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tun. Da Monsignore Busca Sie nicht beschützen will, so kann ich ihn auch nicht zwingen, es zu tun; schützen Sie sich lieber selbst.«
»Aber wie soll ich das tun?« fragte Rovaglio.
»Legen Sie sich mit Ihren Söhnen und Dienstleuten gut bewaffnet, sei es im Laden selbst oder hinter der Tür, in den Hinterhalt, und wenn die Bösewichter wiederkommen, um Sie zu berauben, so schießen Sie dieselben nieder. Mögen Sie deren töten, so viel Sie wollen – ich erteile Ihnen im voraus Absolution.« Rovaglio war dem Rate des Papstes gefolgt; er hatte sich selbst geschützt und zwei Banditen getötet. Der Papst hielt Wort und erteilte ihm für diese beiden Mordtaten öffentliche Absolution.
33. Kapitel.
Ich kann Rom nicht verlassen, ohne hier noch einige Bemerkungen über die Menschen und die Ereignisse einzuschalten. Der Vergleich, den ich zwischen unseren nordischen Sitten und denen desSüdens anstellte, prägte sich meiner Erinnerung so tief ein, daß jetzt, nach dreißig Jahren, das Gemälde der Personen und der Ereignisse unter meiner Feder ebenso genau wieder zum Vorschein kommt, als wenn ich die Zeilen, die man sogleich lesen wird, auf der Durchreise in Rom im Jahre 1788 geschrieben hätte. Was mir bei meiner Ankunft in Rom zunächst auffiel, war der große Unterschied, den ich hier zwischen den Preisen aller Dinge bemerkte. Eine Mietequipage kostet in London eine Guinee den Tag, in Paris achtzehn Franks, in Rom bloß sieben oder acht Franks. Dasselbe Verhältnis findet in bezug auf die Hotels statt. In London kostet eine einigermaßen hübsche Wohnung eine Guinee täglich, in Paris fünfzehn Franks, in Rom kaum zehn Franks. Teuer ist in Rom weder der Wagen, noch die Wohnung, noch auch die Beköstigung – man speist allerdings auch ganz abscheulich – sondern nur die buona mano oder mit andern Worten das Trinkgeld. Man kann bei einem vornehmen Mann weltlichen Standes, bei einem Kardinal oder bei einem Priester keinen Besuch machen, ohne daß den nächstfolgenden Tag die Diener in corpore einem ins Haus kommen, um sich ein Geschenk zu erbitten. Der Erzbischof von Wien hatte Sir William ein Paket an den Kardinal Buoncampagno mitgegeben. Sir William, welcher keinen Grund hatte, diesen Prälaten zu sprechen, obschon derselbe der Bruder des regierenden Fürsten von Piombino war, ließ, als er durch die betreffende Straße fuhr, das Paket durch seinen Kammerdiener abgeben. Am nächstfolgenden Tage kam ein großer Bengel in der Livrée des Kardinals, um Sir William im Namen seines Herrn guten Tag zu wünschen und um ihn in seinem eigenen um eine buona mano zu bitten. Sir William antwortete, er habe dem Kardinal Buoncampagno keineswegs einen Besuch gemacht, sondern sich darauf beschränkt, ihm ein Paket zuzustellen, dessen Besorgung er aus reiner Gefälligkeit übernommen. Es käme daher eher dem Kardinal zu, Sir Williams Kammerdiener ein Trinkgeld zu geben, als Sir William dem Kammerdiener des Kardinals ein solches zu verabreichen. Der Wicht beharrte nichtsdestoweniger immer noch auf seinem Verlangen. Sir William aber ließ ihm die Tür vor der Nase zuschlagen.
Sir Williams Bankier in Rom war ein zu seltsamer Mensch, als daß ich nicht im Vorübergehen einige Worte über ihn sagen sollte. Er hieß Thomas Jenkens, war geborener Engländer und hatte anfangs die Malerei studiert. Da er jedoch bemerkt, daß erstets ein nur mittelmäßiger Künstler bleiben würde, so begnügte er sich, während er das Bankierhandwerk ausübte, ein geschickter Kenner zu bleiben, der in der Theorie alles dessen, was auf Malerei und Zeichenkunst Bezug hat, gründlich bewandert war. Dabei war er zugleich ein Archäolog, dessen Urteil in bezug auf Kameen und geschnittene Steine als beinahe unfehlbar betrachtet ward. Niemand verstand besser als er über ein Basrelief, über eine Statue oder eine Büste zu sprechen, wie beschädigt der Gegenstand auch durch sein Verweilen in der Erde oder durch das Werkzeug des Arbeiters, der es ausgegraben, sein mochte. Um sein Lob vollständig zu machen, will ich noch bemerken, daß er oft von dem Kardinal Alexander Albani – den man nicht mit dem Kardinal Francesco verwechseln darf – von dem berühmten Winkelmann, dem Verfasser der »Geschichte der Kunst bei den Alten«, und von dem berühmten Raphael Mengs, einem der besten Maler der neueren Schule, der nun seit zehn Jahren tot war, zu Rate gezogen ward. Diese Verbindung des Handels mit Statuen, Kameen und Medaillen mit den Geschäften eines Bankiers
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