Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
Vom Netzwerk:
Forscher hier, vergessen Sie das nicht!«
    Lazzarri folgte ihm widerstrebend. Vorsichtig ließ er sich in sitzende Haltung herab, bis er die Platte berührte. Er drückte etwas, die Platte gab ein wenig nach. Je stärker er sein Körpergewicht darauf verlagerte, desto mehr widersetzte sich die Platte. Übermütig ließ er sich fallen, gewärtig, daß die Platte zu Boden polterte. Doch sie fing den Schwung ab und federte in eine Ruhelage aus.
    »Verstehen Sie das?« fragte er ungläubig und wandte sich an Inoti, der neben ihm saß.
    »Bequem!« sagte dieser und wippte leicht. »Die Platten schweben in einem magnetischen Feld…«
    »Gold ist doch diamagnetisch und wird abgestoßen«, unterbrach ihn Lazzarri.
    »Sicher vergoldetes Eisen!«
    »An Energie scheint hier also kein Mangel zu sein«, raunte Sandrino.
    Die Unterhaltung erstarb. Ein dumpfer Ton brauste auf, schwoll an, wurde heller, biß sich in die Ohren der Männer, erklomm eine schmerzhafte Höhe und entschwand ihrem Hörbereich.
    Angst beschlich die Männer, nackte und kalte Angst. Sie fiel erbarmungslos über sie her, sosehr sie sich auch wehrten.
    Wang Yun-chieh, der kleine Chefphysiker, kannte dieses Gefühl von irdischen Versuchen her. »Ultraschall von hoher Intensität. Eine grausame Musik!«
    Während die Männer von Furcht geschüttelt wurden, glomm vor ihnen an der Stirnwand des Saales eine große Scheibe auf und erstrahlte in gleißendem Licht.
    Offensichtlich dämpfte Jansens Kapuze die deprimierende Wirkung.
    »Das scheint ein Sonnensymbol zu sein«, erklärte er ruhig.
    Als die Scheibe die Dämmerung vertrieben hatte, fiel der hohe Ton in den Hörbereich der Männer und versank schließlich ins tiefe Nichts. Die Angst verlor sich.
    »Allmächtiger Herr der Welten!« begann Jansen in sachlichem Ton, und die Männer brauchten einen Augenblick, ehe sie begriffen, daß er ein Gebet übersetzte. »Unermeßlich ist deine Güte, unfaßbar deine Größe, unbeugsam dein göttlicher Wille! Herr, du sandtest uns Söhne einer fernen Welt – wir danken dir für dieses Zeichen deiner allmächtigen Gnade! Du gabst ihnen die Kräfte, Planeten aus ihrer Bahn zu verdrängen. Das ist der Beweis deiner Gunst!«
    Inoti horchte auf. Gott, Tempel – gab es hier noch eine Klassengesellschaft? Übersetzte Jansen richtig?
    »Allverzehrend wird das Feuer sein, das unsere Feinde trifft. Mann, Weib und Kind wird unsere Rache vernichten, die deine Rache ist an den Frevlern wider unsere angestammten, göttlichen Rechte. Segne diese deine ausgesandten Söhne einer fremden Welt, segne ihren Kampf für uns in deinem Namen! Segne ihre planetenverzehrende Kraft, daß sie den Lebenskeim im Mutterleib treffe und das frevlerische Leben auf unserem Heimatplaneten verzehre!«
    Zutiefst betroffen saßen die Genossen, erstarrt, ungläubig, fassungslos. Doch nicht lange – dann wechselten sie schnelle Blicke des Verstehens und ballten die Fäuste.
    Inotis Gesicht war beherrscht. Nur die Augen waren schmal und der Mund zusammengepreßt. Für ihn gab es nun keinen Zweifel mehr! Dieses Gebet war das Haßgeschrei einer Ausbeuterklasse! Er mußte schnellstens mit Jansen sprechen…
    Der unheilvolle Ton stieg erneut aus der Tiefe, schwang sich wieder hinauf in schwindelnde Höhen, um ins Unhörbare zu entfliehen.
    Lazzarris Zorn wich wieder dem Grauen. Zitternd saß er auf der schwebenden Platte. Doch als die Musik verklungen war, sprang er auf.
    »Bestie!« keuchte er. »Das will ein Priester sein!«
    »Andere Planeten, andere Sitten«, sagte Wang Yun-chieh, doch auch ihm sprühte der Zorn aus den Augen.
    Timár schüttelte den Kopf. »So anders sind die Sitten nicht! Irdische Priester bedienten sich der Scheiterhaufen, segneten an beiden Fronten im Namen desselben Gottes die Kanonen und beteten für den Sieg im Völkermord! Irdische Bischöfe empfahlen Atombomben als gottgefällige Mittel, schneller in den Himmel zu kommen!«
    »Es gab auch andere Priester«, sagte Inoti.
    »Es wird auch hier andere geben!« Wang Yun-chieh nickte.
    Lazzarri war derart empört, daß er keiner sachlichen Erwägung mehr fähig war.
    »Ein lieblicher Stern, das kann man sagen!« rief er voll Zorn.
    Inoti blieb an seiner Seite. »Nehmen Sie sich zusammen, Genosse Lazzarri! Wir sind hier Gäste und haben kein Recht, uns einzumischen.«
    Jansen sammelte seine Gruppe im Gang zwischen den schwebenden Platten. Die Sonne des Tempels war verblichen, wieder füllte helle Dämmerung den Saal.
    Der Titan überreichte

Weitere Kostenlose Bücher