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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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hatte die Königin von Frankreich seit acht Jahren nicht gesehen und ich muß allerdings gestehen, daß sie in diesen acht Jahren von der schönen und glücklichen Seite des Lebens Abschied genommen zu haben scheint.« – »Und ich, die ich sie seit neunzehn Jahren nicht gesehen, wie würde ich sie wohl wiederfinden! Die arme Antoinette!« – »Dennoch zählt sie erst dreiunddreißig Jahre,« entgegnete ich, »und mit dreiunddreißig Jahren ist man noch jung.« – »Wenn man Königin ist, nicht,« antwortete Karoline, indem sie die Stirn runzelte. »Übrigens, wenn die Angelegenheiten sich immer trüber gestalten, so werden wir dieAufgabe haben, dies reiflich zu überlegen. Jetzt lassen Sie mich einmal Ihre Toilette in Augenschein nehmen. Ich weiß nicht, ob Sie Ihrem Kleide gut stehen, oder ob Ihr Kleid Ihnen gut steht. Gewiß aber ist, daß es reizend, geschmackvoll ist. Ich werde mir ein ganz genau ähnliches fertigen lassen. Einen blauen Kaschemirshawl wie der Ihrige habe ich schon und wir werden dann aussehen wie zwei Schwestern.« – »O Madame!« – »Natürlich werden Sie die jüngste sein. Wie alt sind Sie? Dreiundzwanzig?« – »Etwas über sechsundzwanzig, Madame.« – »Ihr Gesicht hat einen unschätzbaren Fehler, meine Liebe, nämlich den, daß es zu Ihrem Vorteil lügt. Mit mir ist gerade das Gegenteil der Fall. Ich bin stets älter erschienen, als ich bin. Sie werden mir doch nicht etwa Komplimente machen? Morgen schicken Sie mir Ihr Kleid und ich werde mir sofort ein ähnliches fertigen lassen. – Aber wer stört uns denn da? – Ah, es ist der König – ich kenne seinen Tritt.« – »Der König, Madame?« rief ich, indem ich mich erhob. »Ich bin, wie Sie gesehen haben werden, in Dingen der Etikette durchaus nicht bewandert. Was soll ich tun?« – »Was Sie tun sollen? Bleiben sollen Sie. Übrigens macht der König mir niemals lange Besuche.«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und der König trat mit Geräusch ein. Wenn ich übrigens sage »der König«, so muß ich bemerken, daß ich mich glücklich schätzte, von der Königin soeben gehört zu haben, daß sie ihn an seinem Tritt erkannte, denn ich würde in dem Bauer, welcher jetzt in das Zimmer der Königin trat, nun und nimmermehr einen König vermutet haben. Man denke sich einen noch jungen Mann von hohem, ziemlich gut geformten Wuchse, obschon seine Füße zu groß und seine Hände zu dick waren, in Jagdschuhen von großen ledernen Gamaschen, einer Weste von Hirschleder, samtner Jacke und dergleichen Beinkleidern, von frischer Gesichtsfarbe, zurücktretender Stirn und eben so geformtem Kinn, einer ungeheuren Nase, die ihm das Ansehen nicht eines Adlers, sondern eines Papageien gaben, mit einer Stutz- und Zopfperücke und in der Hand an den Pfoten drei Truthühner haltend, welche aus Leibeskräften zappelten und glucksten. Hierzu denke man sich noch gemeine Gebärden und eine gemeine Sprech- und Ausducksweise und man hat einen ungefähren Begriff von dem, was Ferdinand der Vierte war. »Aber, mein Gott, was ist Ihnen denn begegnet?« rief die Königin. »Ich bin allerdings daran gewöhnt, Sie von der Jagd zurückkommen zu sehen, heute aberscheinen Sie etwas noch Besseres zu tun, denn ich glaube, Sie kommen aus dem Hühnerstalle.« – »Ach, meine liebe Schulmeisterin,« sagte Ferdinand – mit diesem Namen nannte er sie, wenn er bei guter Laune war, denn sie war es, welche ihn hauptsächlich Lesen und Schreiben gelehrt hatte – »Sie haben mir immer gesagt, wenn ich nicht König wäre, so würde ich nicht wissen, womit ich mein Brot verdienen sollte. Dies hier aber wird Ihnen das Gegenteil beweisen. Sehen Sie einmal diese drei Truthühner an.« – »Ich sehe dieselben.« – »Und nun machen Sie mir das Vergnügen, sie zu betasten.« – »Es ist geschehen, mein Herr.« – »Nun Sie, Mylady.« – Mit diesen Worten hielt der König die Truthühner mir vor die Augen. Ich wußte nicht, was ich tun sollte, ich zögerte. »Betasten Sie doch!« sagte er. »Da Sie davon essen werden, so kann es nicht schaden, wenn Sie sich überzeugen, daß sie fett sind. Ich hoffe doch, daß wir Sir William mit bei Tische haben.« – »Er wird die Ehre haben, Ihrer Einladung zu folgen, Majestät.« – »Und daran wird er wohl tun! Er wird die Truthühner schmausen, die ich gewonnen habe.« – »Aber, mein Herr,« sagte die Königin im Tone der Ungeduld, »so kommen Sie doch mit der Geschichte dieser unglücklichen Vögel zu Ende.« –

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