Titanus
rief Jansen dem Ingenieur zu, der neben dem Leitpult stand, von dem aus das Flugzeug gelenkt wurde.
»Schleuse geöffnet!« rief der zweite Ingenieur am Leitstand.
Bergmann griff in die Schalter der Panzerfernsteuerung.
Ein zweiter Bildschirm strahlte auf. Eine breite rechteckige Öffnung lief von rechts ins Bild. Von ihrer unteren Kante neigte sich eine Rampe zum Boden des Planeten. Der Rahmen der Öffnung wuchs und eilte aus dem Bild. Die Rampe schob sich unter die Zuschauer. Das Bild schwenkte.
Die Straße!
Sie verlor sich buntschillernd in der toten Stadt, ein Band lichtsprühender Kristalle. Aus dem Lautsprecher über der Panzerfernsteuerung ertönte das dumpfe Brummen des Panzermotors. Rauschend brach sich der Wind in den Kronen der Bäume.
Auf dem Bildschirm des Flugzeugs erschien ein Gleiskettenfahrzeug, das der Stadt entgegenrollte. Langgestreckt und nach hinten abfallend, hinterließ es den Eindruck eines sprungbereiten Raubtiers. Das Motorbrummen klang wie bösartiges Grollen.
Die Gleisketten mahlten den Straßenbelag und wirbelten flirrende Staubfahnen auf. Der flache Turm drehte sich hin und her.
Über dem Fernsehauge des Panzerturms blinkten die Scheiben starker Ultrarotscheinwerfer, zwischen ihnen starrten drohend die Reflektoren der Ultraschall- und der Antiteilchenwerfer in die fremde Umgebung. Unter dem Fernsehauge befand sich ein großer Fernsehschirm; zur Zeit lag seine Bildfläche tot, weil er nicht eingeschaltet war. Auf dem flachen Turm drehte sich der Radarkorb wie ein spielendes Ohr.
»Funk vom Flugzeug auf den Panzer umschalten!« befahl Jansen, ohne den Blick vom Fahrzeug zu nehmen, dessen Antenne nun die Funksignale ausstrahlte.
Die Männer glaubten sich in den Panzer versetzt. Vor ihnen auf dem Schirm weitete sich eine flache Senke, in die sich das Kristallband hinabschwang.
Unverhofft sperrten übermannshohe Glassäulen den Weg. Sie schienen wie erhobene Zeigefinger vor der Weiterfahrt zu warnen. Im letzten Augenblick gelang es dem Ingenieur, den Panzer zu stoppen.
Fragend wandte er sich um.
Jansen schätzte die Säulen ab, überlegte kurz und fragte: »Können Sie seitlich ausweichen?«
Der Ingenieur ließ die Fernsehkamera schwenken. Verblüfft stellten die Männer fest, daß auch neben und hinter dem Panzer diese rätselhaften Säulen aufragten.
Romain straffte sich. »Eingeschlossen!«
»Also ausbrechen!« sagte Jansen. Und nach kurzem Überlegen: »Bergmann, schieben Sie sich langsam an die Säulen heran. Nehmen Sie eine vor die Rammkante und versuchen Sie das Ding umzulegen!«
Der Panzer kroch näher und berührte mit einem hellen Klingen, das das Rauschen der Bäume übertönte, eine Säule. Der Motor heulte auf, die Ketten krallten sich in die Straße, dann würgte der Widerstand den Motor ab.
Jansen wurde zornig.
»Drei, nein, fünf Meter zurück, und dann mit Vollgas drauf!«
Der Panzer wich zurück, verhielt, als müsse er Atem schöpfen, und warf sich dann aufheulend gegen die Säule. Ein lautes Dröhnen ließ den Lautsprecher kreischen.
Die Säule stand unverrückt.
Der Panzer rollte zurück. Seine Steuergeräte harrten neuer Funkimpulse.
»Sollte mich wundern, wenn das nicht unsere erste Beule war«, knurrte Jansen. »Das Zeug interessiert mich. Solch einen unzerbrechlichen Zahn müssen wir mitnehmen. Nicht dicker als ein Telegrafenmast und hält fünfhundert PS auf. Serraj, Ihre Chemiker…«
»Achtung! Feuerbälle von rechts!« unterbrach ihn Canterville. »Goddam!«
Zehn – zwölf – fünfzehn hellgleißende Kugeln schwebten langsam auf den Panzer zu.
Filter schoben sich vor das Fernsehauge und dämpften ihren Schein.
»Kugelblitze?« Nasarow stöhnte. Auch Romain beugte sich vor.
Jansens Augen verengten sich. Wenn die Titanen wirklich Kugelblitze künstlich erzeugten und lenkten, wurde es ernst! Dann waren sie weiter als die Menschen!
Eine wahrhaft titanische Überraschung! Knallgasbälle von fünftausend Grad Celsius Innentemperatur – das war Sonnenhitze!
Die vordere Kugel blieb stehen, die folgenden liefen auf. Wie Tropfen schlüpften sie ineinander und blähten sich zu einer gewaltigen silberglänzenden Kugel, die drohend um ihre Achse rotierte.
Jansen wurde es unbehaglich zumute. Wenn sich diese Kugel auf dreitausendfünfhundert Grad Celsius abkühlte, wurde sie hochexplosiv. Wenn sie dann über den Panzer herfiel, ging mehr in die Brüche als nur der Radarkorb auf dem Turm! Wenn sie aber über die Fernseheinrichtung rollte, dann
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