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worden und zwar infolge einer Orgie, bei welcher er gewettet, es mit denfünf größten Trinkern und den fünf schönsten Kurtisanen Venedigs aufzunehmen.
Er hatte beinahe den Tod davon gehabt, aber doch seine Wette gewonnen. Der Kardinal Braschi Onesti war einer der eifrigsten Anbeter des Wunders des Tages. Er erbot sich, Sir William Hamilton in die Loge der seltsamen Armida zu führen, und ihn der Toilette der Zauberin beiwohnen zu lassen, welche zwischen dem ersten und zweiten Akt das Kostüm wechselte. Ich fragte, ob auch Damen mit dabei sein könnten. Er antwortete mir, dies sei allerdings nicht gebräuchlich, ganz gewiß aber würde ich in meiner Eigenschaft als Fremde von dem Signor Veluti – so hieß er – freundlichst empfangen werden, besonders wenn ich mich dazu verstünde, ihm einige Komplimente zu machen. Übrigens sei Signor Veluti ein großer Verehrer schöner Frauen. Der Kardinal ließ uns die Verbindungstür zwischen dem Zuschauerraum und der Bühne öffnen. Wir gingen quer über diese hinweg und kamen in den Korridor, welcher nach der Loge der Armida führte. An der Tür war großes Gedränge und der Korridor gedrängt voll. Beim Anblick des Neffen des Kardinals aber öffneten sich die Reihen, die untergeordneten Anbeter drückten sich an die Wände, und man ließ uns vorbei.
Wir traten in eine ganz mit himmelblauem Atlas ausgeschlagene Loge, welche in bezug auf Eleganz mit dem Boudoir einer Modedame wetteifern konnte. Das Idol saß vor seinem Altar, das heißt bei seiner Toilette. Es empfing den Kardinal-Neffen mit dem reizendsten Lächeln und fragte ihn, wie er es wagen könne vor ihm zu erscheinen, ohne ihm einen Blumenstrauß oder eine Schachtel Bonbons mitzubringen. Der Kardinal Braschi Onesti zog von seinem Finger einen Brillantring im Werte von vielleicht tausend römischen Talern, steckte ihn an den Zeigefinger des Signor Veluti und bat ihn, diesen Ring anstatt eines Buketts anzunehmen. Da er, sagte er, die Ehre gehabt, den Gesandten und die Gesandtin von England in das Theater zu begleiten, so habe er nicht gewußt, ob es ihm diesen Abend möglich sein würde, ihm sein Kompliment zu machen. Sir William und Lady Hamilton hätten jedoch gewünscht, den großen Sänger, dem sie Beifall gezollt, in der Nähe zu sehen und er, Braschi, habe diese Gelegenheit benutzt, um seinem Lieblingskünstler das Vergnügen zu bezeigen, welches dieser ihm in dem ersten Akte der »Armida« bereitet. Nachdem der Kardinal dies gesagt, stellte er uns den SignorVeluti vor, welcher Sir William Hamilton die Ehre erzeigte, ihm die Hand zum Kusse zu reichen, während er mich einlud, Platz zu nehmen. Sei es nun, daß unsere Eigenschaft als Fremde in seinen Augen uns zur Empfehlung gereichte, sei es, daß er sich geschmeichelt fühlte, den Besuch des Gesandten einer Macht ersten Ranges zu empfangen, kurz der Signor Veluti war gegen uns äußerst liebenswürdig. Er warf mir die zärtlichsten Blicke zu und sagte, wenn wir es erlaubten, so würde er sich glücklich schätzen, unsern Besuch zu erwidern. Man kann sich denken, daß wir uns wohl hüteten, eine solche Gunst abzulehnen. Dann bat er, indem er sich besonders mit mir beschäftigte, mich, ihm den Namen des Opiats zu nennen, womit ich mir die Lippen riebe und die Flüssigkeit, womit ich mir die Zähne spülte. Ich antwortete ihm, daß ich mich für die Zähne nie eines anderen Mittels bedient hätte, als eben des reinen Wassers, und was meine Lippen beträfe, so hätten dieselben von Natur die Farbe, die er daran sähe.
Der Signor Veluti rief, ein solches Wunder sei unmöglich, ergriff die Kerze und bat mich um Erlaubnis, meine Lippen und meine Zähne in der Nähe zu betrachten – eine Musterung, die ich mir bereitwillig gefallen ließ, und nach welcher Signor Veluti erklärte, ich sei sicherlich eine der schönsten Personen, die er jemals gesehen. Dann kehrte er, wahrscheinlich in der Meinung, mir durch diese Schmeichelei seinen Tribut der Gastfreundschaft entrichtet zu haben, zu seiner Toilette zurück, kokettierte mit seinen Bewunderern und ließ von Zeit zu Zeit eine anmutige Roulade hören, welcher von den Zuhörern enthusiastischer Beifall gespendet ward.
Es war seltsam, zu sehen, welche Mühe diese Zuhörer, die beinahe sämtlich der hohen Prälatur angehörten, sich gaben, um von der falschen Armida ein Lächeln, einen Blick, ein Wort zu erobern. Der eine hielt ihm seinen Kranz von Rosen, der andere seinen Zauberstab, dieser das Gewebe, welches seine
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