Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
Freundschaft. Wir aßen die Truthühner gebraten und als Pastete zum Diner; sie waren fett, aber hart, was seinen Grund dann hatte, daß der König nicht einige Tage warten gewollt, um sich von ihrer Qualität zu überzeugen. Kommen wir mit dieser Truthühnergeschichte sofort zu Ende. Ganz wie Ferdinand gedacht, hatte seine Signatur nicht den mindesten Einfluß. Der Richter hatte die Empfehlung gelesen, und da er sie bloß als eine der vielen betrachtete, welche die Monarchen sich durch ungestümes Bitten oder Achtlosigkeit abnötigen lassen, die Achseln gezuckt und die Bittschrift beiseite gelegt. Die Folge davon war, daß nach Verlauf von vierzehn Tagen der König der Witwe abermals begegnete. Sie machte ihm heftige Vorwürfe und beschuldigte ihn, ihre Gutmütigkeit gemißbraucht zu haben, indem er ihr weisgemacht, er kenne den König.
    »Ich will Euch etwas sagen,« entgegnete Ferdinand. »Kommt heute über vierzehn Tage wieder und wenn dann Euer Prozeß nicht gewonnen ist, so mache ich mich verbindlich, Euch für jedes Eurer Truthühner hundert Dukaten zu geben.« Die gute Frau schüttelte den Kopf. Es war augenscheinlich, daß sie an die Entschädigung ihrer Truthühner ebensowenig glaubte, als an das Gewinnen des Prozesses und sie brummte zwischen den Zähnen hindurch noch allerlei von Intriganten, welche viel versprächen und sich im voraus bezahlen ließen, aber ihr Versprechen nicht hielten. Der König notierte sich den Namen des Berichterstatters und schrieb an den Justizschatzmeister, ihm seinen monatlichen Gehalt, welcher den drittnächsten Tag fällig geworden wäre, nicht zu bezahlen, indem er zugleich befahl, ihm, wenn er die Ursache wissen wollte, zu sagen, daß er bezahlt werden würde, sobald er den von dem Könige empfohlenen Prozeß expediert hätte, aber keine Stunde eher. Vierzehn Tage später übergab der König derguten Frau das Dezisum, durch welches sie ihren Prozeß gewann und indem er sich zu erkennen gab, fügte er zugleich die dreihundert Dukaten hinzu, welche er für die drei Truthühner versprochen.

44. Kapitel.
    Da mein Leben während eines Zeitraumes von zehn Jahren sich am Hofe von Neapel bewegen wird, so muß ich zum Verständnis der nachfolgenden Tatsachen meinen Lesern eine vollständigere Kenntnis der beiden Persönlichkeiten geben, mit welchen ich sie soeben bekanntgemacht, das heißt des Königs Ferdinand und der Königin Karoline.
    Ich brauche nicht zu erzählen, wie Carl der Dritte, zweiter Sohn Philipp des Fünften und erster Sohn Elisabeths Farnese, sich im Jahre 1734 des Thrones beider Sizilien bemächtigte und im Jahre 1745 als König anerkannt ward. Als sein ältester Bruder ohne Kinder starb, ward er auf den Thron von Spanien berufen und mußte sich einen Nachfolger wählen. Wir sagen, sich wählen , weil bei dieser Gelegenheit das Recht der Erstgeburt umgekehrt werden mußte. Der Infant Don Philipp war nämlich, wie man sagte, infolge der schlechten Behandlung, die er von seiner Mutter zu ertragen gehabt, geistesschwach geworden. Von ihm konnte deshalb keine Rede sein.
    Der König Carl der Dritte ließ ihn in Neapel zurück, wo er an seiner als unheilbar erkannten Krankheit starb. Dafür nahm er seinen Sohn Carl, Prinzen von Asturien, mit, der bei seinem, ich glaube im Jahre 1788 erfolgten Tode unter dem Namen Carl der Vierte König ward, und bestimmte zum Erben des Königreichs beider Sizilien seinen dritten Sohn, der damals sieben Jahre alt war. Ehe er nach Spanien abreiste, wollte er diesem Sohne einen Gouverneur wählen. Da dies aber in Rücksicht auf das zarte Alter des Prinzen mehr Sache der Mutter als des Vaters war, so ward die Wahl unglücklicherweise von der Königin getroffen. Sie bot den Posten an den Meistbietenden aus und der Herzog von San Nicandro, ein Mann, der eines solchen Amtes am allerwenigsten würdig war, erhielt dasselbe. Eine der Empfehlungen des Königs Carl des Dritten war folgende:
    »Macht aus meinem Sohne ganz besonders einen guten Jäger. Die Jagd ist das einzige Vergnügen, welches eines Königs wahrhaftwürdig ist.« Carl der Dritte stellte in der Tat die Jagd über alles, selbst über das Glück seines Volkes. Ich werde in dieser Beziehung nur eine Anekdote anführen. Da er die Insel Procida ganz besonders zur Fasanenjagd bestimmt hatte, so erließ er ein Edikt, welches die gänzliche Ausrottung der Katzen anordnete. Der Besitz eines dieser Tiere ward von diesem Augenblicke an ein Verbrechen, welches nur durch eine harte und sogar

Weitere Kostenlose Bücher