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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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entehrende Strafe gebüßt werden konnte. Ein Mann handelte gegen dieses Edikt, behielt seine Katze, ward angezeigt, festgenommen, überführt und verurteilt, vom Henker ausgepeitscht, auf der ganzen Insel mit dem Beweis seines Verbrechens, das heißt seiner Katze am Halse, herumgeführt um endlich auf die Galeeren geschickt zu werden. Man wird gestehen, daß dies sehr hart war. Was geschah nun? Die Maulwürfe, die Ratten und die Mäuse vermehrten sich, da sie nun von ihren natürlichen Feinden, den Katzen, befreit waren, in solcher Weise, daß die Kinder in der Wiege von ihnen gefressen wurden.
    Die dadurch zur Verzweiflung getriebenen Procidaner griffen zu den Waffen und beschlossen, in Massen lieber nach den Barbareskenstaaten auszuwandern, als unter einer so rücksichtslosen Regierung zu leben. Carl der Dritte sah sich deshalb endlich genötigt, sein Edikt zu widerrufen.
    Gehen wir zu einer anderen Anekdote über, welche den Fanatismus desselben Königs Carl für seine Hunde zeigt. Dieselbe dient zum Gegenstück seines Hasses gegen die Katzen. Ein Offizier vom Regiment der italienischen Garden war in Caserta auf Wache. Er trug demzufolge seine Galauniform, die er sich, in Anbetracht seines mittelmäßigen Soldes, nicht ohne Aufopferung angeschafft hatte. König Carl der Dritte kam, von der Jagd zurückkehrend und von seiner Meute gefolgt, vorüber. Einer der mit Schmutz bedeckten Hunde sprang, in der freundlichen Absicht ihn zu liebkosen, an dem Offizier in die Höhe und beschmutzte ihm die Uniform. Der Offizier nahm natürlich auf die Absicht keine Rücksicht, sondern stieß, ärgerlich über den seiner Uniform zugefügten Schaden, den Hund mit einem Fußtritt von sich. Der Hund erhob ein Geheul, welches die Aufmerksamkeit des Königs erweckte. Carl der Dritte drehte sich um, sah den Offizier an, ging auf ihn zu und sagte:
    »Weißt du nicht, Kerl, daß das Tier, welches du dir unterstanden hast zu stoßen, mir lieber ist als Fünfzig deinesgleichen?« Der Offizier, der nicht wenig erschrak, sich, weil er einem Hund einenFußtritt versetzt, auf diese Weise behandelt zu sehen, wechselte die Farbe, ward krank, bekam das Fieber und starb den nächstfolgenden Tag.
    Kehren wir jetzt zu dem Prinzen Ferdinand und seinem Lehrer, dem Herzog von San Nicandro, zurück. Letzteren habe ich nicht gekannt, denn als ich nach Neapel kam, war er schon tot. Es herrschte jedoch über ihn nur eine Stimme, und die Erziehung des Königs bestätigte diese einstimmige Meinung, das heißt, daß er der ihm von der Königin erzeigten Ehre völlig unwürdig gewesen. Der Herzog von San Nicandro war selbst im höchsten Grade unwissend. Er hatte in seinem Leben weiter nichts gelesen als sein Gebetbuch, was eine, wenn auch sehr gute, doch völlig unzureichende Lektüre für einen Mann war, dem die Erziehung eines Königs oblag. Da er nun selbst nichts wußte, so konnte er auch seinen Schüler nichts lehren, der, als er sich vermählte, kaum lesen noch schreiben konnte und nie eine andere Sprache redete, als das neapolitanische Patois. Da dem Erzieher übrigens von dem König Carl dem Dritten bloß eingeschärft worden war, aus dem jungen Prinzen einen guten Jäger zu machen, so glaubte er auch nicht, ihn mit etwas anderem beschäftigen zu müssen. Der alte toskanische Minister Carls des Dritten, Tannucci, welcher vierundzwanzig Jahre lang im Namen seines Herrn regiert und zum Chef der Regentschaft des jungen Prinzen ernannt worden, verlangte seinerseits nichts Besseres, als daß der König auch bei erlangter Volljährigkeit möglichst unwissend sei und er im Namen desselben ebenso wie in der Vergangenheit fortregieren könne.
    Er gab daher in bezug auf die Erziehung des jungen Königs weiter keinen Rat als höchstens den, ihm außer Geschmack an der Jagd auch noch Geschmack am Fischfang beizubringen, so daß der junge König, wenn er von einem anstrengenden Vergnügen mittels eines ruhigen Vergnügens sich erholte, nicht Zeit hätte, an die Angelegenheiten des Staates zu denken. Das einzige, was den Herzog von San Nicandro beunruhigte, und worüber er sich mit rührender Melancholie beklagte, war die allzugroße Herzensgüte des jungen Königs. Er trug deshalb Sorge, dieses Geschenk des Himmels nach Möglichkeit in den Hintergrund zu drängen. Der Prinz von Asturien, welchem man nicht denselben Hang zur Gutmütigkeit vorwerfen konnte, fand ein lebhaftes Vergnügen daran, lebendigen Kaninchen das Fell abzuziehen. Der Herzog von San Nicandro

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