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niemanden, ich ziehe mich bloß zurück.« – »Ich wäre eine Stunde nach Ihnen, ja vielleicht sogar eine Stunde vor Ihnen in Nutley gewesen.« – »Und was hätten Sie in Nutley machen wollen, Mylord?« – »Ich hätte Ihnen gesagt, daß jetzt, wo ich Sie kenne, Emma, ich Sie nicht mehr entbehren kann und daß ich Sie bitte, unter dem Namen, den Sie selbst wählen werden bei mir zu bleiben!« Ich fühlte, wie ein Schauer des Stolzes mein Herz erfüllte.
»Mylord,« sagte ich, »Sie wissen wohl, daß ich von dem Onkel nur einen Titel annehmen kann, nämlich den, welchen ich dem Neffen verweigert habe.« – »Emma, sprechen Sie aus Ehrgeiz so?« – »Nein, Mylord, nicht aus Ehrgeiz, sondern aus Selbstachtung.«
»Und hat Ihnen niemand zu der Haltung, die Sie mir gegenüber beobachten, geraten, Emma?« – »O doch, Mylord.« – »Wer denn?« – »Ein Mann, ohne dessen Rat ich meinem Gewissen nach über nichts entscheiden darf.« – »Von wem sprechen Sie?« – »Von Lord Greenville.« –, »Von meinem Neffen?« – »Gehen Sie in dieses Zimmer, Mylord, und auf dem Bureau werden Sie den Brief finden, den er mir geschrieben, bevor er unsere Wohnung verlassen. Lesen Sie.« Sir William ging in das Schlafzimmer und kam unmittelbar darauf mit dem Brief in der Hand zurück.
Er hatte sich kaum Zeit genommen, denselben zu lesen. »Miß Emma,« sagte er, »wollen Sie einem Manne, der nie etwas anderes als Ihr Vater sein wird, die Huld erzeigen, ihn Ihren Gatten zu nennen?« Die Füße versagten mir den Dienst. Ich sank in einen Lehnstuhl nieder, und kalter Schweiß perlte auf meiner Stirn. War es ein Traum? Bot der stolze Sir William Hamilton, welcher ausdrücklich in der Absicht von Neapel hierhergekommen, um die Ehe, welche ich im Begriffe stand mit seinem ruinierten Neffen einzugehen, zu vereiteln, mir wirklich seinen Namen, seinen Rang, sein Vermögen?
»Mylord,« sagte ich zu ihm, »wenn ich ein so glänzendes Anerbieten sofort annehmen wollte, so könnte es Ihnen später vorkommen, als hätten Sie sich übereilt. Machen Sie mir dieses Anerbieten morgen noch einmal, und ich werde dann darauf antworten.« – »Ich bin damit einverstanden, aber unter der Bedingung, daß Sie diese Antwort in der Kapelle des Hotels abgeben und daß wir noch denselben Abend nach Neapel abreisen.« – »Ich werde morgen von Ihnen nur Befehle zu empfangen haben, Mylord.« – »Und werden Sie mittlerweile erlauben, daß ich als Freund den Abend bei Ihnen zubringe?«
»Wollte ich Ihnen diesen Wunsch abschlagen, Mylord, so hieße dies Sie einer Gelegenheit zur Reue berauben.«
»Glauben Sie, daß ich mich langweilen werde?« – »Der Gesandte, der Freund eines Königs und einer Königin, der von der Aristokratie der Geburt und der Intelligenz umgebene Gelehrte wird, fürchte ich, an der Konversation der armen Schafhirtin aus dem Fürstentume Wales nur ein sehr mittelmäßiges Interesse finden.« – »Sie kommen mir vor wie die Prinzessinnen in unseren Volksmärchen, Emma. Sie haben eine Fee zur Pate gehabt. Sie haben von dem Namen, welchen sie Ihnen gegeben, einen Buchstaben abgeschnitten, um desto besser Ihr Inkognito zu wahren, und Sie heißen nicht Emma, sondern eigentlich Gemma, der Edelstein.« – »Mylord, Mylord, Sie sind gewöhnt mit einer Königin zu sprechen, Bedenken Sie, daß Sie in London sind und nicht in Neapel.« – »Diese Königin wird Ihre Freundin sein, Emma. Diese Königin wird Sie bitten, sie in Sachen der Anmut und des guten Geschmackes zu unterrichten. Diese Königin wird an dem Tage, wo Sie es wünschen, genötigt sein, ihre Krone Ihnen abzutreten.«
»Gibt die Königin, wenn Sie ihr dergleichen Dinge sagen, Mylord, die Hand zum Kusse?« – »Warum fragen Sie das?« – »Weil ich mich geneigt fühle, die Rolle der Vizekönigin einzuüben.« – Und ich reichte ihm die Hand.
Lord Hamilton ergriff dieselbe und küßte sie mit derselben Ehrerbietung, welche er der Königin Marie Karoline bewiesen haben würden »Bei den Plänen, die ich für morgen habe,« sagte er dann, indem er meine Hand losließ und sich gegen mich verneigte, »werden Sie sich nicht wundern, wenn ich Ihnen sage, daß ich sehr viel zu tun habe. Erlauben Sie daher, daß ich Sie verlasse und heben Sie den Abend, den Sie mir versprochen, mir auf.«Ich empfand selbst den Wunsch, allein zu sein, um mir Rechenschaft von den Gefühlen zu geben, welche sich in meinem Herzen und besonders in meinem Geiste durcheinandertummelten. Ich machte
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