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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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diesem Briefe lagen folgende Zeilen von Lord Greenvilles Hand:
    »Ich hatte mich nicht geirrt, mein Onkel liebt Dich, Emma. Ich will nicht durch die Einwirkung, die ich auf Dein Herz haben konnte, Deinem Schicksal eine von mir ausgehende Richtung geben. Erst in acht Tagen werde ich wieder in dieses Zimmer zurückkehren, und dann aller Wahrscheinlichkeit nach Dich nicht mehr vorfinden. Um der Zukunft unserer Kinder, um unserer beider Ehre willen aber begnüge Dich mit keiner anderen Stellung als der einer Lady Hamilton.
    CharIes Greenville.«
    Auch er hatte die Bahn gesehen, die sich mir hier eröffnete. Auch er glaubte, daß ich das Ziel erreichen könnte, welches mich gleich von vornherein geblendet, und welches ich mich allmählich gewöhnt zu betrachten, wie der Adler die Sonne betrachtet, ohne die Augen niederzuschlagen. Ich ergriff deshalb die Feder und schrieb:
    »Mylord! Ich habe Lord Greenville den Brief mitgeteilt, welchen Sie mir die Ehre erzeigt, mir zu schreiben. Er hat das Haus sofort verlassen und mir gesagt, daß er, weil er mir in bezug auf mein Schicksal, auf das seinige und das unserer Kinder vollständig freie Hand lassen wolle, erst in acht Tagen zurückkehren würde. Es ist folglich an mir, Ihnen zu antworten, Mylord, und ich werde es mit derselben Offenheit und Freimütigkeit tun womit ich bis jetzt zu Werke gegangen bin. Wie sollte ich, da ich unwürdig bin, Sir William Hamiltons Nichte zu werden, würdigsein, seine Adoptivtochter zu werden? Nein, Mylord, es gibt etwas noch Einfacheres als alles dies, und dies besteht darin, daß ich weder Ihre Nichte noch Ihre Tochter werde, sondern ganz einfach Emma Lyonna bleibe. Ich verlasse London. Vor zwei Jahren verlebte ich drei Monate – vielleicht die glücklichsten meines Lebens – in einem reizenden kleinen Städtchen Namens Nutley. Ich kehre dahin zurück. Dem Willen Ihres Neffen – den ich Ihnen verspreche nicht wiederzusehen und den ich vollständig frei über sein Schicksal verfügen lasse – dem Willen Ihres Neffen gemäß, sage ich, werde ich dort allein leben, oder mich der Erziehung unserer Kinder widmen. Diese Kinder habe ich Ihnen empfohlen, Mylord, und bin deshalb in diesem Punkte außer Sorge. Ich irrte mich, Mylord, als ich glaubte, daß ich eine rechtschaffene Gattin, eine gute Mutter sein und einen Mann von Stand und Bildung glücklich machen könnte. Ich hatte mich geirrt, sage ich, denn Sie urteilen in dieser Beziehung anders. Aber auch Sie haben sich geirrt, indem Sie glauben, daß ich, indem ich eine falsche Stellung aufgebe, eine noch falschere einnehmen könnte. Meine Stellung als Lord Greenvilles Geliebte war in London geschaffen. Wer sagt mir, daß es mir gelingen würde, die Ihrer Adoptivtochter in Neapel zu schaffen? Nein, Mylord, so viel Ehre ist mir nicht bestimmt. Im Dunkel geboren, werde ich im Dunkel sterben. Diejenigen Tage, welche durch die Sonne erleuchtet worden, sind nicht meine glücklichsten gewesen. Leben Sie wohl, Mylord! Suchen Sie für Ihren Neffen eine vornehme und makellose Gattin. Machen Sie diese zu Ihrer Adoptivtochter und überlassen Sie die arme Emma ihrem Elend und ihrer Schande. Sie nennt sich Ihre Magd und hat nicht den Ehrgeiz, von Ihnen anders genannt zu werden.
    Emma Lyonna .«
    Ich ließ diesen Brief sofort an Sir William Hamilton befördern und traf dann die nötigen Anstalten zu meiner Abreise. Entweder war Sir William bei mir, ehe mein erster Koffer gepackt war, oder Lord Greenville kam, sobald er erfuhr, daß ich in Nutley war, mir dorthin nach. Im ersten Falle war dies ein Schritt vorwärts, im zweiten Falle war meine Situation dieselbe oder vielmehr eine bessere, weil ich, nachdem Lord Greenville das Haus verlassen, auch nicht darin hätte bleiben wollen.
    Sir William Hamilton hatte meinen Brief nicht sobald erhalten, so kam er auch schon zu mir geeilt. Er fand mich mit den Anstalten zu meiner Abreise beschäftigt.
    »Das, was Sie mir schreiben, ist also Ihr Ernst?« rief er. –»Jawohl, mein völliger Einst, Mylord,« antwortete ich ihm. »Sie werden doch nicht voraussetzen, daß ich mir erlaube, Scherz mit Ihnen zu treiben?« – »Wenn Ihr Brief nun mich nicht zu Hause angetroffen hätte, und wenn ich, anstatt sofort, erst in zwei Stunden gekommen wäre?« – »Dann hätten Sie mich abgereist gefunden.« – »Hätten Sie mir dadurch zu entrinnen geglaubt?« – »Ihnen zu entrinnen? Ich verstehe nicht, Mylord. Ich fliehe Sie nicht, ich fliehe Lord Greenville nicht, ich fliehe

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