Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
Vom Netzwerk:
künstliche Veränderungen der Natur – ja! Aber ob man darin wohnte, ob es vernunftbegabte Wesen waren?«
    »Wer sollte sonst…«
    »Denken Sie an die irdischen Bienen – der Vergleich drängt sich auf! Hochentwickelte Insekten…«
    »Ein verblüffender Gedanke!«
    Schweigen beherrschte wieder den Raum.
    Auf einmal war der Urwald zu Ende. Er ging in niederes Gestrüpp über, das schließlich von nacktem Boden abgelöst wurde.
    »Wüste!« hauchte Jansen.
    »Wieder Gräben!« rief Timár und reckte seinen Hals, als käme er so dem Boden näher.
    Unter ihnen zerfurchte ein System von tiefen Rinnen mit senkrechten Wänden den nackten Fels. Rinne auf Rinne.
    »Wie ein Verteidigungssystem zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts«, sagte Nasarow. »Nur weiträumiger, größer wie anscheinend alles hier.«
    Wieder nackter Fels, keine Pflanze, kein Graben.
    Mitten in dieser kahlen Landschaft tauchte ein hoher Wall auf. Er umgab einen Schlund, aus dem eine gewaltige weiße Säule in die Höhe schoß. Die Männer hielten den Atem an.
    Wirbel der vom Schlund angesaugten Luft packten das Flugzeug, zogen es zur Säule hin. Doch das Elektronenhirn reagierte blitzschnell. Das Flugzeug drehte ab. Das Fernsehbild veränderte sich. Der Zeiger des Betriebskontrollgerätes stieg und verriet, daß das Elektronenhirn auf Vollgas geschaltet hatte.
    Die Maschine schüttelte die gierigen Fänge des Wirbels ab. Sie flog schon wieder mit normaler Geschwindigkeit, als die Männer aufatmeten und begriffen, daß sie selbst fern des Geschehens waren, unerreichbar für die Wirbel.
    »Ein derartiger Dampfausbruch…!« Canterville schüttelte sich. »Vulkane gibt es also auch.«
    »Das war bestimmt kein Dampf! Mir scheint, das war eine Nebelquelle«, sagte Nasarow.
    »Eine künstliche?« fragte Timár schnell.
    Nasarow lächelte. »Das müssen wir ergründen, Genosse Timár!«
    Die Männer gewöhnten sich an das Bild, das sich ihnen bot, und tauschten, je nach Temperament mehr oder weniger lebhaft, ihre Meinungen aus.
    »Da! Eine Straße!« schrie Jansen auf. »Bestimmt! Sicher, das war eine Straße!«
    Nasarow, Romain, Canterville – alle waren sie wie elektrisiert. Aber auf dem Bildschirm war nur nackter Fels zu sehen. Zweifelnd blickte Nasarow zu Jansen. Doch Jansen mußte tatsächlich etwas gesehen haben. Er zitterte vor Erregung.
    »Kurs nach rechts absetzen – mehr noch… Dort ist sie!«
    Jetzt sahen alle die Straße. Sie entsprang wie eine Zunge einem Felsenrachen.
    »Tiefflug! Der Straße folgen!« rief Nasarow.
    Im Hintergrund stand Stafford. Keinem der Männer war er aufgefallen; keiner entsann sich, daß er anwesend war, weil er sich ruhig verhielt und sich an keiner Debatte beteiligte. Über seine Lippen kam kein Laut, und doch war er zutiefst aufgewühlt. Was er sah, war mehr als eine aufregende Entdeckung, für ihn ging ein Weltbild zugrunde. Er war in die Zentrale gekommen, weil ihn die öde Mondlandschaft des unbekannten Planeten interessierte und weil er, ohne boshaft zu sein, die Enttäuschung der Utopisten – wie er sie nannte – miterleben wollte. Und jetzt – höher entwickelte Lebewesen, Tiere! Mehr noch, es gab Anzeichen vom Vorhandensein vernunftbegabter Lebewesen! Reste von Bauwerken – nun gar eine Straße…
    Er atmete schwer.
    Das Flugzeug folgte dem hellen Band, das sich bald verzweigte. Der Boden überzog sich mit einem gelben Mantel niedriger Pflanzen, als fröre der nackte Fels. Das dünne Manteltuch wurde dicker Pelz, die Gräser und Flechten wichen Büschen und Sträuchern. Bäume schwangen sich auf, reckten ihre Kronen dem Licht entgegen. Es waren andere Pflanzen als vorher im Dschungel, und sie waren nach Arten geordnet, das ließ die unterschiedliche Farbtönung der Blätter und die verschiedene Form erkennen. Strenge Reihen durchzogen die Plantagen.
    »Das sind aber keine Bienen mehr, mein Lieber!« sagte Inoti zu Timár. »Das verrät bewußte Planung! Die Reihen – man könnte Maschinenpflege annehmen…«
    »Sie denken an vernunftbegabte Wesen? Ich sehe keine!« erwiderte Timár mutwillig. »Der Wissenschaftler überzeugt sich!«
    »Er sollte auch denken und schlußfolgern! Eine Straße! Wer baute sie und weshalb? Eine Plantage! Wer legte sie an und weshalb? Das Weshalb ist klar! Natürlich um Transportleistung, Pflanzenpflege und Fruchtertrag zu verbessern. Dieser Vorsatz setzt Verstand voraus, und damit ist das Wer beantwortet: vernunftbegabte Wesen!«
    »Aber müssen die Lebewesen diesem

Weitere Kostenlose Bücher