocht die Mehrheit.
    Auch Lazzarri gehörte zu ihr, lockte ihn doch das größere Abenteuer.
    »Alle Genossen, die sich gegen eine Landung aussprachen, berufen sich auf die Treue zum Auftrag. Genossen, wir sind auf uns selbst gestellt, jetzt haben wir zu entscheiden, was für die Gesellschaft wertvoller ist. Stellt euch doch vor: Erstmals in der irdischen Geschichte haben Menschen die Gelegenheit, die Lebensverhältnisse, die Technik, die Medizin, die Kunst, die Weltanschauung anderer vernunftbegabter Wesen kennenzulernen – welche Erkenntnisse für die Menschheit! Kann man da noch zögern? Und besteht nicht die Möglichkeit, daß die Titanen die Schwerkraftausbreitung erforscht haben, daß sie uns mehr Erkenntnisse vermitteln, als wir durch unser Experiment erringen könnten?«
    Auch Stafford meldete sich zu Wort.
    »Kollegen, ich glaube, daß wir beides miteinander verbinden können«, begann er vorsichtig. Er räusperte sich. »Wenn diese Stadt eine verlassene Niederlage von Bewohnern ferner Welten ist oder wenn ihre Bewohner längst vergangen sind, könnte das Experiment mit diesem Planeten durchgeführt werden…«
    »Und die Feuerräder?« rief es aus dem Saal.
    »Ist die Stadt bewohnt, waren die Feuerräder also ein heimtückischer Überfall, dann wären die Bewohner zwar intelligent, aber nicht vernünftig. Und diese Möglichkeit halte ich für wahrscheinlich; schließlich weisen die Strahlungsmesser der beiden Aufklärungsraketen die Explosion des Flugzeuges als Wasserstoffkernreaktion aus! Ich bin nun der Meinung, daß derjenige, der ohne Not und ohne Warnung mit Atomexplosionen operiert, keine Rücksichtnahme verdient!«
    Die Erregung übermannte ihn. Seine Stimme wurde heftig.
    »Ich schlage deshalb vor, unter allen Umständen und notfalls mit Gewalt zu landen! Nehmen wir von interessanten Gattungen der Tierwelt einige Exemplare an Bord und drängen wir dann den Planeten aus seiner Bahn!«
    Die Männer schwiegen entsetzt. Dann brach es los.
    »Ungeheuerlich!«
    »Glauben Sie, wir wären Mörder?«
    »Das ist ja bestialisch!«
    Stafford erbleichte. Stumm kehrte er auf seinen Platz zurück.
    Inmitten des Tumults stand unvermittelt Romain hinter dem Podium. Er hob die Hand.
    Der Sturm klang ab. Schweigen.
    »Genossen! Gewiß ist das ein ungeheuerlicher Vorschlag. Doch bei aller Empörung: Ich bin überzeugt, daß Kollege Stafford unseren Zorn nicht versteht. Vergessen wir doch nicht, daß er unter anderen Verhältnissen aufgewachsen ist, daß er einer anderen Vorstellungswelt entstammt! Natürlich haben wir kein Recht, uns wie Okkupanten aufzuführen. Auf keinen Fall werden wir einen fremden Lebenskreis vernichten – abgesehen davon, daß es fraglich ist, ob es uns gelänge. Wahrscheinlich zögen wir dabei den kürzeren!
    Von einer gewaltsamen Landung kann also keine Rede sein. Gelingt es uns nicht, die Titanen von unsern friedlichen Absichten zu überzeugen, dann müssen wir auf eine Landung verzichten und versuchen, unser Forschungsprogramm an einem anderen Planeten zu erfüllen.
    Kollege Stafford sprach den Titanen Vernunft ab, weil sie grundlos mit Atomexplosionen operieren. Selbst wenn wir bezweifeln, daß es grundlos war – schließlich kennen wir nicht die Verhältnisse auf dem Planeten und wissen nicht, ob wir unbewußt eine feindlich auszulegende Haltung einnahmen –, so klären die Worte des Kollegen Stafford doch eine Frage, die uns beschäftigt: Keine Vernunft besitzt, wer ohne Not, wer grundlos andere Menschen mit Atomkraft vernichtet. Auch wir besitzen keinen Grund dafür, Kollege Stafford! Und selbst wenn die Titanen ganz anders geartet sind, als wir es uns vorstellen können, gibt uns dieser

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