Titanus
lüften, aber uns begegnen sie mit Vorbehalten. Der Aktionsradius ist begrenzt, bestimmte Gebiete dürfen wir nicht betreten, ob es noch andere Städte gibt, erfahren wir nicht. Überall sitzt uns ein Titan auf den Fersen, nur Stafford wird nicht mehr begleitet. Er hat sich mit einem Gelehrten angefreundet, einem Bruder des Priesters. Einem Atomphysiker, George!«
»Woher weißt du das?« fragte Romain überrascht.
»Sandrino berichtete vorhin darüber, er arbeitet in Staffords Nähe und konnte verschiedenes beobachten.«
»Eine Freundschaft muß kein Grund zum Mißtrauen sein, Wassil!«
»Mir ist unbehaglich dabei.«
»Vielleicht sind die Beschränkungen nur Sicherheitsmaßnahmen…«
Nasarow unterbrach ihn: »…zu unserem Schutz, ich weiß, das erklärten die Titanen sehr deutlich!« Er sagte es mit einem Anflug von Spott.
»Vielleicht haben wir uns unbewußt so benommen, daß sie uns nach ihren Erfahrungen mißtrauen müssen – immerhin besteht aber die Möglichkeit, daß die Beschränkungen mit der Zeit gelockert werden. Natürlich können sie sich auch verschärfen! Wir müssen mit allem rechnen«, sagte Romain ruhig, »und uns auf alles vorbereiten! Die sozialökonomische Gruppe hofft, daß sie nach der industriellen auch die landwirtschaftliche Produktion studieren kann.«
»Sie liegt außerhalb unseres Aktionsradius. Luftaufnahmen der aufsteigenden Transportraketen, mehr bleibt uns nicht!«
»Jansen hat seine Rakete mit heruntergebracht, er wollte Probeflüge durchführen.«
»Das soll er vorläufig bleiben lassen, George. Später kann er’s nachholen! Da er enge Fühlung mit den Titanen hat, ist es jetzt besser, er macht unten die Augen auf! Und bei den Probeflügen wollen gewiß Stafford und Lazzarri dabeisein, sie waren doch beim Bau beteiligt!«
»Du hast recht. Vielleicht ist es besser, wenn Stafford der Rakete jetzt fernbleibt.«
Lazzarri sah auf die Armbanduhr. Noch drei Stunden, dann mußte er nach oben, in den ewigen titanischen Tag, und sich im Ringgespräch melden. Schade, er wäre gern länger unten geblieben und auf Entdeckungsreisen gegangen, denn hier im unterirdischen Werk gab es nicht so viel Neues zu sehen, daß er seinen Forscherdrang hätte befriedigen können.
Er sah hinaus in die riesige Werkhalle. Ununterbrochen stampfte und dröhnte die Taktstraße. Am Kopf des Bandes schluckte sie unförmige Erzklumpen, am Ende spie sie fertige Wellen aus.
Gern hätte er gewußt, wie die Titanen die Erzklumpen zu Wellen verarbeiteten, welche Arbeitsvorgänge dazu nötig waren – aber die Taktstraße war verkleidet und zog sich wie ein Lindwurm mit vielen Höckern durch die Halle. Wie mochten die Titanen das Erz verhütten, wie es bearbeiten? – Zwar hatte er durch den Titanen, der die Anlage überwachte, erfahren, daß die Rohlinge durch elektrische Wirbelströme erwärmt und dann geschmiedet werden; er erfuhr auch, daß dieses Schmieden mächtige Stahlklötze besorgten, die im magnetischen Feld zum Schwingen gebracht wurden – aber was vorher und nachher geschah, hatte er noch nicht ergründet. Wenn doch eine Störung eintreten und die Titanen zwingen würde, die Verkleidungen abzunehmen! Nun hatte er unerwartet einen Forschungsauftrag erhalten und konnte nicht einmal…
Der Titan, der die Anlage auf einem Leuchtbild überwachte, schien zurückhaltender geworden zu sein, seitdem Jansen die Titanen durch die Kosmos geführt hatte. Oder war es Einbildung? Hing es vielleicht damit zusammen, daß der Titan ihn, Lazzarri, vergeblich nach dem geheimnisvollen Sprengstoff gefragt hatte, mit dem die Menschen den Planeten aus der Bahn drängen wollten? Aber er hatte ihm doch glaubwürdig nachgewiesen, daß er nur ein kleines Licht in der Expedition war und darüber nicht Bescheid wissen konnte!
Er verriet doch nicht das Geheimnis der Antiteilchen! Ein dummes Gesicht hatte der Titan gemacht, als er ihm auf seine Frage, wie die Kosmos angetrieben würde, empfahl, sich an Jansen zu wenden. Bei dem bissen die Titanen auf Granit!
Wenn er nur länger hier unten bleiben könnte. Aber trotz der Kürzung des Aufenthalts auf dem Planeten war beschlossen worden, nicht länger als sechs Stunden zu arbeiten, und wenn er diese Zeit auch überschritt, alle acht Stunden mußte er sich doch per Funk melden! Und dann konnte er nicht wieder einfahren, mußte warten bis zur nächsten Schicht. Dabei wäre es so günstig gewesen! Doktor Sandrino, mit dem er in einem der Kegelbauwerke über Tage wohnte,
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