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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Begrüßung programmgemäß aufgenommen.
    Der Chefingenieur wartete mit gemischten Gefühlen auf das Ende der Rede. Wie sollten sie sich mit den Titanen verständigen? Mit Zeichensprache? Das mußte nicht unbedingt erfolgreich sein. Auch Zeichen waren an Lebensgewohnheiten gebunden – wußten sie, welcher Art diese auf dem Titanus waren? Sie wußten doch noch nicht einmal, wie die Titanen aussahen, wenn man das Mädchenstandbild, das nicht unbedingt der Wirklichkeit entsprechen mußte, ausnahm. Wenn sich nun Mißverständnisse ergaben, wenn die Titanen eine bedrohliche Haltung einnahmen? Hinter ihnen befanden sich zwar der Panzer und das Flugzeug, um sie im Notfall aufzunehmen – aber kämen sie noch dazu?
    Die Titanen richteten sich wieder auf. Ihr Anführer torkelte auf Jansen zu.
    In Jansen spannte sich jeder Muskel, als die Silberpelerine vor ihm verhielt. In den Kapuzenlöchern erkannte er deutlich phosphoreszierende Augen, die ihn unverwandt ansahen. Eine klauenartige Hand – zwei einander gegenüberstehende Daumen, von einem geraden Finger überragt – schob sich aus dem Pelerinenärmel, verlor sich in einem seitlichen Schlitz der Pelerine und kehrte mit einer steifen Kapuze wieder. Mit beiden Händen hielt der Titan sie ihm entgegen.
    Jansen hielt die Kapuze unschlüssig in Händen. Er mußte sie aufsetzen – aber wie? Gleich über den Kopfschutz?
    Inoti, der inzwischen zurückgekommen war, bemerkte, daß Jansen zögerte, und rief: »Atemmasken können abgesetzt werden!«
    Mit einer schnellen Bewegung streifte Jansen Kopfschutz und Maske ab und stülpte sich die Kapuze über. Der Titan rückte sie ihm zurecht. Unvermittelt begann Jansen zu sprechen und erklärte, daß die Menschen als Gäste begrüßt würden und dem Titanen folgen sollten.
    Er winkte seinen Gefährten und schritt neben dem Titanen auf den riesigen Kegelstumpf zu.
    Lazzarri schüttelte als erster die Verblüffung ab. Stand Jansen unter Hypnose? Er hielt ihn am Ärmel fest. Doch Jansen machte sich frei.
    »Wir sind gebeten worden, dem Titanen zu folgen. Er hat bemerkt, daß wir ihn nicht verstehen können, und will seine Ansprache wiederholen. Bitte, kommt!« Seine Stimme klang hinter der Kapuze zwar etwas gedämpft, allein sie hatte nichts von ihrer normalen Frische eingebüßt.
    Inoti zögerte. Was war mit Jansen geschehen? Unterlag er einem fremden Willen? War es besser, wenn sie sofort wieder die Atemmasken anlegten? Erst seitdem Jansen sie abgenommen hatte, konnte er… nein, seitdem Jansen die Kapuze trug! Jetzt mußte man ihm beistehen!
    »Genossen! Vorerst setzt sich keiner eine Kapuze auf! Folgen wir Genossen Jansen: Bitte äußerste Aufmerksamkeit…«
     
    Nasarow blickte den Männern auf dem Bildschirm nach.
    »Canterville!« sagte er, und seine Augen wurden schmal. »Geben Sie Alarm für die Landegruppen zwei und drei! Ich übernehme die Führung! Sie bleiben an Bord und haben ab sofort das Kommando über die gesamte Expedition. Sollte mir etwas zustoßen, so haben Sie unbeschränkte Vollmacht. Besprechen Sie alle Fragen gemeinsam mit Genossen Romain!« Dann wandte er sich Romain zu. »Wir müssen der ersten Gruppe den Rücken decken!«
    Der Gruppensekretär legte ihm die Hand auf die Schulter. »In Ordnung, Wassil! Aber mein Platz ist in der zweiten Gruppe!« erwiderte er bestimmt.
    »Ausgeschlossen! Während meiner Abwesenheit mußt du als Berater an Bord bleiben!« widersprach Nasarow.
    »Du irrst, Wassil! Dein Platz ist im Befehlsstand der Kosmos! Mein Platz ist bei den Landegruppen! Dort werde ich gebraucht.«
    »Glaubst du, ich besäße weniger Mut als du?« Nasarow brauste auf.
    Romain erwiderte ruhig: »Bleiben wir sachlich! Es ist keine Frage des Mutes, Wassil, es ist eine Frage der Klugheit. Sie läßt sich nicht mit dem Gefühl, sondern nur mit dem Verstand beantworten. Jeder Mensch schützt instinktiv den Kopf, auch wenn dabei seine Arme gefährdet sind. Der Kopf, das Hirn unserer Expedition bist du! Du trägst die Verantwortung!«
    Nasarow wartete ungeduldig auf das letzte Wort. Es fiel ihm schwer, höflich zu bleiben. Endlich schwieg Romain.
    »Ich gehöre zu den Männern, die in Gefahr sind!« sagte er fest. »Bei ihnen ist mein Platz – sie verlassen sich auf mich!«
    »Du gehörst den Männern, die in Gefahr sind! Das ist ein Unterschied. Deine Aufgabe ist es nicht, dich einer Gefahr auszusetzen, weil du nicht als feige gelten willst – eine solche Erwägung ist nebensächlich und falsch! Deine Aufgabe ist

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