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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Zwischenfall noch kein Recht, ihnen Vernunft abzusprechen. Kann er nicht ihrer Erfahrung, ihrer Vernunft entsprechen? Wir haben nicht das geringste Recht, gewaltsam zu landen, denn dabei würden wir Titanen gefährden – damit aber sprächen wir uns selber die Vernunft ab. Denn wir sind der Auffassung, daß alle Massenvernichtungsmittel unvernünftig sind, ganz gleich, ob damit atomisiert, verbrannt, vergast oder vergiftet wird! Das Recht, diese Mittel anzuwenden, hat nur der, der in seinem Lebensbereich mit diesen Mitteln angegriffen wird. Wir aber wären in jedem Falle der Angreifer!
    Und, Kollege Stafford, selbst wenn keine vernunftbegabten Wesen vorhanden wären, gibt es doch eine Tierwelt! Vernichten wir den Planeten, nehmen wir ihr die Möglichkeit, höhere Gattungen zu entwickeln.«
    Nach Romain trat Nasarow zum Podium.
    »Wir müssen uns unter allen Umständen mit den Titanen verständigen. Als wir damals die Funksignale empfingen, schlug Genosse Canterville vor, eine Verständigung mit Zahlenreihen und einfachen arithmetischen Gleichungen anzubahnen. Wir kamen davon ab, weil die Sender schwiegen und wir den Planeten entdeckten. Jetzt sollten wir Cantervilles Vorschlag verwirklichen. Unsere Sprachwissenschaftler müssen das Tempo ihrer Arbeit steigern und versuchen, die fremden Signale schnell zu entziffern.«
    Ein weiterer Diskussionsredner meldete sich. »Und wenn die titanische Arithmetik nicht auf dem Dezimalsystem aufbaut, wie sollen uns die Titanen dann verstehen?«
    »Ob nun ein Neuner- oder Sechsersystem, dennoch bleibt eins plus eins zwei. Wir senden die Zahlen nicht als Ziffern, sondern zerlegen sie in ihre Bedeutung, das heißt, wir senden für die Zahl drei drei Pfeiftöne in den Raum. Das dürfte die sicherste Methode sein, um zu einem Erfolg zu gelangen.«
     
    Die beiden Raketen kehrten zurück und brachten eine Fülle von Material, das ausgewertet werden mußte.
    Die technischen Kräfte überprüften den Maschinenpark von den Landeraketen über die Flugzeuge, bis zu den geländegängigen Fahrzeugen, von den Ultraschallreflektoren über die Gammastrahler zu den Antiteilchenwerfern, von den Gesteinsbohrmaschinen über die Greifbagger bis zu den Planierpflügen.
    Die Wissenschaftler kontrollierten die Prüfgeräte, die Bekleidungswarte die Schutzanzüge und die Baufachleute die Universalteile, aus denen man die verschiedensten Zweckbauten errichten konnte.
    Und der Funker führte Programmbänder in den Funkautomaten, deren Inhalt bald ununterbrochen als Funksignal aus der Sendeantenne der Kosmos spritzte.
    Doch der Planet blieb unnahbar, und der Kontinent versteckte sich weiterhin unter der milchigen Nebeldecke.
    Nasarow dämpfte den aufkommenden Unmut der Funker.
    »Geduld, Genossen! Wenn wir auch dieselbe Wellenlänge und dieselbe Tonfrequenz wie die Titanen verwenden und bestimmt gehört werden, so dauert es doch eine Weile, ehe sie wissen, was wir ihnen da für Nachrichten an den Kopf werfen. Und dann dauert es gewiß noch etliche Zeit, ehe sie begreifen, daß es Verständigungsversuche sind.«
    Doch die Stunden verrannen. Der Empfänger schwieg.
    Stafford kam in die Zentrale. »Haben Sie schon Antwort?« fragte er Romain.
    »Nein!«
    »Wie lange wollen Sie warten?«
    »Bis Antwort kommt, Kollege Stafford!«
    »Und wenn keine kommt?«
    »Müssen wir noch einmal aufklären! Aber erst wenn wir sicher sind, daß wir keine Antwort bekommen!«
    »Aha, der Beschluß! Unumstößlich, was?«
    »Nein, die Verantwortung! Sie ist allerdings unumstößlich!«
    »Selbstbetrug, Kollege Romain?«
    Romain stutzte. »Wie meinen Sie das?«
    »Sie sagen Verantwortung! Aber selbst wenn Sie mehr verantworten könnten, hinderte Sie der Beschluß! Sie haben nicht die Freiheit, so zu entscheiden, wie Sie möchten, wenn dieser Wunsch nicht dem Willen anderer entspricht!«
    »Was nennen Sie Freiheit?«
    Stafford zögerte. »Das ist schwer zu definieren. – Die persönliche Freiheit meine ich, das zu tun und zu lassen, was ich will!«
    »Gibt es diese Freiheit überhaupt? Als Teil einer Gemeinschaft müssen Sie die Interessen der Gemeinschaft respektieren!«
    »Also fühlen Sie sich nicht frei!« fragte Stafford mit leichtem Triumph. Jetzt hatte er Romain gefangen!
    »Selbstverständlich fühle ich mich frei! Man muß nur begreifen, Kollege Stafford, daß man untrennbarer Bestandteil der Gesellschaft ist. Ihre Gesetze mißachten, hieße gegen ihre Existenz handeln und damit natürlich gegen die eigene Existenz.

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