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sobald er die Schnur zweimal gezogen, einen Diener mit einem mit allerhand Erfrischungen beladenen Präsentierbrett eintreten sah. Man mußte, um seine Neugier zu befriedigen, ihm den Mechanismus der Klingelzüge erklären, der, wie wir nicht unterlassen dürfen zu bemerken, seine Bewunderung in so hohem Grade erregte, daß er den ganzen Abenddavon sprach. Diese Bewunderung war so groß, daß der Prinz-Herzog, anstatt nach Hause zurückzukehren, sich nach dem Vatikan fahren ließ und seinen Onkel aus dem Schlafe weckte, um ihm die von ihm gemachte Entdeckung mitzuteilen.
Der Papst, welcher im Bett lag, zog die zu Häupten seines Bettes hängende Klingelschnur und sagte zu dem herbeieilenden Kammerdiener: »Geleitet Monsignore Onesti wieder hinaus, und ehe Ihr ihn ein andermal zu einer solchen Stunde einlaßt, erkundigt Euch erst, ob das, was er mir zu sagen hat, der Mühe verlohnt, daß man mich wecke.« Diese Unwissenheit des Prinz-Herzogs erstreckte sich auf alles. Wenige Tage nach dem eben erzählten Vorfall begegnete ich ihm bei der Marquise Bocca Paduli Gentili.
Man sprach von der englischen und französischen Literatur – von Shakespeare, Ben Johnson, Racine, Corneille und Molière.
Der Prinz-Herzog saß mit offenem Munde da. Er kannte keinen dieser Herren, sondern hörte sie jetzt zum ersten Mal nennen. Sir William nannte, als das Gespräch auf die, Ganganelli gewidmete, Tragödie: »Mahomet« kam, den Namen Voltaire. »Ach!« rief der Prinz-Herzog, indem er vor Freude in seinem Lehnstuhl emporhüpfte, »den kenne ich! Es ist ein deutscher Mönch, welcher der heiligen Kirche einen großen Schaden zugefügt hat.« Der gute Mann verwechselte Voltaire mit Luther.
Übrigens schien es, als ob ein Verhängnis diesen Dummkopf an unsere Schritte fesselte. Am nächstfolgenden Tage trafen wir uns an der Tafel des venetianischen Gesandten wieder. Man sprach von Wien und von der kaiserlichen Gemäldegalerie. Der Prinz-Herzog rief, von einer schönen Anwandlung von Kunstenthusiasmus ergriffen: »Wenn ich in Wien wohnte, so brächte ich mein ganzes Leben in dieser Galerie im Anschauen der ›Nacht‹ von Correggio zu.« Einer sah den andern an. Wir wußten alle, daß die »Nacht« von Correggio von August dem Dritten, König von Polen und Kurfürsten von Sachsen, der Galerie von Modena abgekauft worden, und daß dieses Gemälde sich in Dresden befand. Lord Harvey, Herzog von Bristol und Bischof von Derry in Irland, konnte sich nicht überwinden, einen solchen Beweis von Unwissenheit ungerügt hingehen zu lassen.
»In der Tat, Monsignore,« sagte er, »es tut mir leid, einem Mann von Ihrer Gelehrsamkeit widersprechen zu müssen, ich zögere aber nicht, Ihnen zu versichern, daß Sie sich irren, und daß das Gemälde, welches Ihnen den Wunsch einflößt, in Wien zuwohnen, um es mit aller Muße betrachten zu können, sich in diesem Augenblick nicht in Wien, sondern in Dresden befindet.«
»Wie,« entgegnete der Prinz-Herzog, »wollen Sie die Sache besser wissen als mein Onkel, der es mir gesagt hat, und der in seiner Eigenschaft als Papst unfehlbar ist?«
»Monsignore,« hob Lord Harvey wieder an, »der Grund, den Sie da anführen, ist nicht stichhaltig. Ich bin protestantischer Bischof, und erkenne folglich die Unfehlbarkeit Ihres Onkels nicht an.« Ich erwähnte vorhin den Stolz, welchen der Prinz-Herzog in bezug auf den Stammbaum an den Tag legte, welchen man ausdrücklich für ihn erfunden und der selbst den hinter sich ließ, welchen der Advokat Nicolas David für die Herzöge von Guise erfunden und welcher die Abstammung derselben von Karl dem Großen herleitete. Mit dem erstgedachten Stammbaume war es folgendermaßen beschaffen. Angelo Braschi stammte aus einer edlen, aber armen Familie von Cesena. Seine Schwester hatte einen kleinen Bürger dieser Stadt, namens Onesti, geheiratet, welcher Handelsgeschäfte trieb und nie auch nur den mindesten Anspruch darauf gemacht hatte, in die Carossen des Königs von Frankreich zu steigen. Dennoch aber, als der Neffe des Papstes von diesem zum Prinz-Herzog ernannt ward, mußte man für ihn eine dieses Ranges würdige Abstammung ausfindig machen.
Zum Glück las ein Genealog in der lateinisch geschriebenen Lebensgeschichte des heiligen Romaldus die Worte: »Romaldus, ex honestis parentibus natus.«
Der Genealog faßte die Worte beim Schopfe, nahm das Beiwort honestis für den Familiennamen des Heiligen und ließ mit großem typographischem Luxus ein Werk drucken, in welchem
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