Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
Vom Netzwerk:
über irdische Verhältnisse zu unterlassen. Erst wollte er das Leben der Titanen kennenlernen, dann fand er gewiß Anhaltspunkte, um ihnen die irdischen Maßstäbe nahezubringen.
    Es drängte ihn, schnellstens auf den Platz über Tage zurückzukehren. Das Leitungskollektiv mußte Maßnahmen beschließen, damit sie systematisch mit der Forschungsarbeit beginnen konnten. Es waren viele Dinge zu klären. Sie mußten den Bakteriengehalt der Luft und des Wassers untersuchen und beobachten, mußten die Versorgung mit verträglicher Verpflegung regeln und alle Fragen beraten, von denen die Sicherheit der Expedition abhing.
    Nasarow wartete auf Nachricht! Romain sah auf seine Armbanduhr. Sie waren fast sechsunddreißig Stunden unter Tage!
    Romain drückte seine Kappe fest auf den Kopf und erklärte, daß sie dringend die zurückgebliebenen Menschen verständigen müßten.
    Der junge Titan unterbrach ihn. Er möge ihm die Bitte nicht abschlagen, doch noch etwas zu verweilen. Die Feier sei noch nicht beendet, und im zweiten Teil hätten sie Gelegenheit, das titanische Leben mit seinen Freuden zu studieren.
    »Unsere Gegenwart hat nicht nur Nebel über Tage, sie bietet uns unter Tage Sonne. Tausende von Sonnen! Einige verzehren sich danach, die Söhne des Himmels kennenzulernen.«
    Romain konnte diese Bitte nicht abschlagen, denn er wußte nicht, ob die Titanen verletzt waren, wenn er auf sofortigen Aufbruch drängte.
    Die Männer, die Kappen trugen, übersetzten den Genossen ohne Kappen auch diese Worte des Titanen.
    So unverständlich ihnen die ganze Angelegenheit war, so neugierig wurden sie.
    Da öffneten sich ringsum Türen. Aus allen Nischen traten Frauen. Es schien, als bräche eine Woge weiblicher Schönheit in den Saal. Die Frauen trugen körperenge, durchschimmernde Kleider, die fast bis auf den Boden fielen. Mit erstaunlicher Sicherheit schritten sie in silbernen, durchbrochenen pantoffelartigen Schuhen mit hohen Absätzen einher. In den Haaren trugen sie blitzenden Schmuck, der aus Edelsteinen zu bestehen schien und zu Würfeln, Kegeln, Kugeln oder Tropfen geschliffen war. Die Männer der Kosmos saßen wie verzaubert. Nur langsam gewannen sie die Fähigkeit zurück, nüchtern zu beobachten. Augenscheinlich liebte man auf dem Titanus Glanz und bunte Farben und hatte alles auf Wirkung bedacht. War es Freude an natürlicher Schönheit, daß sie diese nichts verhüllenden Kleider trugen? Durfte man hier irdische Maßstäbe anlegen?
    Jede Titanin wählte sich einen Titanen und begab sich mit ihm zu einer der Nischen. Reich verzierte Vorhänge schlossen sich. Auch neben den Menschen standen plötzlich titanische Frauen.
    Romain faßte sich als erster. Er mußte unter allen Umständen verhindern, daß die Genossen sich verteilten und der fremden Umgebung unterlagen. Er durfte aber auch die Titanen nicht verletzen. Jede Mißstimmung konnte schwerwiegende Folgen haben.
    Er erhob sich, faßte, wie er es bei den Titanen gesehen hatte, die vor ihm stehende Frau an der Hand und führte sie auf die andere Seite des Tisches. Dort setzte er sich mit ihr. Bald saßen sie alle in gemischter Reihe um die Tafel.
    Als eine der Titaninnen auch für diejenigen Genossen Kappen brachte, die bisher keine getragen hatten, überlegte Romain nur kurz. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, daß die Kappen den eigenen Willen beeinflußten. Deshalb hob er seine Anordnung auf. Nun konnten sich alle Männer mit ihren Tischdamen verständigen.
    Ein zwangloses Scherzen begann, und keiner vermochte später zu sagen, wie es angefangen hatte. Lag es an der ungezierten Art der Titaninnen? Bald herrschte Fröhlichkeit an der Tafel.
    Jansen blickte sich verstohlen nach Lazzarri um. Sylvio hatte offensichtlich Feuer gefangen. Die Frau an seiner Seite unterschied sich von den anderen. Sie war zurückhaltender und wirkte dadurch noch anmutiger. Kein Wunder, wenn Sylvio den Kopf verlor. Seine Miene drückte Bewunderung, Hingabe und Innigkeit aus. Das hätte er ihm nicht zugetraut! Sollte man ihn warnen? Doch sie waren ja alle beisammen, da konnte Sylvio nicht aus der Rolle fallen. Erstaunlich war nur, daß der Fluß seiner munteren Rede versiegt war. Lazzarri zeigte sich geradezu beängstigend schweigsam. Offenbar litt er unter einer lähmenden Befangenheit. Um so besser, dann konnte nichts passieren!
     
    Die Kolonnen der Titanen umfuhren den Höhenzug, der als natürlicher Wall den Talkessel umgab. Die Wagen verteilten sich und bildeten einen dichten Sperring,

Weitere Kostenlose Bücher